06.03.2014 22:13:01
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Neue OZ: Kommentar zum Staatsbesuch von Joachim Gauck in Griechenland
Für Joachim Gauck ist der dreitägige Aufenthalt in Griechenland kein Schönwetter-Besuch, sondern heikel. In Athen prasselten auf den Bundespräsidenten bereits am ersten Tag unangenehme Fragen ein, die mit der deutschen Vergangenheit zu tun haben. Diese Fragen hängen auch damit zusammen, dass Griechenland nach wie vor mit strengen Reformauflagen kämpft, während die Arbeitslosigkeit enorm gestiegen ist. Die Menschen im krisengeplagten Schuldenstaat sehen noch kein Licht am Ende des Tunnels, viele sind verzweifelt. Ohne weitere Milliardenzuschüsse droht der Staatsbankrott. Und weil das Land dringend Geld braucht, verwundert der Ruf der Griechen nach 162 Milliarden Euro Entschädigung für Kriegsanleihen aus der Besatzungszeit im Zweiten Weltkrieg nicht. So unterschiedlich die Meinungen der Bevölkerung in politischen Fragen auch sonst sind: In dieser Forderung ist sich die Mehrheit ebenso einig wie in der Ablehnung der Deutschen. Gauck ist es gelungen, die Forderungen nach Entschädigung abzuwehren, indem er sich als Bundespräsident schlicht für nicht zuständig erklärte. Gleichzeitig hat er mit klaren Worten die historische Schuld für Gräueltaten an Zivilisten anerkannt. Beides zu tun war ein Spagat. Gauck hat ihn geschafft, weil er den passenden Ton gefunden hat.
Christof Haverkamp
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