24.04.2020 18:21:43

MÄRKTE EUROPA/Schwacher Wochenausklang - EU-Gipfel enttäuscht

FRANKFURT (Dow Jones)--Mit deutlichen Abschlägen haben Europas Börsen am Freitag geschlossen. Die Ergebnisse des EU-Gipfels wurden skeptisch gesehen. Berenberg sprach von "sehr begrenzten Fortschritten". Prinzipiell habe man sich auf ein großes Hilfspaket geeinigt. Das sei allerdings im Vorfeld bereits bekannt gewesen. Der DAX verlor 1,7 Prozent auf 10.336 Punkte, für den Euro-Stoxx-50 ging es 1,5 Prozent auf 2.809 nach unten.

Für einen Stimmungsrücksetzer sorgten zudem Berichte, nach denen der Hoffnungsträger Remdesivir des US-Pharmakonzerns Gilead Sciences keine durchschlagenden Erfolge bei Coronavirus-Patienten gezeigt haben soll. Keinen großen Einfluss hatte dagegen der im April auf ein Rekordtief gefallene Ifo-Geschäftsklimaindex. Anleger ziehen es gemäß dem Prinzip Hoffnung vor, sich auf die billionenschweren fiskalischen und geldpolitischen Stimuli der Regierungen zu konzentrieren. Zum Kauf von Aktien animierte der Ifo-Index allerdings auch nicht.

Nestle mit starkem organischen Wachstum

Daneben stand weiter die Berichtssaison im Blick. Die Geschäftszahlen von Nestle wurden positiv gewertet. Das Unternehmen habe beim organischen Wachstum überzeugt, das mit einem Plus von 4,3 Prozent deutlich oberhalb der Erwartung ausgefallen sei, hieß es. Hier dürfte Nestle auch von Hamsterkäufen profitiert haben. Das Unternehmen hat zunächst den Ausblick bestätigt. Die Citigroup sprach von beruhigenden Geschäftszahlen. Der Kurs stieg um 1,8 Prozent.

Einen guten Start in das Jahr legte der Energieversorger Uniper hin, die Aktie gewann 0,8 Prozent. "Die Zahlen sind wirklich stark", so ein Analyst. "Damit ist das Jahresziel bereits in greifbare Nähe gerückt". Vergleichsweise viele Quartalsergebnisse kamen aus Frankreich. Bei Vinci hat der März einen guten Jahresauftakt zunichte gemacht, allerdings wohl wenig überraschend. Der Kurs gab um 0,3 Prozent nach.

Der französische Bau- und Industriekonzern Saint Gobain hat im ersten Quartal 9,8 Prozent weniger umgesetzt. Zudem wurde die 2019er Dividende gestrichen. Analysten bemängelten, dass bisher keine weiteren Schritte unternommen würden, um Kosten zu sparen. Der Kurs fiel um 4,9 Prozent.

Der Linde-Konkurrent Air Liquide hat den Umsatz im ersten Quartal leicht gesteigert und einen Gewinn auf Vorjahreshöhe in Aussicht gestellt. Allerdings ist die Aktie zuletzt schon gut gelaufen. Der Kurs kam um 2,1 Prozent zurück. Sanofi gewannen nach Zahlenausweis 2,3 Prozent. Die Umsätze sind stärker gestiegen als erwartet. Laut Jefferies hatten die Kosten im vorausgesagten Rahmen gelegen, deshalb sei auch der Gewinn je Aktie deutlich oberhalb der Schätzung ausgefallen. Die Experten halten die derzeitigen Konsenserwartungen aber für zu hoch.

Für Valeo ging es um 7,8 Prozent nach oben. An der Börse wurde auf die Umsatzentwicklung im ersten Quartal geschaut. Der Umsatz ist auf vergleichbarer Basis zwar um 8 Prozent gesunken, die Equita-Analysten verwiesen aber darauf, dass der Referenzmarkt um 24 Prozent eingebrochen sei. Valeo habe also klar besser abgeschnitten im Vergleich.

S&P setzt Commerzbank und Deutsche Bank zu

Deutsche Bank verloren 6,8 und Commerzbank 4,1 Prozent. Belastend wirkte, dass die Ratingagentur S&P die Bonitätseinstufung für die Commerzbank um eine Stufe auf BBB+ gesenkt hatte. Aus dem Handel hieß es, dass die Commerzbank ein erhebliches Kreditportfolio im Unternehmenskundensegment in den Büchern habe. Steigende Kreditrisikovorsorge könne hier zu einem Problem werden. Die Kreditwürdigkeit der Deutschen Bank wurde zwar bestätigt, den Ausblick nahm S&P aber auf "negativ" zurück.

Lufthansa sackten um 8 Prozent ab und stellten das Schlusslicht im DAX. Die Fluglinie hatte zum Börsenschluss am Vortag mitgeteilt, dass sie Liquiditätshilfe benötigt, um die Coronakrise zu überstehen. Nach der Rally vom Vortag setzten bei Wirecard (minus 6,7 Prozent) Gewinnmitnahmen ein. Salzgitter verloren 5,5 Prozent. Der Stahlkocher erwartet für 2020 nun ein negatives Vorsteuerergebnis "in beträchtlicher, sehr wahrscheinlich dreistelliger Millionen-Euro-Größenordnung".

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Index Schluss- Entwicklung Entwicklung Entwicklung

stand absolut in % seit

Jahresbeginn

Euro-Stoxx-50 2.809,07 -43,39 -1,5% -25,0%

Stoxx-50 2.801,33 -26,56 -0,9% -17,7%

Stoxx-600 329,59 -3,65 -1,1% -20,7%

XETRA-DAX 10.336,09 -177,70 -1,7% -22,0%

FTSE-100 London 5.752,23 -74,38 -1,3% -22,7%

CAC-40 Paris 4.393,32 -57,68 -1,3% -26,5%

AEX Amsterdam 504,94 -7,78 -1,5% -16,5%

ATHEX-20 Athen 1.454,69 -12,44 -0,8% -36,7%

BEL-20 Brüssel 2.942,98 -74,78 -2,5% -25,6%

BUX Budapest 32.964,67 +159,17 +0,5% -28,5%

OMXH-25 Helsinki 3.468,78 -33,95 -1,0% -17,8%

ISE NAT. 30 Istanbul 116.188,92 +399,04 +0,3% -16,3%

OMXC-20 Kopenhagen 1.163,79 -10,69 -0,9% +2,5%

PSI 20 Lissabon 4.148,90 -36,42 -0,9% -21,1%

IBEX-35 Madrid 6.613,90 -132,60 -2,0% -30,7%

FTSE-MIB Mailand 16.858,89 -152,22 -0,9% -28,7%

RTS Moskau 1.081,32 -18,35 -1,7% -30,2%

OBX Oslo 675,08 -11,03 -1,6% -20,0%

PX Prag 851,91 -3,28 -0,4% -23,6%

OMXS-30 Stockholm 1.514,13 -27,76 -1,8% -14,6%

WIG-20 Warschau 1.601,91 -24,19 -1,5% -25,5%

ATX Wien 2.094,12 -14,69 -0,7% -32,7%

SMI Zürich 9.625,71 +0,23 +0,0% -9,3%

Rentenmarkt zuletzt absolut +/- YTD

Dt. Zehnjahresrendite -0,48 -0,05 -0,72

US-Zehnjahresrendite 0,61 0,00 -2,07

DEVISEN zuletzt +/- % Fr, 8:25 Do, 17:35 % YTD

EUR/USD 1,0794 +0,14% 1,0760 1,0823 -3,8%

EUR/JPY 115,99 +0,03% 115,80 116,52 -4,9%

EUR/CHF 1,0527 +0,08% 1,0518 1,0523 -3,0%

EUR/GBP 0,8750 +0,27% 0,8726 0,8747 +3,4%

USD/JPY 107,44 -0,13% 107,62 107,67 -1,2%

GBP/USD 1,2337 -0,11% 1,2331 1,2373 -6,9%

USD/CNH (Offshore) 7,0962 +0,02% 7,0953 7,0810 +1,9%

Bitcoin

BTC/USD 7.498,76 -0,86% 7.512,26 7.546,76 +4,0%

ROHÖL zuletzt VT-Settl. +/- % +/- USD % YTD

WTI/Nymex 16,83 16,50 +2,0% 0,33 -71,7%

Brent/ICE 21,74 21,33 +1,9% 0,41 -66,1%

METALLE zuletzt Vortag +/- % +/- USD % YTD

Gold (Spot) 1.716,70 1.729,60 -0,7% -12,91 +13,1%

Silber (Spot) 15,13 15,24 -0,7% -0,10 -15,2%

Platin (Spot) 764,10 765,15 -0,1% -1,05 -20,8%

Kupfer-Future 2,33 2,31 +0,6% +0,02 -17,1%

===

Kontakt zum Autor: manuel.priego-thimmel@wsj.com

DJG/mpt/flf

(END) Dow Jones Newswires

April 24, 2020 12:22 ET (16:22 GMT)

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