09.06.2022 15:58:40

MÄRKTE EUROPA/EZB drückt Aktienmärkte

FRANKFURT (Dow Jones)--Mit deutlichen Abgaben quittieren Europas Aktienmärkte die Zinsentscheidung der EZB. Die Ankündigung einer Zinserhöhung um 25 Basispunkte erst auf der nächsten Sitzung im Juli wurde zwar als die minimalst mögliche Reaktion der Notenbank auf die hohe Inflation gewertet. Jedoch verschreckte die Inflationsprognose:

Die EZB erwartet dieses Jahr eine Inflation von 6,8 Prozent und 2023 von 3,5 Prozent. Analysten hatten mit rund 6,9 Prozent gerechnet, dann aber nur noch unter 2,5 Prozent für kommendes Jahr. Entsprechend müsste der Zinserhöhungszyklus nun länger laufen als bisher erwartet. Dazu liegt die Prognose der EZB damit bis Ende des Jahres 2023 dauerhaft über ihrem Inflationsziel von 2 Prozent. Entsprechend steigen besonders in Südeuropa die Renditen, so die der 10-jährigen Staatsanleihen aus Italien. Sie lagen vor der EZB-Sitzung um 3,4 Prozent und springen danach zeitweise auf über 3,7 Prozent.

Der DAX verliert 1,2 Prozent auf 14.267 Punkte, für den Euro-Stoxx-50 geht es um 1,3 Prozent nach unten auf 3.741 Zähler. Unter Druck stehen besonders die zinssensiblen Technologiewerte mit über 2 Prozent Minus im Sektor-Index.

EZB-Entscheidung reicht noch lange nicht

Der Präsident des Ifo-Instituts, Clemens Fuest, bewertet die Zinsentscheidung der EZB als "einen richtigen Schritt, der aber zu spät kommt". Es sei nicht akzeptabel gewesen, dass die EZB bei einer Inflation von 8 Prozent an Negativzinsen und Anleihenkäufen festgehalten habe.

Ulrike Kastens, Europa-Volkswirtin der DWS, fragt, warum die EZB nicht bereits am Donnerstag gehandelt habe und warnt: "Bereits jetzt liegt die Kernrate der Inflation bei 3,8 Prozent, obwohl sich die Lohnsteigerungen noch in Grenzen halten". Der anhaltend hohe Inflationsdruck werde die Notenbank zwingen, beherzter und aggressiver die Zinsen zu erhöhen.

Wie aktuell das Problem eines Inflationsdrucks durch eine Lohn-Preis-Spirale ist, zeigen die Warnstreiks deutscher Hafenarbeiter. Für die 12.000 Beschäftigten an den 58 deutschen Häfen fordert die Gewerkschaft Verdi Lohnsteigerungen von 12 bis 14 Prozent. Die Aktien von Logistikern wie Deutsche Post und Containerschiffer Möller-Maersk fallen bis zu 2,7 Prozent. Zudem verschärfen sich Lieferkettenprobleme dadurch.

Beiersdorf mit Kapitalmarkttag gesucht

Beiersdorf legen um 4,6 Prozent zu. Neben der baldigen Wiederaufnahme in den DAX-Index treiben hier positive Aussagen vom Kapitalmarkttag. Das Unternehmen will künftig im Consumer-Geschäft mittelfristig stärker wachsen als der Markt.

Beim französischen Atomstromversorger EDF geht es um 4,9 Prozent noch oben. Kurstreiber ist ein Bericht in "Les Echos", wonach die Regierung eine vollständige Übernahme des Versorgers erwäge. Frankreich hält bereits 84 Prozent der EDF-Anteile. Händler setzen auf eine ordentliche Prämie für die Aktie.

Inflation reißt Einzelhandel nach unten

Im Einzelhandel reißt die Welle schlechter Nachrichten nicht ab: So hat auch der schwedische Online-Händler und Zalando-Wettbewerber Boozt den Ausblick gesenkt. Die Aktien brechen fast 20 Prozent ein. In London hatte DFS Furniture gewarnt, die Titel fallen um 11 Prozent. Zalando sinken um 7 Prozent, Westwing um 6,2 Prozent. Umsatzdaten von Deutschland bis Großbritannien und Gewinnwarnungen wie von Walmart und Target in den USA hatten bereits gezeigt, dass die Verbraucherbudgets von Energie- und Lebensmittelpreisen in die Zange genommen werden.

Autowerte fallen mit dem Markt um 1,7 Prozent. Viele Institutionen des Marktes von VDA bis ADAC und Parteien wie die FDP sprechen sich gegen die EU-Entscheidung aus, den Verbrennermotor bei Neuzulassungen schon 2035 zu verbieten. Dies lasse anderen Wegen wie E-Fuels keine Chance, heißt es. Gute Nachrichten gibt es vom chinesischen Automarkt, wo der Branchenverband CPCA von einer Belebung des Geschäfts im Mai berichtet.

Credit Suisse fallen wieder zurück

Credit Suisse verlieren 4,3 Prozent, nachdem State Street einen Kommentar zu Übernahmegerüchten abgelehnt und mitgeteilt hat, man konzentriere sich derzeit auf anderes. Am Vortag war berichtet worden, dass State Street an der angeschlagenen Bank interessiert sei. Darauf war der zuvor nach einer Gewinnwarnung sehr schwache Aktienkurs deutlich ins Plus gedreht. Die Deutsche Bank hält die Transaktion für unwahrscheinlich.

Hochtief leiden mit Minus von 5,6 Prozent unter einer Kapitalerhöhung zu 57,50 Euro je Aktie. Durch die Ausgabe neuer Aktien nimmt das Unternehmen etwa 406 Millionen Euro ein, die zur Stärkung der Eigenkapitalbasis verwendet werden sollen.

===

Aktienindex zuletzt +/- % absolut +/- % YTD

Euro-Stoxx-50 3.741,23 -1,3% -47,70 -13,0%

Stoxx-50 3.622,31 -0,7% -27,01 -5,1%

DAX 14.267,01 -1,2% -178,98 -10,2%

MDAX 29.798,19 -1,3% -380,45 -15,2%

TecDAX 3.128,18 -1,6% -51,41 -20,2%

SDAX 13.636,48 -1,8% -252,76 -16,9%

FTSE 7.518,38 -1,0% -74,62 +2,8%

CAC 6.377,93 -1,1% -70,70 -10,8%

Rentenmarkt zuletzt absolut +/- YTD

Dt. Zehnjahresrendite 1,42 +0,06 +1,60

US-Zehnjahresrendite 3,03 +0,01 +1,52

DEVISEN zuletzt +/- % Do, 10:00 17:31 Uhr % YTD

EUR/USD 1,0687 -0,3% 1,0698 1,0738 -6,0%

EUR/JPY 142,96 -0,6% 142,86 143,78 +9,2%

EUR/CHF 1,0401 -0,8% 1,0481 1,0467 +0,3%

EUR/GBP 0,8519 -0,3% 0,8563 0,8559 +1,4%

USD/JPY 133,72 -0,4% 133,46 133,88 +16,2%

GBP/USD 1,2550 +0,1% 1,2495 1,2547 -7,3%

USD/CNH (Offshore) 6,6905 -0,1% 6,6923 6,6899 +5,3%

Bitcoin

BTC/USD 30.188,75 -0,6% 30.506,34 30.459,14 -34,7%

ROHÖL zuletzt VT-Settl. +/- % +/- USD % YTD

WTI/Nymex 121,51 122,11 -0,5% -0,60 +67,0%

Brent/ICE 123,01 123,58 -0,5% -0,57 +63,1%

METALLE zuletzt Vortag +/- % +/- USD % YTD

Gold (Spot) 1.848,07 1.853,43 -0,3% -5,37 +1,0%

Silber (Spot) 21,88 22,06 -0,8% -0,18 -6,1%

Platin (Spot) 988,03 1.009,50 -2,1% -21,47 +1,8%

Kupfer-Future 4,40 4,46 -1,4% -0,06 -1,2%

===

Kontakt zum Autor: maerkte.de@dowjones.com

DJG/mod/flf

(END) Dow Jones Newswires

June 09, 2022 09:59 ET (13:59 GMT)

JETZT DEVISEN-CFDS MIT BIS ZU HEBEL 30 HANDELN
Handeln Sie Devisen-CFDs mit kleinen Spreads. Mit nur 100 € können Sie mit der Wirkung von 3.000 Euro Kapital handeln.
82% der Kleinanlegerkonten verlieren Geld beim CFD-Handel mit diesem Anbieter. Sie sollten überlegen, ob Sie es sich leisten können, das hohe Risiko einzugehen, Ihr Geld zu verlieren.

Analysen zu A.P. Moeller - Maersk A-S (B)mehr Analysen

04.12.24 A.P. Moeller - Maersk A-S Underweight JP Morgan Chase & Co.
14.11.24 A.P. Moeller - Maersk A-S Neutral Goldman Sachs Group Inc.
31.10.24 A.P. Moeller - Maersk A-S Neutral UBS AG
17.10.24 A.P. Moeller - Maersk A-S Neutral UBS AG
10.09.24 A.P. Moeller - Maersk A-S Underweight JP Morgan Chase & Co.
Eintrag hinzufügen
Hinweis: Sie möchten dieses Wertpapier günstig handeln? Sparen Sie sich unnötige Gebühren! Bei finanzen.net Brokerage handeln Sie Ihre Wertpapiere für nur 5 Euro Orderprovision* pro Trade? Hier informieren!
Es ist ein Fehler aufgetreten!

Aktien in diesem Artikel

A.P. Moeller - Maersk A-S (B) 1 562,00 -1,36% A.P. Moeller - Maersk A-S (B)
A.P. Moeller - Maersk A-S (A) 1 551,00 1,24% A.P. Moeller - Maersk A-S (A)
Beiersdorf AG 124,65 -0,84% Beiersdorf AG
boohoo.com plc 0,45 9,62% boohoo.com plc
Boozt AB Registered Shs 11,06 1,84% Boozt AB Registered Shs
Credit Suisse (CS) 0,89 0,56% Credit Suisse (CS)
Credit Suisse GroupShs Sponsored American Deposit.Receipts Repr. 1 Sh 0,80 1,02% Credit Suisse GroupShs Sponsored American Deposit.Receipts Repr. 1 Sh
DFS Furniture PLC 1,66 0,00% DFS Furniture PLC
DHL Group (ex Deutsche Post) (spons. ADRs) 34,80 0,29% DHL Group (ex Deutsche Post)  (spons. ADRs)
DHL Group (ex Deutsche Post) 35,30 0,28% DHL Group (ex Deutsche Post)
HOCHTIEF AG 126,50 -0,08% HOCHTIEF AG
Westwing AG 7,76 -0,51% Westwing AG
Zalando 34,54 -0,63% Zalando

Indizes in diesem Artikel

DAX 20 405,92 -0,10%