27.10.2014 21:51:33

MÄRKTE USA/Wall Street trotzt Belastungsfaktoren

   Von Thomas Rossmann

   Trotz diverser Belastungsfaktoren hat sich die Wall Street am Montag wacker gehalten. So drückten wieder die Wachstumsängste in Europa auf das Sentiment. Dazu kam der Wahlausgang in Brasilien, der für Enttäuschung sorgte. Staatschefin Dilma Rousseff besiegte am Wochenende in einer Stichwahl ihren wirtschaftsnahen und von der Börse favorisierten Herausforderer Aecio Neves ganz knapp. Daraufhin brach der brasilianische Börsenindex Ibovespa zwischenzeitlich auf den tiefsten Stand seit sechs Monaten ein und auch der brasilianische Real verlor gegenüber dem US-Dollar deutlich an Wert.

   Beim europäischen Bankenstresstest blieb eine negative Überraschung zwar aus, doch der schwächer als erwartete Ifo-Geschäftsklimaindex aus Deutschland drückte auf die Stimmung. Hatte es im Vorfeld noch die Hoffnung gegeben, dass die Phase der Eintrübung vorüber sein könnte, wurde diese enttäuscht.

   Händler sprachen allerdings auch von einer Auszeit, nachdem die Indizes die vergangene Woche mit dem höchsten Gewinn seit rund einem Jahr beendet hatten. Zudem herrschte im Vorfeld der Sitzung der US-Notenbank Zurückhaltung. Dass die Fed am Mittwoch vermutlich den vollständigen Ausstieg aus dem Wertpapier-Kaufprogramm verkünden wird, entfachte keine Kauflaune. Denn zuletzt ging die Hoffnung um, die Fed könnte sich mit diesem Schritt noch etwas Zeit lassen.

   "Ich denke aber nicht, dass dies passieren wird. Sollte die Fed das Ende des Programms tatsächlich verschieben, würde dies den Markt völlig verunsichern und den zeitlichen Rahmen einer Zinsanhebung, auf den sich Anleger eingestellt haben, durcheinanderbringen", sagte Analyst Joshua Mahony von Alpari.

   Der Dow-Jones-Index gewann 0,1 Prozent auf 16.818 Punkte. Für den S&P-500 ging es dagegen um 0,2 Prozent auf 1.962 Punkte nach unten. Der Nasdaq-Composite stieg um 2 Punkte auf 4.486 Punkte. Umgesetzt wurden an der NYSE 0,76 (Freitag: 0,71) Milliarden Aktien. Den insgesamt 1.353 (1.957) Kursgewinnern standen 1.785 (1.195) -verlierer gegenüber, während 106 (102) Titel unverändert schlossen.

   Hoffnung bereitete jedoch die laufende US-Berichtssaison. Bis zum vergangenen Freitag hatten 208 Unternehmen aus dem S&P-500 ihre Quartalszahlen vorgelegt. Die Dynamik des Gewinnwachstums entwickelt sich dabei besser als noch vor der Quartalssaison erwartet. Dieser Umstand spreche für Aktien, sagte Marktstratege Jonathan Golub von RBC Capital Markets.

   Nicht in dieses Bild passte allerdings der Geschäftsbericht des Pharmakonzerns Merck & Co. Die Aktie war mit einem Minus von 2,0 Prozent der schwächste Wert im Dow-Jones-Index. Hohe Kosten für Restrukturierungsmaßnahmen und Zukäufe haben den Gewinn im dritten Quartal deutlich geschmälert. Auch der Umsatz ging wegen des zunehmenden Wettbewerbs durch Nachahmermedikamente zurück. Allerdings fiel das Ergebnis nicht ganz so schwach wie vom Markt befürchtet aus, die Umsatzentwicklung enttäuschte jedoch - ebenso der gesenkte Ausblick.

   Nach der Schlussglocke wird Twitter noch einen Blick in die Bücher gewähren. Die Aktie des Kurznachrichtendienstes verlor im Vorfeld 2,8 Prozent. Am Dienstag wird die Berichtssaison dann wieder etwas mehr Fahrt aufnehmen. Es stehen unter anderem die Quartalsergebnisse von Pfizer, DuPont und Facebook auf der Agenda.

   Auch von der M&A-Seite gab es Neues. So will Valeant Pharmaceuticals das Gebot für Allergan aufbessern. Das umworbene Unternehmen schnitt derweil im dritten Quartal besser als erwartet ab und erhöhte die Prognose. Valeant gewannen 1,1 Prozent, während es für Allergan um 1,0 Prozent nach unten ging.

   Nach der geplatzten Fusion mit dem irischen Konkurrenten Fyffes bekommt der US-Bananengroßhändler Chiquita neue Besitzer. Die beiden brasilianischen Unternehmen Cutrale und Safra übernehmen das US-Unternehmen. Das Geschäft hat ein Volumen von 1,3 Milliarden Dollar. Der Chiquita-Verwaltungsrat nahm das letzte Angebot in Höhe von 14,50 Dollar je Aktie an. Für die Aktie von Chiquita ging es um 1,4 Prozent auf 14,36 Dollar nach oben.

   Der Ölpreis erlebte zu Wochenbeginn eine Berg- und Talfahrt. Mit der gesenkten Ölpreisprognose von Goldman Sachs für das erste Halbjahr 2015 ging es für den Barrel WTI in der Spitze bis auf 79,44 Dollar nach unten - den tiefsten Stand seit Juni 2012. Im Anschluss erholte sich der Ölpreis allerdings wieder und lag zum Settlement mit 81,00 Dollar praktisch auf dem Niveau vom Freitag. Für Brent ging es um 0,30 Dollar auf 85,83 Dollar nach unten.

   Goldman Sachs geht für das erste Halbjahr des kommenden Jahres bei Brent nun von einem Durchschnittspreis von 85 statt 100 US-Dollar je Barrel aus. WTI soll laut Goldman Sachs im Mittel 75 statt 90 Dollar kosten. Als Grund für die neuen Schätzungen nannte die Bank das Überangebot am Ölmarkt. Sowohl der Umfang als auch die Nachhaltigkeit der US-Ölproduktion verbillige Rohöl weltweit.

   Am US-Anleihemarkt legten die Notierungen leicht zu. Die anhaltenden Sorgen in Bezug auf das Konjunkturwachstum in der Eurozone sorgten weiter für Zulauf in den "sicheren" Hafen Treasurys. Zudem sei der Fokus bereits auf die Sitzung der US-Notenbank gerichtet gewesen, so ein Händler. Die Rendite zehnjähriger Titel reduzierte sich um einen Basispunkt auf 2,25 Prozent.

   Für den Goldpreis ging es zum Settlement um 0,2 Prozent auf 1.229 Dollar je Feinunze nach unten. Hier herrschte ebenfalls Zurückhaltung vor den Ergebnissen der Sitzung der US-Notenbank zur Wochenmitte, hieß es aus dem Handel. Der Euro gab einen Teil seiner Gewinne im Zuge des Bankenstresstests wegen des schwachen Ifo-Index aus Deutschland wieder ab und notierte im späten US-Handel bei 1,2706 Dollar. Im Tageshoch hatte der Euro schon bei 1,2725 Dollar notiert.

=== INDEX zuletzt +/- % absolut DJIA 16.817,94 0,07 12,53 S&P-500 1.961,63 -0,15 -2,95 Nasdaq-Comp. 4.485,93 0,05 2,22 Nasdaq-100 4.046,02 0,10 4,00

Kupon Laufzeit Notierung Änderung Rendite Änderung 1/2% 2-year 100 7/32 flat 0,382% flat 7/8% 3-year 100 6/32 up 1/32 0,805% -1,1 Bp 1 5/8% 5-year 101 8/32 up 2/32 1,484% -1,2 Bp 2% 7-year 101 8/32 up 3/32 1,929% -1,4 Bp 2 3/8% 10-year 101 1/32 up 5/32 2,257% -1,4 Bp 3 1/8% 30-year 101 23/32 up 8/32 3,037% -1,3 Bp

DEVISEN zuletzt +/- % Mo, 9.45 Uhr Fr, 17.35 Uhr EUR/USD 1,2706 0,08% 1,2696 1,2673 EUR/JPY 136,95 -0,05% 137,01 137,00 EUR/CHF 1,2057 -0,07% 1,2066 1,2059 USD/JPY 107,79 -0,13% 107,92 108,10 GBP/USD 1,6126 0,15% 1,6101 1,6085 === Kontakt zum Autor: thomas.rossmann@wsj.com

   DJG/DJN/ros

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   October 27, 2014 16:21 ET (20:21 GMT)

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