01.09.2015 22:42:40
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Neue Westfälische (Bielefeld): Kommentar: Eklat um Hermann-Äußerung Reichlich überdimensioniert Ralf Müller, München
Bielefeld (ots) - Es war sicher kein guter Einfall von Bayerns
Innenminister Joachim Herrmann (CSU), in der TV-Sendung "Hart, aber
fair" den (CSU-freundlichen) Entertainer Robert Blanco unprovoziert
und ungefragt als "wunderbaren Neger" zu bezeichnen. "Neger" ist nun
mal spätestens seit Umbenennung des "Negerkusses" in "Schokokuss" ein
rassistisches Schimpfwort. Die Erklärung Herrmanns, er habe damit auf
eine Einspielung reagiert, konnte das Kind nicht mehr aus dem Brunnen
holen. Zu einem ernsten Vorgang werden verbale Entgleisungen jedoch
erst, wenn dahinter mit einiger Berechtigung eine entsprechende
Einstellung des Entgleisenden zu vermuten ist. Das aber ist im Falle
des bayerischen Innenministers nun wirklich nicht der Fall. Auch aus
privaten Gesprächen ist keine Äußerung Herrmanns bekannt, die auf
Rassismus oder Ausländerdiskriminierung hindeuten würde. Herrmann ist
zwar der Klartext redende "schwarze Sheriff" der CSU, aber kein
rechter Sprücheklopfer. Die Entrüstungsmaschinerie, die inzwischen
wegen des "wunderbaren Negers" anlief, ist daher um einiges
überdimensioniert. Wenn man schon einen solchen Ausrutscher als
"ungeheuerlich" verurteilt oder gar - wie die bayerischen Jusos -
gleich den Rücktritt Herrmanns fordert, zu welchem
Empörungsinstrumentarium will man greifen, wenn sich ein
verantwortlicher Politiker ernsthaft in rassistisches Gedankengut
verheddert? Sensibilität ist angebracht, aber nicht Hysterie. Wenn
jeder Sturm im Wasserglas der politischen Überkorrektheit zur Staats
oder Demokratiekrise hochgejubelt wird, dann ist das für das politische Klima auch nicht förderlich, ja kann sogar das Gegenteil des Beabsichtigten bewirken. Wenn vor lauter Furcht, etwas Falsches zu sagen, nur noch weichgespültes Wortgestammel abgesondert wird, ist das nicht im Sinne einer offenen politischen Auseinandersetzung. Der Vorgang hat gezeigt: Auch erfahrene Politiker wie der bayerische Innenminister sind vor Glatteisunfällen keineswegs gefeit. Herrmann hat die Lektion sicherlich gelernt. Nun sollten wir uns wieder mit den wirklichen Problemen befassen. Davon soll es ja auch noch einige geben.
oder Demokratiekrise hochgejubelt wird, dann ist das für das politische Klima auch nicht förderlich, ja kann sogar das Gegenteil des Beabsichtigten bewirken. Wenn vor lauter Furcht, etwas Falsches zu sagen, nur noch weichgespültes Wortgestammel abgesondert wird, ist das nicht im Sinne einer offenen politischen Auseinandersetzung. Der Vorgang hat gezeigt: Auch erfahrene Politiker wie der bayerische Innenminister sind vor Glatteisunfällen keineswegs gefeit. Herrmann hat die Lektion sicherlich gelernt. Nun sollten wir uns wieder mit den wirklichen Problemen befassen. Davon soll es ja auch noch einige geben.
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Pressekontakt: Neue Westfälische News Desk Telefon: 0521 555 271 nachrichten@neue-westfaelische.de
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