29.08.2019 15:12:45

MÄRKTE USA/Wall Street von Hoffnung im Handelsstreit gestützt

NEW YORK (Dow Jones)--Der Aktienterminmarkt suggeriert am Donnerstag einen freundlichen Handelsstart am US-Kassamarkt. Einmal mehr bestimmt der US-chinesische Handelsstreit die Marschrichtung. Anleger setzen auf eine Annäherung zwischen Chinesen und Amerikanern, denn im September könnte es wieder Gespräche geben. Diese Information ist zwar nicht ganz neu, wurde nun aber von chinesischer Seite zumindest in Aussicht gestellt. Allerdings warnte Gao Feng, Sprecher des chinesischen Handelsministeriums auch, dass China umfangreiche Gegenmaßnahmen gegen die höheren US-Zölle ergreifen könnte. Offenbar ist aber eine unmittelbare chinesische Gegenmaßnahme derzeit nicht geplant. Diese dürre Nachrichtenlage reicht offenbar, um Anleger zu Käufen am Aktienmarkt zu motivieren.

Händler wundern sich denn auch etwas über die positive Marktreaktion. "Die Märkte suchen so verzweifelt nach Anzeichen von Fortschritt", versucht Finanzanalyst Connor Campbell von Spreadex die Marktreaktion zu erklären. "Die weitgehend hoffnungsvollen Töne der Kommentare aus China haben die Marktstimmung angehoben", ergänzt Marktanalyst David Madden von CMC Markets. Derweil steigt der Druck auf US-Präsident Donald Trump in Sachen Handelsstreit auch an der Heimatfront. Mehrere hundert Unternehmen und Wirtschaftsverbände in den USA haben die Zollpolitik der Regierung scharf kritisiert und ein Ende des Handelsstreits mit China gefordert.

Von anderer Seite wird die politische Entspannung in Italien als Lieferant von Rückenwind für die Wall Street ins Spiel gebracht. Denn dort gibt es eine Regierungsbildung ohne die befürchteten Neuwahlen.

Die US-Daten des Tages spielen kaum eine Rolle, zumal sie die Erwartungen weitgehend erfüllten. Das US-Wirtschaftswachstum ist im zweiten Quartal 2019 schwächer ausgefallen als bisher angenommen, dies war aber so erwartet worden. Zudem erholten sich die US-Unternehmensgewinne stark. Die wöchentliche Zahl der Erstanträge auf Leistungen aus der US-Arbeitslosenversicherung hat leicht, aber im vorausgesagten Rahmen zugelegt.

Risikoneigung steigt, bleibt aber niedrig

Die gestiegene Risikoneigung am Aktienmarkt macht sich bei Renten bemerkbar, denn dort sinken die Notierungen. Die Rendite zehnjähriger US-Staatsanleihen steigt um 0,5 Basispunkte auf 1,48 Prozent. Die Zinsstrukturkurve bleibt aber weiter invers und sendet damit unverändert konjunkturelle Alarmsignale aus. Denn zweijährige US-Schuldtitel werfen mit 1,51 Prozent weiter mehr Rendite als die Langläufer ab.

Am Devisenmarkt gewinnt der ICE-Dollarindex 0,1 Prozent. Der Euro fällt trotz der Entspannung in Italien marginal auf 1,1072 Dollar nach einem Tageshoch bei 1,1088 Dollar. US-Finanzminister Steven Mnuchin teilte mit, die US-Regierung plane "derzeit" keine Interventionen am Devisenmarkt zu Lasten des Greenbacks. Zuletzt hatte es entsprechende Marktgerüchte gegeben. Allerdings warnen Analysten, dass solche Ankündigungen oft keine lange Halbwertzeiten aufwiesen.

Der Inflationsdruck in Deutschland hat im August indes unerwartet nachgelassen und liefert der Europäischen Zentralbank Spielraum für weitere geldpolitische Lockerungen. Dies drückt etwas auf den Euro, stützt aber den Goldpreis. Dieser steigt um 0,3 Prozent auf 1.543 Dollar.

Am Ölmarkt setzt sich die Rally des Vortages in Reaktion auf massiv gesunkene US-Vorräte fort. US-Leichtöl der Sorte WTI verteuert sich um weitere 0,9 Prozent auf 56,29 Dollar je Fass, Nordseeöl der Sorte Brent um 0,1 Prozent auf 60,53 Dollar. Die global gehandelte Sorte Brent ist weniger von den US-Lagerbeständen abhängig. Analysten erklären die leeren US-Lager unter anderem mit einer hohen Förderdisziplin des Erdölkartells Opec. Auch die konzilianteren Töne im Handelsstreit stützten die Nachfragehoffnungen, heißt es.

Unter den Einzelaktien stürzen Best Buy vorbörslich um 5,5 Prozent ein. Der Einzelhändler für Unterhaltungselektronik verfehlte mit seinen Quartalszahlen die Marktprognose, schnitt beim Gewinnausblick aber besser als gedacht ab. Dollar General ziehen dagegen um 7,8 Prozent an, der Schnäppchenmarktbetreiber überzeugte mit seinen Quartalszahlen und hob die Prognose an. Auch die Geschäftszahlen von Tech Data kommen gut an, die Titel des Technologiegroßhändlers legen um 9,0 Prozent zu.

Das Modeunternehmen Guess übertraf dank einer guten Nachfrage aus Europa die Umsatz- und Gewinnerwartungen, der Kurs springt um 15,4 Prozent in die Höhe. Nutanix machen einen Satz um fast 21 Prozent nach oben. Das Unternehmen, das sich gerade in einem Transformationsprozess von einem Hardware- zu einem Softwareanbieter befindet, berichtet zwar über weiter sinkende Umsätze und steigende Verluste, schnitt aber mit den konkreten Zahlen dennoch besser als erwartet ab.

Der Cloud- und Identitätsexperte Okta konnte den Umsatz um 49 Prozent stärker steigern als prognostiziert. Der Nettoverlust weitete sich aber aus. Die Aktie verliert 0,5 Prozent. Ein Kursdesaster erleben Ollie's Bargain Outlet. Der Einzelhändler hat nicht nur die Prognosen verfehlt, sondern auch den Ausblick gesenkt. Die Aktie bricht um 24,6 Prozent ein.

Box, ein Anbieter von Cloud-Software, schnitt bei Umsatz und bereinigtem Gewinn besser als prognostiziert ab. Zugleich erhöhte Box den Umsatzausblick am unteren Prognoserand leicht, liegt damit aber nur marginal über den bereits kursierenden Erwartungen. Die Aktie verliert 9,0 Prozent.

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US-Anleihen

Laufzeit Rendite Bp zu VT Rendite VT +/-Bp YTD

2 Jahre 1,51 1,2 1,50 31,0

5 Jahre 1,38 0,0 1,38 -54,3

7 Jahre 1,43 -0,4 1,43 -81,7

10 Jahre 1,48 0,4 1,48 -96,1

30 Jahre 1,95 1,8 1,93 -111,4

DEVISEN zuletzt +/- % Do, 7:50 Uhr Mi, 17:59h % YTD

EUR/USD 1,1074 -0,06% 1,1085 1,1084 -3,4%

EUR/JPY 117,64 +0,14% 117,35 117,35 -6,4%

EUR/CHF 1,0877 +0,00% 1,0868 1,0871 -3,4%

EUR/GBP 0,9072 -0,01% 0,9077 0,9050 +0,8%

USD/JPY 106,24 +0,23% 105,86 105,87 -3,1%

GBP/USD 1,2208 -0,06% 1,2211 1,2251 -4,4%

USD/CNY 7,1444 -0,29% 7,168 7,1653 +3,9%

Bitcoin

BTC/USD 9.441,50 -2,76% 9.591,50 10.233,33 +153,9%

ROHÖL zuletzt VT-Settl. +/- % +/- USD % YTD

WTI/Nymex 56,08 55,78 +0,5% 0,30 +16,7%

Brent/ICE 60,47 60,49 -0,0% -0,02 +9,3%

METALLE zuletzt Vortag +/- % +/- USD % YTD

Gold (Spot) 1.543,37 1.539,20 +0,3% +4,17 +20,3%

Silber (Spot) 18,61 18,36 +1,4% +0,25 +20,1%

Platin (Spot) 926,00 904,35 +2,4% +21,65 +16,3%

Kupfer-Future 2,57 2,55 +0,5% +0,01 -2,9%

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Kontakt zum Autor: maerkte.de@dowjones.com

DJG/DJN/flf/apo

(END) Dow Jones Newswires

August 29, 2019 09:13 ET (13:13 GMT)

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