07.04.2017 16:20:42

MÄRKTE USA/Wall Street mit Syrien, Gipfel und Arbeitsmarkt im Minus

   Von Barbara Kollmeyer

   NEW YORK (Dow Jones)--Anleger an der Wall Street haben am Freitag drei wichtige Ereignisse im Blick: Die Eskalation im Syrienkonflikt, die Ergebnisse des US-chinesischen Gipfels sowie die Arbeitsmarktdaten für März. Letztere stellen eine Enttäuschung dar: Denn der Stellenaufbau in der US-Wirtschaft ist im März deutlich hinter den Erwartungen zurückgeblieben und auch in den beiden Vormonaten etwas schwächer als bisher angenommen gewesen. Allerdings ist die Arbeitslosenquote auf den niedrigsten Stand seit knapp zehn Jahren gesunken. Für die US-Notenbank gibt es nach Einschätzung von Analysten keinen Grund, den Zinserhöhungspfad zu verlassen. Daher beruhigt sich die Situation an den US-Finanzmärkten nach einer ersten Schrecksekunde wieder.

   Insgesamt scheint in diesem Umfeld dennoch Risikovermeidung vorzuherrschen. Die vermeintlich sicheren Häfen Gold, Yen und US-Staatsanleihen legen zu. Im frühen Geschäft verliert der Dow-Jones-Index 0,1 Prozent auf 20.648 Punkte, S&P-500 und Nasdaq-Composite büßen ebenfalls je 0,1 Prozent ein. Nach den Giftgasangriffen aus der Luft auf von Rebellen kontrolliertes Gebiet in Syrien hat US-Präsident Donald Trump syrische Luftwaffenstützpunkte bombardieren lassen. Die USA beschuldigen den syrischen Machthaber Baschar al-Assad, für den Giftgasangriff verantwortlich zu sein. Russland und der Iran haben den US-Angriff scharf verurteilt, China vor einer weiteren Eskalation des Konflikts gewarnt. Es komme nun darauf an, wie Russland reagieren werde, heißt es im Handel.

   "Es gibt eine Menge Diskussion über Fragen, was wäre wenn", umschreibt Portfolioverwalter David Vickers von Russell Investments die Stimmung. Die Anleger seien aber noch nicht übermäßig besorgt, weil die US-Intervention eine einmalige Sache zu sein scheine. Daher ist auch kein allzu großer Verkaufsdruck an den Börsen zu beobachten, in Asien erholten sich die Notierungen sogar. "Es ist von Trump nicht erwartet worden, dass er sein Land in Syrien involviert - bedenkt man die starke Verbundenheit Syriens mit Russland", wundert sich Chefmarktanalyst Naeem Aslam von Think Markets.

Gipfeltreffen birgt Risiken Darüber hinaus bleibt das Gipfeltreffen zwischen Trump und seinem chinesischen Amtskollegen Xi Jinping im Blick. Nach einem ersten Treffen äußerte sich der US-Präsident zuversichtlich über das künftige Verhältnis zu Peking. Trump hatte die chinesische Regierung in den vergangenen Monaten immer wieder heftig kritisiert, vor allem wegen ihrer Handelspolitik. In den weiteren Gesprächen dürfte neben Handelsfragen auch der Umgang mit Nordkorea auf der Tagesordnung stehen.

   Händler beäugen das Treffen daher mit Sorgenfalten - auch vor dem Hintergrund der Eskalation in Syrien. "Unser optimistisches Szenario läuft daraufhin hinaus, dass beide Politiker ein nettes Gesicht machen, in die Kameras lächeln und von konstruktiven Diskussionen bei verschiedenen Problemfeldern berichten. In Wirklichkeit dürften sich die Differenzen vergrößert haben", mahnt Aslam.

Sichere Häfen gesucht Die vermeintlich sicheren Häfen sind derweil gesucht: Der Preis für Gold steigt um 0,8 Prozent auf 1.264 US-Dollar - unmittelbar nach dem Arbeitsmarktschreck schoss der Preis für die Feinunze bis auf 1.271 Dollar empor. Für den Yen geht es ebenfalls nach oben. Der Dollar sackt auf 110,90 ab nach Wechselkursen um 111 Yen vor den Angriffen. Doch erholt sich der Greenback nach einem ersten Taucher in Reaktion auf den Arbeitsmarktbericht bis auf rund 110,30 Yen deutlich. Der Euro verliert insgesamt zum Greenback und macht mit den Arbeitsmarktdaten nur zwischenzeitlich Boden gut. Die Gemeinschaftswährung wird mit 1,0621 nach Wechselkursen um 1,0643 Dollar am Vorabend gehandelt.

   Gefragt sind US-Renten. Die Rendite zehnjähriger US-Staatsanleihen verliert 3 Basispunkte auf 2,31 Prozent. Am Rentenmarkt würden wegen des Arbeitsmarktes allzu forsche Zinserhöhungsfantasien ausgepreist, heißt es. Aber auch die geopolitischen Spannungen stützen den Markt.

   Erdöl profitiert von der Sorge, dass mit der Verschärfung des Konflikts im Nahen Osten das Angebot knapper werden könnte. Syrien spiele zwar für die Ölförderung eigentlich keine Rolle, aber ein Konflikt mit Russland und dem Iran in der Region könne den Rohölnachschub schon empfindlich treffen, heißt es im Handel. Der Preis für ein Fass US-Leichtöl der Sorte WTI verteuert sich um 0,2 Prozent auf 51,80 Dollar, Brent steigt um 0,1 Prozent auf 54,96 Dollar - das Tageshoch lag allerdings knapp über 56 Dollar. Denn bereits frühzeitig wurden Stimmen laut, die die Nachhaltigkeit des Preisanstiegs anzweifelten.

   Die Aktie von Ruby Tuesday bricht um 15,3 Prozent ein. Die Restaurantkette verbuchte im dritten Geschäftsquartal einen Verlust bei sinkenden Umsätzen. Die Aktien von WD-40 sinken um 0,7 Prozent. Der Kriechölproduzent hat die Umsatzprognose für das laufende Jahr gekappt. Zudem liegt das Ergebnis je Aktie im zweiten Quartal unter den Analystenprognosen.

=== INDEX zuletzt +/- % absolut +/- % YTD DJIA 20.631,87 -0,15 -31,08 4,58 S&P-500 2.354,36 -0,14 -3,13 5,34 Nasdaq-Comp. 5.870,02 -0,11 -8,93 9,22 Nasdaq-100 5.416,10 -0,10 -4,78 11,57

US-Anleihen Laufzeit Akt. Rendite Bp zu Vortag Rendite Vortag +/-Bp YTD 2 Jahre 1,24 0,4 1,24 4,0 5 Jahre 1,84 -2,2 1,86 -8,7 7 Jahre 2,12 -3,2 2,15 -13,1 10 Jahre 2,31 -3,3 2,34 -13,8 30 Jahre 2,95 -3,4 2,99 -11,4

DEVISEN zuletzt +/- % Fr, 8:01 Do, 17:30 % YTD EUR/USD 1,0622 -0,29% 1,0653 1,0653 +1,0% EUR/JPY 117,6875 +0,03% 117,6574 118,26 -4,3% EUR/CHF 1,0694 -0,02% 1,0696 1,0698 -0,2% EUR/GBP 0,8569 +0,35% 0,8539 1,1721 +0,5% USD/JPY 110,82 +0,33% 110,46 111,01 -5,2% GBP/USD 1,2398 -0,62% 1,2475 1,2486 +0,5%

ROHÖL zuletzt VT-Settl. +/- % +/- USD % YTD WTI/Nymex 51,92 51,7 +0,4% 0,22 -7,4% Brent/ICE 54,97 54,89 +0,1% 0,08 -5,8%

METALLE zuletzt Vortag +/- % +/- USD % YTD Gold (Spot) 1.265,02 1.253,50 +0,9% +11,52 +9,9% Silber (Spot) 18,38 18,27 +0,6% +0,11 +15,4% Platin (Spot) 963,00 962,00 +0,1% +1,00 +6,6% Kupfer-Future 2,62 2,66 -1,5% -0,04 +4,2% === Kontakt zum Autor: maerkte.de@dowjones.com

   DJG/DJN/flf/cln

   (END) Dow Jones Newswires

   April 07, 2017 09:50 ET (13:50 GMT)

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