08.12.2016 16:46:43

MÄRKTE EUROPA/Draghi schickt Aktien nach oben und Euro in den Keller

   Von Manuel Priego Thimmel

   FRANKFURT (Dow Jones)--EZB-Präsident Mario Draghi hat einmal mehr die Finanzmärkte bewegt. Die EZB hat das Wertpapierkaufprogramm um neun Monate bis Dezember 2017 verlängert. Allerdings wird die Notenbank ab April 2017 monatlich nur noch Wertpapiere für 60 Milliarden Euro statt bislang 80 Milliarden Euro kaufen. Zudem hat Draghi auf der Pressekonferenz bekannt gegeben, dass die Modalitäten des Kaufprogramms geändert werden, um das Universum des kauffähigen Materials zu vergrößern. Insgesamt werden die geldpolitischen Beschlüsse taubenhaft interpretiert.

   Der Dax gewinnt am Donnerstagnachmittag 1,4 Prozent auf 11.138 Punkte - bei 11.191 wurde ein neues Jahreshoch markiert. Für den Euro-Stoxx-50 geht es 1,1 Prozent auf 3.175 nach oben. Die EZB kann künftig Anleihen mit einer Laufzeit von 1 bis 30 Jahren kaufen nach bislang 2 bis 30 Jahren. Außerdem hält sich die EZB die Option offen, künftig auch Anleihen zu kaufen, selbst wenn deren Rendite unter dem Einlagesatz von minus 0,40 Prozent liegen sollte. Das sind belastende Nachrichten für den Euro. Nach volatilem Verlauf gerät die Einheitswährung unter Druck und fällt auf 1,0630 Dollar nach Ständen von rund 1,0780 vor der EZB-Entscheidung.

Differenzierte Reaktion an den Anleihemärkten An den Anleihemärkten fällt die Reaktion unterschiedlich aus. Während die Renditen der langen Laufzeiten nach der Ankündigung einer Drosselung der Käufe ab April steigen, geht es mit den Laufzeiten am kurzen Ende nach unten. So rentieren zehnjährige Bundesanleihen bei 0,40 Prozent nach zuvor 0,34 Prozent. Für die Rendite zehnjähriger italienischer Staatstitel geht es 12 Basispunkte (Bp) auf 2 Prozent nach oben, die Rendite der entsprechenden spanischen Titel ziehen 9 Basispunkte auf 1,51 Prozent an. Dagegen fällt die Rendite der 1-jährigen deutschen Titel auf minus 0,798 Prozent nach zuvor minus 0,794.

   Positiv auf die Börsen wirken auch gute Wirtschaftsdaten aus China. Diese reihen sich ein in zuletzt insgesamt günstigere Signale für die Weltwirtschaft. Die chinesischen Exporte sind im November nach dem Einbruch im Vormonat um 0,1 Prozent gestiegen. Im Oktober waren sie um 7,3 Prozent gefallen. Ökonomen hatten für November ein Minus von 5,5 Prozent erwartet. "Die chinesischen Konjunkturdaten sind immens gut", sagt ein Marktteilnehmer. Die starken Export- und Importdaten würden einen "kompletten Turnaround" für China und damit auch die Weltkonjunktur andeuten.

   Davon profitieren die europäischen Autoaktien, deren Index um 1,8 Prozent steigt. Rohstoff-Aktien, ebenfalls China-abhängig, ziehen trotz der deutlichen Gewinne der vergangenen Tage um weitere 3,1 Prozent an. Für Pharma-Titel geht es dagegen um 0,2 Prozent nach unten. Hier belasten Aussagen des künftigen US-Präsidenten Donald Trump. Dieser hatte am Vortag erklärt, gegen die hohen Medikamentenpreise vorgehen zu wollen. Die Aussagen erwischen die Anleger auf dem falschen Fuß. Pharmawerte hatten mit einer Rally auf den Trump-Sieg reagiert, nachdem sich Hillary Clinton während des Wahlkampfs für Preisbeschränkungen bei Medikamenten ausgesprochen hatte.

Steigende Marktzinsen sprechen für Banken und gegen Versorger Versorger sind nicht angesagt. Übergeordnet drücke die Aussicht auf steigende Zinsen und mache die defensiven Titel damit uninteressanter. Speziell für die deutschen Versorger komme hinzu, dass sie nun als "Dead Money" betrachtet werden. Die Entschädigungen nach dem Urteil des Bundesverfassungsgerichts dürften geringer als erhofft ausfallen. "Investments stehen unter Konkurrenz, und angesichts der Rally der Konjunkturzykliker und des breiten Aktienmarkts müssen sich Investoren wirklich fragen, warum sie dann in Versorgern sein sollten", sagt ein Händler. EON verlieren 2,2 Prozent und RWE 4,7 Prozent.

   Bankaktien sind dagegen mit plus 2,7 Prozent die Branchengewinner in Europa. Mit den steigenden Marktzinsen haben sich die Aussichten für die Branche verbessert. Monte dei Paschi di Siena ziehen um 3 Prozent an. Die italienische Krisenbank will ihren Rettungsplan für das angeschlagene Kreditinstitut nun erst bis zum 20. Januar vorlegen. Die Bank muss eine Kapitallücke von 5 Milliarden Euro füllen. Derzeit läuft ein freiwilliger Debt-to-Equity-Swap. Nach dem "Nein" zur Senats-Reform in Italien haben Analysten aber Zweifel, dass es der Bank gelingen wird, sich am Kapitalmarkt erfolgreich zu refinanzieren.

KKR unterbreitet Übernahmeangebot für freie GfK-Aktien GfK-Aktien machen einen Sprung von 30,7 Prozent auf 43,85 Euro. Die Beteiligungsgesellschaft Kohlberg Kravis Roberts (KKR) will sich an der Marktforschungsgesellschaft beteiligen. KKR macht ein freiwilliges öffentliches Übernahmeangebot für alle ausstehenden börsennotierten Aktien der GfK. Der Preis wurde auf 43,50 Euro festgelegt. Der Mehrheitsaktionär, der GfK Verein, der 56,46 Prozent an den Nürnberger Marktforschern hält, wird seine Aktien nicht andienen, hieß es weiter. KKR und der GfK Verein haben sich stattdessen auf eine Zusammenarbeit geeinigt, um das derzeit schwächelnde Unternehmen wieder profitabler zu machen.

   AIXTRON verlieren derweil 4,4 Prozent. Die Übernahme des Aachener Technologieunternehmens wird nicht stattfinden. Grand Chip Investment zog das Übernahmeangebot im Volumen von 670 Millionen Euro zurück. Überraschend kommt dies nicht. Nach dem "Nein" von US-Präsident Obama zu einem Kauf durch die Chinesen wurde die noch verbliebene Übernahmefantasie fast vollständig ausgepreist. Dies erklärt auch das nur moderate Minus der Aixtron-Aktie.

   In der zweiten Reihe setzen Steinhoff nach den guten Zahlen vom Mittwoch ihren Aufschwung mit einem Plus von 5,5 Prozent fort. Daneben machen Analysteneinstufungen die Musik. Das Bankhaus Lampe empfiehlt die Aktien des Stahlhändlers Klöckner & Co zum Kauf, und Goldman Sachs rechnet mit steigenden Stahlpreisen. Klöckner gewinnen 10,9 Prozent. Jefferies hat Munich Re auf "Halten" heruntergenommen, der Kurs gibt um 0,7 Prozent nach. Prosiebensat1 setzen die Aufwärtsbewegung fort und steigen 4 Prozent. Im Handel ist von Nachholbedarf bei Medienaktien die Rede.

=== INDEX zuletzt +/- % absolut +/- % YTD Euro-Stoxx-50 3.176,40 1,09 34,16 -2,79 Stoxx-50 2.913,72 1,12 32,41 -6,02 DAX 11.142,26 1,42 155,57 3,72 MDAX 21.405,39 0,96 202,99 3,04 TecDAX 1.724,80 0,37 6,38 -5,79 SDAX 9.303,72 1,55 142,06 2,25 FTSE 6.917,14 0,22 14,91 10,81 CAC 4.726,76 0,68 32,04 1,93

Bund-Future 160,70 -1,00 5,62

DEVISEN zuletzt +/- % Do, 8:22 Mi, 17.23 Uhr % YTD EUR/USD 1,0622 -1,34% 1,0766 1,0764 -2,2% EUR/JPY 121,0620 -1,04% 122,3348 122,29 -17,1% EUR/CHF 1,0791 -0,44% 1,0838 1,0840 -0,8% EUR/GBP 0,8432 -1,04% 0,8510 1,1714 +14,5% USD/JPY 114,01 +0,33% 113,63 113,61 -2,9% GBP/USD 1,2591 -0,47% 1,2651 1,2610 -14,6%

ROHOEL zuletzt VT-Settl. +/- % +/- USD % YTD WTI/Nymex 50,31 49,77 +1,1% 0,54 +13,8% Brent/ICE 53,54 53 +1,0% 0,54 +16,5%

METALLE zuletzt Vortag +/- % +/- USD % YTD Gold (Spot) 1.171,29 1.173,68 -0,2% -2,39 +10,4% Silber (Spot) 16,99 17,12 -0,8% -0,13 +22,9% Platin (Spot) 941,75 940,50 +0,1% +1,25 +5,6% Kupfer-Future 2,62 2,64 -0,7% -0,02 +21,5% === Kontakt zum Autor: manuel.priego-thimmel@wsj.com

   DJG/mpt/raz

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   December 08, 2016 10:15 ET (15:15 GMT)

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