27.11.2013 22:16:07
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Neue OZ: Kommentar zu Kirchen/ Ökumene / Papst
Papst Franziskus hat in den acht Monaten seiner Amtszeit immer wieder durch Taten und Worte für Überraschungen gesorgt. Das trifft auch auf sein Apostolisches Schreiben "Evangelii gaudium" zu. Die vielen positiven Reaktionen darauf belegen, wie gut es ihm gelingt, eine Stimmung des Aufbruchs zu erzeugen. Es wirkt glaubwürdig, dass Franziskus keine Abschottung der Kirche will, sondern eine konkrete Unterstützung für die Armen und Schwachen verlangt. Das ist etwas anderes als hochwissenschaftliche, aber praxisferne Überlegungen über die letzten Feinheiten der Theologie.
Die breite Zustimmung hat auch damit zu tun, dass der Papst für den Vatikan vermutlich eine vergleichbare Rolle für einen Systemwechsel einnimmt wie einst Michail Gorbatschow für den Kreml: Das Kirchenoberhaupt will eine reformbedürftige, verkrustete Institution von oben revolutionieren. Bei seiner Forderung nach mehr Mitsprache der Ortsbischöfe dürften eigene negative Erfahrungen mit der zentralistischen Kurie aus seiner Zeit als Kardinal in Argentinien mitspielen.
Manch einer reibt sich angesichts der klaren, selbstkritischen Worte verwundert die Augen. Die Kritik von Franziskus am Klerikalismus und sein Plädoyer für mehr Mitsprache der Laien dürften auf Widerstände in der römischen Kurie treffen. Noch werden sie nicht offen geäußert. Aber so mancher Hardliner, der sich bis zum Frühjahr als besonders papsttreu verstand, ist schmallippig geworden.
Christof Haverkamp
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