05.07.2016 13:25:48

MÄRKTE EUROPA/Drohende Immobilienkrise drückt Finanztitel

   Von Herbert Rude

   FRANKFURT (Dow Jones)--Das Brexit-Thema hat die Börsen wieder eingeholt und ist am Dienstag als Belastungsfaktor auf die Agenda zurückgekehrt. Das Pfund Sterling fällt zum Dollar auf den tiefsten Stand seit 31 Jahren und zum Euro auf den niedrigsten Stand seit Dezember 2013. Die Bank of England will die Kapitalanforderungen an die Banken lockern: "Das sind Versuche über die Geldpolitik die Brexit-Folgen zu mildern", sagt ein Händler. Das Pfund werde deshalb auch weiter auf der Verliererstraße bleiben.

   Gesucht sind dagegen Bundesanleihen, die Rendite zehnjähriger Papiere fällt auf minus 0,162 Prozent. Auf der Aktienseite werden vor allem Finanztitel und Zykliker verkauft, wegen Sorgen, die Krise in Großbritannien drücke auf das globale Wirtschaftswachstum. Außerdem bremst die Pfund-Schwäche die Exportchancen nach Großbritannien. Der Euro-Stoxx-50 fällt um 1,2 Prozent auf 2.829 Punkte, und der Dax gibt um 1,4 Prozent auf 9.577 Punkte nach. Der FTSE-100 notiert unverändert, weil Titel wie Diageo, B.A.T, AstraZeneca und GlaxoSmithKline mit Kursgewinnen von der Pfund-Schwäche profitieren. Doch die Stabilität in London gibt es nur an der Oberfläche, darunter brodelt es erheblich.

Fondsschließung wegen Brexit belastet Londoner Kurse Massiv unter Druck stehen in Europa die Aktien der Finanzdienstleister. Mit 3,1 Prozent Minus stellt der Sektor aktuell den Hauptverlierer, dicht gefolgt von den Versicherern mit 2,9 Prozent. Grund ist der Kurseinbruch britischer Immobilien-Aktien, die in London im Schnitt über 5 Prozent verlieren.

   Auslöser war die Nachricht, dass Standard Life ihren britischen Immobilienfonds vorübergehend geschlossen hat. Die Zahl der Investoren, die ihr Geld abziehen wollten, sei nach dem Brexit-Referendum kräftig gestiegen. Der börsengehandelte Fonds, Standard Life Investments Property Income Trust, notiert in London 10 Prozent tiefer nach einem zwischenzeitlichen Einbruch von bis zu 14 Prozent und erinnert damit schwer an die Finanzkrise.

   "Besonders drastisch ist, dass der Fonds letzte Woche zum ersten Mal seit viereinhalb Jahren unter seinen Net Asset Value gefallen ist", so ein Händler. Dies wecke Sorgen, auch bei anderen Immobilienwerten könne es zu einem solchen Discount kommen.

   Für die britischen Versicherer Standard Life geht es um 3,8 Prozent nach unten und für Prudential um 4,5 Prozent. Die britischen Versicherer gelten als am stärksten investiert im Immobilienbereich, allerdings nicht nur diese. Auch die niederländische Aegon fallen um 5,4 Prozent.

   Am deutschen Aktienmarkt sind thyssenkrupp mit einem Abschlag von 5 Prozent der größte Kursverlierer im DAX. Die Bank Kepler Cheuvreux hat die Aktie von "Kaufen" auf "Halten" gesenkt. Auch die Autohersteller und ihre Zulieferer stehen unter Druck.

Banca Monte dei Paschi brechen ein In Mailand setzt der Kurs der Banca Monte dei Paschi di Siena den Kurseinbruch fort. Nach einem Verlust von 14 Prozent am Montag verliert die Aktie weitere 8,8 Prozent. Am Markt nehmen die Sorgen um die Kapitalausstattung immer mehr zu. Am Vortag hatte die Europäische Zentralbank die Bank aufgefordert, das Volumen der notleidenden Kredite zu verringern.

   Mit einem Börsenwert von gerade einmal einer Milliarde Euro und Not leidenden Krediten von 48 Milliarden Euro würden staatliche Hilfen für die Banca Monte dei Paschi bedeuten, "gutes Geld dem schlechten hinterher zu werfen", sagt Michael Hewson von CMC Markets. Der gesamte italienische Bankensektor sei schwer angeschlagen.

   UniCredit verteuern sich dagegen um 4,4 Prozent, nachdem Goldman Sachs die Aktie von "Neutral" auf "Kaufen" erhöht hat. Allerdings warnen die Analysten vor großen Ansteckungsgefahren, sollte eine kleinere italienische Bank in Schieflage geraten.

=== INDEX zuletzt +/- % absolut +/- % YTD Euro-Stoxx-50 2.829,40 -1,15 -32,81 -13,41 Stoxx-50 2.795,29 -0,67 -18,73 -9,84 DAX 9.577,40 -1,36 -131,69 -10,85 MDAX 19.599,38 -1,47 -291,91 -5,66 TecDAX 1.584,81 -1,18 -18,90 -13,43 SDAX 8.664,55 -1,21 -106,12 -4,77 FTSE 6.556,55 0,53 34,29 5,03 CAC 4.185,39 -1,17 -49,47 -9,74

Bund-Future 167,43 24 7,97

DEVISEN zuletzt +/- % Di, 8.08 Uhr Mo, 17.26 Uhr % YTD EUR/USD 1,1158 +0,29% 1,1126 1,1140 +2,8% EUR/JPY 113,5257 +0,09% 113,4210 114,22 -22,6% EUR/CHF 1,0844 +0,33% 1,0809 1,0828 -0,3% EUR/GBP 0,8464 +0,78% 0,8405 1,1955 +14,9% USD/JPY 101,75 -0,20% 101,95 102,53 -13,3% GBP/USD 1,3182 -0,40% 1,3234 1,3320 -10,6%

ROHOEL zuletzt VT-Settl. +/- % +/- USD % YTD WTI/Nymex 47,87 48,76 -2,3% -1,12 +14,3% Brent/ICE 49,11 50,1 -2,0% -0,99 +14,8%

METALLE zuletzt Vortag +/- % +/- USD % YTD Gold (Spot) 1.345,80 1.350,78 -0,4% -4,98 +26,9% Silber (Spot) 19,72 20,34 -3,1% -0,63 +42,7% Platin (Spot) 1.058,30 1.068,00 -0,9% -9,70 +18,7% Kupfer-Future 2,19 2,22 -1,3% -0,03 +1,6% === Kontakt zum Autor: herbert.rude@wsj.com

   DJG/hru/ros

   (END) Dow Jones Newswires

   July 05, 2016 06:54 ET (10:54 GMT)

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