30.08.2018 18:05:44

MÄRKTE EUROPA/Krise in den Schwellenländern spitzt sich zu

Von Manuel Priego Thimmel

FRANKFURT (Dow Jones)--Die Krisenstimmung hat am Donnerstag wieder Einzug an Europas Börsen gehalten. Sorgen bereitete den Anlegern die am Horizont aufziehende Schwellenländer-Krise: Die türkische Lira nähert sich weiter ihren Tiefs, die argentinische Währung befindet sich im freien Fall, die indische Rupie notiert auf neuen Rekordtiefs, und in Brasilien sowie Indonesien sieht die Lage der Währungen ebenfalls kritisch aus. Der DAX verlor 0,5 Prozent auf 12.494 Punkte, für den Euro-Stoxx-50 ging es 0,7 Prozent auf 3.431 nach unten.

"Die Gefahr, dass die Türkei-Krise zu einer globalen Emerging-Markets-Krise wird, wird immer größer", sagte QC-Stratege Altmann. Laut Moody's müssen türkische Banken in den kommenden zwölf Monaten 77 Milliarden Dollar refinanzieren. Dazu ist der Zugang zu den internationalen Kapitalmärkten nötig. Wie die Commerzbank anführte, ist allerdings bislang in der Türkei keines der Probleme gelöst, die zu der sich beschleunigenden Abwertung der Lira geführt haben.

Stellvertretender türkischer Zentralbankgouverneur vor dem Rücktritt

Nicht angetan die Stimmung zu heben waren Medienberichte, laut denen der stellvertretende türkische Zentralbankgouverneur, Erkan Kilimci, vor dem Rücktritt steht. Über die Hintergründe sei nichts bekannt, so eine Analystin. Allerdings werde am Markt nun befürchtet, dass der politische Druck auf die Zentralbank mit dem Rücktritt noch zunehmen werde. Der Dollar ging zum Börsenschluss bei 6,73 Lira um, ein Plus von 4,5 Prozent.

Dass sich der DAX von seinen Tiefs bei 12.400 Punkten lösen konnte, lag an positiven Nachrichten im Handelsstreit zwischen den USA und der EU. Vor dem Handelsausschuss des Europäischen Parlaments erklärte EU-Kommissarin Cecilia Malmström, dass Brüssel grundsätzlich bereit sei, die Einfuhrzölle auf Industriegüter, darunter auch Autos, komplett zu streichen. Das hob die Stimmung, insbesondere für Autos: BMW gewannen 0,4 Prozent. Daimler und VW verloren leicht, hielten sich damit aber besser als der Gesamtmarkt.

Gewerkschaften machen weiter Druck bei Air France

Air France-KLM brachen um 7,1 Prozent ein, nachdem Aussagen aus Gewerkschaftkreisen auf eine weitere Verschärfung des Tarifkonflikts und mögliche Streiks hindeuten. "Man hatte zunächst gehofft, dass durch die Berufung des neuen CEO der Konflikt in etwas ruhigere Bahnen gelenkt wird", sagte ein Händler. Stattdessen hätten Gewerkschaften nun lautstark kritisiert, dass der neue CEO Benjamin Smith aus Kanada kein Franzose sei. IAG gaben 1,8 Prozent nach, für Lufthansa ging es 1,6 Prozent nach unten.

In Paris zogen Bouygues dagegen um 4,4 Prozent an. Händler verwiesen auf die Geschäftszahlen, die unter anderem einen weiteren Margenanstieg des Mischkonzerns ausweisen. Sowohl das Telekommunikations- als auch das Baugeschäft entwickelte sich positiv. Da Bouygues im Bausektor notiert werden, zog dieser Stoxx-Branchenindex um 0,4 Prozent an. Der Telekomsektor wurde dagegen gemieden und verlor 1,7 Prozent - das Sentiment für die Branche wird im Handel als schlecht beschrieben.

Nach der jüngsten Rally führten FMC die Verliererseite im DAX an. Der Kurs gab 3 Prozent nach auf 88,48 Euro. Auch eine Kaufempfehlung von JP Morgan mit einem Kursziel von 97,90 Euro konnte den Kurs nicht stützen. SAP büßten 0,3 Prozent ein. Der US-Konkurrent Salesforce hat gute Zahlen, aber einen schwachen Ausblick vorgelegt.

Scout mit Vorstandswechsel sehr schwach

In der zweiten Reihe war der Handel wegen des Vorstandswechsels bei Scout24 verunsichert. Vorstandschef Gregory Ellis will aus persönlichen Gründen zurücktreten. Über einen möglichen Nachfolger ist noch nichts bekannt. Der Kurs fiel um 2,9 Prozent. Für die Aktie von Lang & Schwarz ging es nach Bekanntgabe der Zweitquartalszahlen um 17 Prozent nach unten. Nach einem schwächeren zweiten Quartal setzt das Unternehmen ein Fragezeichen hinter die Jahresziele.

Für Metro ging es dagegen 2,2 Prozent auf 13,47 Euro nach oben. Die Aktie profitierte von einer Kaufempfehlung durch Equinet mit Kursziel 17 Euro. Die Analysten glauben, dass Daniel Kretinsky mit seinen Metro-Avancen eine nachhaltigere Strategie verfolgt. Spekulationen, laut denen Kretinsky die Metro-Immobilien verkaufen und zu ungünstigen Konditionen an das Unternehmen zurückleasen wolle, hält Equinet für eher unwahrscheinlich.

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. Index Schluss- Entwicklung Entwicklung Entwicklung

. stand absolut in % seit

. Jahresbeginn

Europa Euro-Stoxx-50 3.430,99 -25,14 -0,7% -2,1%

. Stoxx-50 3.071,61 -12,15 -0,4% -3,3%

. Stoxx-600 385,36 -1,22 -0,3% -1,0%

Frankfurt XETRA-DAX 12.494,24 -67,44 -0,5% -3,3%

London FTSE-100 London 7.516,03 -47,18 -0,6% -1,4%

Paris CAC-40 Paris 5.478,06 -23,27 -0,4% +3,1%

Amsterdam AEX Amsterdam 563,37 -1,78 -0,3% +3,5%

Athen ATHEX-20 Athen 1.944,40 -9,35 -0,5% -6,7%

Brüssel BEL-20 Bruessel 3.781,68 -35,77 -0,9% -4,9%

Budapest BUX Budapest 37.225,08 -9,78 -0,0% -5,5%

Helsinki OMXH-25 Helsinki 4.385,43 -1,10 -0,0% +11,9%

Istanbul ISE NAT. 30 Istanbul 115.401,07 -859,49 -0,7% -18,2%

Kopenhagen OMXC-20 Kopenhagen 1.028,12 +0,15 +0,0% +0,4%

Lissabon PSI 20 Lissabon 5.495,74 -33,01 -0,6% +1,4%

Madrid IBEX-35 Madrid 9.467,60 -101,90 -1,1% -5,7%

Mailand FTSE-MIB Mailand 20.495,10 -264,97 -1,3% -5,0%

Moskau RTS Moskau 1.075,55 -9,46 -0,9% -6,8%

Oslo OBX Oslo 845,60 -3,58 -0,4% +13,8%

Prag PX Prag 1.078,16 -0,69 -0,1% 0,0%

Stockholm OMXS-30 Stockholm 1.672,56 -4,65 -0,3% +6,1%

Warschau WIG-20 Warschau 2.353,92 -26,76 -1,1% -4,4%

Wien ATX Wien 3.318,04 -13,29 -0,4% -3,1%

Zürich SMI Zuerich 9.042,06 -41,78 -0,5% -3,6%

DEVISEN zuletzt +/- % Do, 7.58 Mi, 17.45 % YTD

EUR/USD 1,1646 -0,54% 1,1687 1,1700 -3,1%

EUR/JPY 129,49 -1,03% 130,50 130,78 -4,3%

EUR/CHF 1,1308 -0,52% 1,1353 1,1384 -3,4%

EUR/GBP 0,8961 -0,29% 0,8980 0,8994 +0,8%

USD/JPY 111,18 -0,49% 111,65 111,79 -1,3%

GBP/USD 1,2996 -0,26% 1,3017 1,3007 -3,8%

Bitcoin

BTC/USD 6.892,68 -2,3% 6.997,31 7.054,38 -49,5%

ANLEIHERENDITEN aktuell Vortag YTD absolut

Deutschland 2 Jahre -0,62 -0,60 -0,01

Deutschland 10 Jahre 0,35 0,40 -0,08

USA 2 Jahre 2,66 2,67 0,77

USA 10 Jahre 2,86 2,88 0,45

Japan 2 Jahre -0,12 -0,12 0,02

Japan 10 Jahre 0,10 0,10 0,06

ROHOEL zuletzt VT-Settl. +/- % +/- USD % YTD

WTI/Nymex 69,85 69,51 +0,5% 0,34 +19,0%

Brent/ICE 77,49 77,14 +0,5% 0,35 +20,7%

METALLE zuletzt Vortag +/- % +/- USD % YTD

Gold (Spot) 1.199,31 1.206,60 -0,6% -7,30 -8,0%

Silber (Spot) 14,56 14,76 -1,3% -0,20 -14,0%

Platin (Spot) 792,30 798,50 -0,8% -6,20 -14,8%

Kupfer-Future 2,68 2,71 -1,0% -0,03 -19,7%

===

Kontakt zum Autor: manuel.priego-thimmel@wsj.com

DJG/mpt/raz

(END) Dow Jones Newswires

August 30, 2018 12:06 ET (16:06 GMT)

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