12.02.2014 08:48:39

MÄRKTE EUROPA/Gute Nachrichten aus China und den USA treiben

   Von Michael Denzin

   Positiv gestimmt gehen Europas Aktienhändler am Mittwoch in den Tag. Die Erholung an den europäischen Aktienmärkten dürfte sich fortsetzen. "Die Stimmung verbessert sich nach den chinesischen Außenhandelsdaten weiter", sagt ein Händler. Im Januar sind sowohl die chinesischen Exporte als auch die Importe unerwartet kräftig gestiegen. Das sollte zum einen dafür sorgen, dass der Dax aufgrund der hohen Exportabhängigkeit überdurchschnittlich abschneide. Und zum anderen sollten Rohstoffaktien in Europa besonders gefragt sein. Erste Indikationen sehen den DAX zur Handelseröffnung 0,3 Prozent fester, der Euro-Stoxx-50 wird in ähnlicher Größenordnung höher indiziert.

   Der Euro gibt indes mit dem durch US-Notenbankpräsidentin Janet Yellen bestätigten Fahrplan zur US-Geldpolitik etwas nach und notiert bei 1,3643 Dollar nach Wechselkursen um 1,3680 vor den Aussagen Yellens am Vortag. Die neue Leiterin der Federal Reserve hatte den Märkten "Kontinuität" zugesichert. "Die Märkte wollten sichergehen, dass die Fed-Politik keine drastischen Richtungswechsel sieht", sagt Chris Gaffney, Marktstratege bei EverBank Wealth Management.

   Zudem gewinnt der Dollar zusätzliche Stärke, nachdem sich das US-Repräsentantenhaus erneut auf eine Anhebung der Schuldenobergrenze geeinigt hat. Die gute Laune spiegelt sich auch im Anstieg des Austral-Dollars und vieler Rohstoffpreise wider. Diese Entwicklung gilt als Zeichen für eine zunehmende Risikobereitschaft unter Anlegern.

   Auch der technische Zustand der Märkte verbessert sich weiter. Die als "Angst-Barometer" bezeichneten Volatilitätsindizes der internationalen Börsen kommen weiter zurück und im US-Index S&P-500 wackelt der Widerstand bei 1.815 Punkten. An ihm war der Index im November und im Dezember gescheitert. Marktanalyst Michael Riesner von der UBS erwartet, dass der S&P-500 die Höchststände um 1.850 Punkte wieder angreift, wenn er die 1.815er Marke nachhaltig herausnimmt.

   Für den Aktienmarkt spricht auch, dass die Kurse am Vortag bereits bei kleiner Nachfrage deutlich gestiegen sind. Die Verkaufsbereitschaft ist gering, nachdem sich die Turbulenzen um die Schwellenländer gelegt haben. Daneben nimmt der Druck zum Einstieg zu: "Viele Marktteilnehmer haben während der Schwellenländerturbulenzen Ende Januar Aktien verkauft und sitzen nun auf Cash", sagt Christoph Hock vom Wertpapierhandelshaus alpha.

   Mittelfristig beginnen sich Marktteilnehmer aber Sorgen über Deutschlands Wettbewerbsfähigkeit zu machen. "Nach dem letzten Rentensegen und der Forderung nach höheren Politikerpensionen ruft Verdi jetzt fast 7 Prozent mehr für den öffentlichen Dienst auf", sagt ein Händler: "Die Ausgaben werden langsam zu hoch". Da der öffentliche Dienst zumindest bei den Gehältern von anderen Branchen gerne als Benchmark gesehen werde, baue sich nun die Gefahr von Inflation durch Lohndruck auf. Auch Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel ruft zum Maßhalten auf.

   Dass das Thema "Schwellenländer" nicht ganz in der Versenkung verschwunden ist, zeigt eine Gewinnwarnung von Procter & Gamble. Der US-Konsumgüterkonzern litt unter der Wechselkursentwicklung in den Schwellenländern. Der nachbörsliche Kursabschlag hielt sich mit 0,5 Prozent allerdings in Grenzen, so dass die Stimmung am Gesamtmarkt nicht eingetrübt werden sollte.

   Impulse dürften von überraschend guten Unternehmensberichten ausgehen, daneben von der Industrieproduktion in der Eurozone und dem Quartalsbericht der Bank of England zur Inflation.

   Fest erwartet wird der Bankensektor. Hier treiben sehr gute Geschäftszahlen der niederländischen ING und der französischen Societe Generale. "Nach der Barclays-Enttäuschung sorgen die Zahlen für Erleichterung", sagt ein Händler. Beide Institute haben die Erwartungen an den Nettogewinn deutlich geschlagen.

   Auch im Norden Europas läuft es gut. Hier konnten Norsk Hydro und Telenor überzeugen. In Deutschland kommen die Daten von Drillisch gut an.

   Enttäuscht hat bislang nur Heineken. Der niederländische Bierbrauer litt wie Procter & Gamble und andere Unternehmen auch unter den schwachen Schwellenlandwährungen. Auch Maschinenbauer Kuka hat die Marktprognosen an das vierte Quartal knapp verfehlt. Sowohl Umsatz als auch EBIT liegen leicht unter den Erwartungen.

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