05.11.2013 19:48:58
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Mittelbayerische Zeitung: Gewinn ist nicht alles / BMW und Audi verdienen etwas weniger. Das ist kein Drama. Wichtiger sind die Zukunftsaufgaben. Leitartikel von Bernhard Fleischmann
Regensburg (ots) - Geht der Gewinn zurück, folgt die Strafe auf
dem Fuße. So sind die Regeln an der Börse nun mal. Und die wurden bei
BMW gleich gnadenlos angewandt. Ein satter Abschlag von drei Prozent
war die Quittung für einen Gewinnrückgang im Kerngeschäft Automobil
von sechs Prozent im dritten Quartal. Wirklich gerechtfertigt ist das
aber nicht. Denn bei näherer Betrachtung geht es den deutschen
Autobauern praktisch unverändert gut. Das kann auch so bleiben,
sofern sie die in der Tat immensen Herausforderungen für die Zukunft
konsequent angehen. Die sind seit längerem bekannt - eine davon hat
sich sogar dank druckvollem Lobbying und einer windelweichen
Bundesregierung etwas abgemildert. Wenn die Gewinne und sogar die
Umsätze bei BMW und Audi im Parallelflug etwas nachgeben, dann liegt
das an vielerlei Gründen, die gut erklärbar sind. Obendrein befinden
sie sich absolut gesehen noch auf einem Niveau, von dem fast jeder
Wettbewerber kaum zu träumen wagt. Das Volumen der Einnahmen leidet
momentan daran, dass beide Hersteller soeben - für ihre Verhältnisse
kleinere Modelle neu aufgelegt haben. Bei BMW ist es die 3er-Serie, bei Audi der noch kompaktere A3. Das treibt die Stückzahlen hoch, aber die Marge pro Fahrzeug liegt um ein Mehrfaches niedriger als bei den Flaggschiffen. Hinzu kommen zunehmende Rabatte, zu denen sich auch die Luxushersteller mehr und mehr genötigt sehen. Selbst die noch sehr junge Generation des Megasellers Golf von VW wird den Kunden schon mit erklecklichen Nachlässen schmackhafter gemacht. Doch die ganze Härte der Marktschwäche in Europa trifft BMW, Audi und Mercedes am wenigsten. Die europäische Autoindustrie hat in den ersten sechs Monaten des Jahres 30 000 Arbeitsplätze verloren, weitere 80 000 könnten es in den nächsten zwei Jahren werden; aber weder in München, noch in Ingolstadt oder Stuttgart - und ihren nationalen und internationalen Dependancen. Hohe Gewinne sind toll, aber wann, wenn nicht jetzt, sollen die Hersteller Geld in die Hand nehmen, um die großen Investitionen zu stemmen, die nötig sind, um auch in zehn Jahren noch an der Spitze zu stehen? Sparsamere Verbrenner, ob mit Benzin, Diesel oder Gas, Wasserstoff- und Elektroantriebe - besonders auf der Antriebsseite stehen gigantische Ausgaben für Forschung und Entwicklung an. Die Autos müssen zudem leichter und vernetzter werden, insgesamt ökologisch verträglicher. Darüber hinaus sollen sie als Gattung wettbewerbsfähig bleiben, wovon die jüngere Generation in hoch entwickelten Industriegesellschaften schon länger nicht mehr überzeugt ist. Immerhin, beim Aspekt Umweltfreundlichkeit naht Entlastung. Mit Drohungen - unterstützt von fürsorglichen Spenden der Firmeneigner - hat der Verband der Deutschen Autoindustrie mit Merkels Parteifreund Matthias Wissmann an der Spitze erreicht, dass die Bundesregierung einen längst vereinbarten Kompromiss der EU zu Abgasgrenzwerten ab dem Jahr 2020 hat platzen lassen. Darüber freuen sich Daimler und BMW, die offensiv für eine Verschiebung warben. Aber nicht einmal Volkswagen ließ sich
zumindest öffentlich - dafür einspannen. Konzernboss Martin Winterkorn hatte zuvor sogar versichert, sein Unternehmen werde die Grenzwerte schon 2019 erreichen. Richtig erzürnt waren die Zulieferer, deren Anteil an einem Auto bei 75 Prozent liegt, weil sie fürchten, dass die Europäer damit langfristig an Wettbewerbsfähigkeit verlieren könnten. Aber so weit wird an der Börse ja nicht gedacht.
kleinere Modelle neu aufgelegt haben. Bei BMW ist es die 3er-Serie, bei Audi der noch kompaktere A3. Das treibt die Stückzahlen hoch, aber die Marge pro Fahrzeug liegt um ein Mehrfaches niedriger als bei den Flaggschiffen. Hinzu kommen zunehmende Rabatte, zu denen sich auch die Luxushersteller mehr und mehr genötigt sehen. Selbst die noch sehr junge Generation des Megasellers Golf von VW wird den Kunden schon mit erklecklichen Nachlässen schmackhafter gemacht. Doch die ganze Härte der Marktschwäche in Europa trifft BMW, Audi und Mercedes am wenigsten. Die europäische Autoindustrie hat in den ersten sechs Monaten des Jahres 30 000 Arbeitsplätze verloren, weitere 80 000 könnten es in den nächsten zwei Jahren werden; aber weder in München, noch in Ingolstadt oder Stuttgart - und ihren nationalen und internationalen Dependancen. Hohe Gewinne sind toll, aber wann, wenn nicht jetzt, sollen die Hersteller Geld in die Hand nehmen, um die großen Investitionen zu stemmen, die nötig sind, um auch in zehn Jahren noch an der Spitze zu stehen? Sparsamere Verbrenner, ob mit Benzin, Diesel oder Gas, Wasserstoff- und Elektroantriebe - besonders auf der Antriebsseite stehen gigantische Ausgaben für Forschung und Entwicklung an. Die Autos müssen zudem leichter und vernetzter werden, insgesamt ökologisch verträglicher. Darüber hinaus sollen sie als Gattung wettbewerbsfähig bleiben, wovon die jüngere Generation in hoch entwickelten Industriegesellschaften schon länger nicht mehr überzeugt ist. Immerhin, beim Aspekt Umweltfreundlichkeit naht Entlastung. Mit Drohungen - unterstützt von fürsorglichen Spenden der Firmeneigner - hat der Verband der Deutschen Autoindustrie mit Merkels Parteifreund Matthias Wissmann an der Spitze erreicht, dass die Bundesregierung einen längst vereinbarten Kompromiss der EU zu Abgasgrenzwerten ab dem Jahr 2020 hat platzen lassen. Darüber freuen sich Daimler und BMW, die offensiv für eine Verschiebung warben. Aber nicht einmal Volkswagen ließ sich
zumindest öffentlich - dafür einspannen. Konzernboss Martin Winterkorn hatte zuvor sogar versichert, sein Unternehmen werde die Grenzwerte schon 2019 erreichen. Richtig erzürnt waren die Zulieferer, deren Anteil an einem Auto bei 75 Prozent liegt, weil sie fürchten, dass die Europäer damit langfristig an Wettbewerbsfähigkeit verlieren könnten. Aber so weit wird an der Börse ja nicht gedacht.
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