07.10.2013 20:44:58
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Neue Westfälische (Bielefeld): KOMMENTAR Die 65. Frankfurter Buchmesse wird heute eröffnet Neue Gründerzeit STEFAN BRAMS
Bielefeld (ots) - Fünf Tage lang dreht sich in Frankfurt alles um
das Thema Buch. Und natürlich wird auf der 65. Internationalen
Buchmesse auch wieder über die Zukunft des gedruckten Buches
debattiert werden. Doch in die seit Jahren anhaltende Debatte hat
sich ein neuer Ton gemischt. Längst wird die Zukunft des gedruckten
Buches nicht mehr so düster gesehen und das digitale Publizieren von
der Branche nicht mehr nur als Bedrohung empfunden, sondern vielmehr
als Chance betrachtet, neue Käuferschichten zu erschließen und Bücher
ganz anders aufbereitet und in die Welt des Internets verlängert auf
den Markt zu bringen. Wolfgang Balk, Geschäftsführer des Deutschen
Taschenbuch-Verlags, bringt die neue, pragmatische Haltung vieler
Verleger zu analoger und digitaler Welt im Interview mit dieser
Zeitung auf den Punkt: "Hauptsache, die Literatur lebt und die
Menschen lesen." Und Buchmessedirektor Juergen Boos macht gar "eine
neue Gründerzeit" aus. Auch an diesem großen Wort ist etwas dran.
Denn rümpften die Verlage zum Beispiel beim neuen großen Thema
Self-Publishing noch die Nase über Autoren, die ihre Bücher selbst
verlegen, so springen sie jetzt selbst immer stärker auf diesen Zug
auf. Das alles zeigt: Die Buchbranche unterliegt einem radikalen
Wandel und tut gut daran, im digitalen Publizieren eine Chance zu
sehen und die vielen kleinen Start-ups genau zu beobachten, die an
neuen Autoren- und Verlagsplattformen basteln. So bringt Sascha Lobo
zum Beispiel mit "Sobook" Bücher direkt als Websites heraus, und
jeder kann, wenn er mag, im Buch beim Lesen mitdebattieren. Und Ralph
Möllers stellt mit "Flipintu" ein individualisiertes Online-Magazin
vor, das je nach persönlichem Interesse Buchtipps, Leseproben und
Kritiken von Gleichgesinnten aus dem Netz sammelt und seinen Kunden
zur Verfügung stellt. Selbstbewusst mahnt er: "Wenn es der
Buchbranche nicht gelingt, die Netzgemeinde auf Augenhöhe
anzusprechen, dann droht ihr das gleiche Schicksal wie der
Musikindustrie." Für Debattenstoff ist also weiter gesorgt in
Frankfurt. Denn natürlich bereitet die schöne neue digitale Welt dem
Buchmarkt auch Kopfzerbrechen. Vor allem der stationäre Buchhandel
verliert kontinuierlich an Boden. Amazon heißt die wohl größte
Herausforderung. Der Riese aus den USA ist längst nicht mehr nur
Onlineversandhändler und E-Book-Gigant mit einem geschlossenen
Kreislauf, sondern auch zum Verleger geworden und damit auf dem Weg
zum Monopolisten, der nur zu gerne die deutsche Buchpreisbindung auch
für E-Books zu Fall bringen würde. Eine gefährliche Entwicklung, die
zur Verödung des Buchmarkts und zum Verschwinden von noch mehr
Buchhandlungen und engagierten Verlagen führen würde. Doch Frankfurt
dürfte auch den Freunden des gedruckten Wortes Freude machen, geht
die digitale Welt doch auch einher mit einer Renaissance des
qualitativ hochwertigen Buches. Gründerzeiten sind spannende Zeiten
analog und digital.
analog und digital.
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