05.07.2016 18:36:50

MÄRKTE EUROPA/Brexit belastet jetzt über drohende Immobilien-Krise

   Von Herbert Rude

   FRANKFURT (Dow Jones)--Das Brexit-Thema hat die Börsen am Dienstag über eine drohende Immobilienkrise in London wieder eingeholt und ist als Belastungsfaktor auf die Agenda zurückgekehrt. Das Pfund Sterling fiel zum Dollar auf den tiefsten Stand seit 31 Jahren und zum Euro auf den niedrigsten Stand seit Dezember 2013. Die Bank of England will die Kapitalanforderungen an die Banken lockern: "Das sind Versuche über die Geldpolitik die Brexit-Folgen zu mildern", sagte ein Händler. Das Pfund werde deshalb auch weiter auf der Verliererstraße bleiben.

   Gesucht waren dagegen Bundesanleihen, die Rendite zehnjähriger Papiere fiel auf minus 0,185 Prozent ein neues Rekordtief. Der Goldpreis probte nach einer kurzen Verschnaufpause wieder den Sprung über die Marke von 1.350 Dollar je Feinunze. Auf der Aktienseite wurden vor allem Finanztitel und Zykliker verkauft, Zykliker vor allem wegen der Sorgen, die Krise in Großbritannien drücke auf das globale Wirtschaftswachstum. Außerdem bremst die Pfund-Schwäche die Exportchancen nach Großbritannien.

   Der Euro-Stoxx-50 fiel um 1,7 Prozent auf 2.813 Punkte, und der Dax gab um 1,8 Prozent auf 9.533 Punkte nach. Der FTSE-100 notierte 0,4 Prozent im Plus, weil Titel wie Diageo, B.A.T, AstraZeneca und GlaxoSmithKline mit Kursgewinnen von der Pfund-Schwäche profitierten, zum Teil sogar neue Rekordkurse markierten. Doch die Stabilität in London gab es nur an der Oberfläche, darunter brodelte es erheblich. Der FTSE-250 der zweiten Reihe brach um 2,1 Prozent ein.

Dominosteine bei britischen Immobilien fallen Massiv unter Druck standen in Europa die Aktien der Versicherer. Mit 3,8 Prozent Minus stellte der Sektor den Hauptverlierer, dicht gefolgt von Finanzdienstleistern mit einem Abschlag von 3,6 Prozent. Grund war ein Kurseinbruch britischer Immobilien-Aktien.

   Nach Standard Life hat mit Aviva am Nachmittag die zweite große Versicherung einen Immobilienfonds eingefroren. "Die Dominosteine auf dem britischen Markt für gewerbliche Immobilien beginnen umzufallen", sagte Laith Kalaf von Hargreaves Lansdown. "Es dürfte nur eine Frage der Zeit sein, bis weitere Fonds folgen", so der Analyst. Das Problem der Branche sei, dass sie ihre den Fonds zugrunde liegenden Werte nicht schnell liquidieren könne. Es brauche Zeit für den Verkauf von Immobilien, um damit die Fondseigner abzufinden. Die Cash-Bestände der Fonds seien sehr rasch abgeschmolzen, als die Investoren kurz vor und direkt nach dem EU-Referendum aussteigen wollten.

   Für die britischen Versicherer Standard Life ging es um 6 Prozent nach unten und für Prudential um 4,5 Prozent. Aviva kamen mit 3,9 Prozent Minus davon. Die britischen Versicherer gelten als am stärksten investiert im Immobilienbereich, allerdings nicht nur diese. Die Aktien der niederländischen Aegon fielen um 8,3 Prozent.

   Am deutschen Aktienmarkt waren thyssenkrupp mit einem Abschlag von 6,6 Prozent der größte Kursverlierer im DAX. Die Bank Kepler Cheuvreux hat die Aktie von "Kaufen" auf "Halten" gesenkt. Auch die Autohersteller und ihre Zulieferer standen unter Druck.

Kurseinbruch bei Monte dei Paschi weiter beschleunigt In Mailand hat sich der Kurseinbruch der Banca Monte dei Paschi di Siena sogar noch beschleunigt. Nach einem Verlust von 14 Prozent am Montag verlor die Aktie weitere 19,4 Prozent. Am Markt nehmen die Sorgen um die Kapitalausstattung immer mehr zu. Am Vortag hatte die Europäische Zentralbank die Bank aufgefordert, das Volumen der notleidenden Kredite zu verringern.

   Mit einem Börsenwert von gerade einmal einer Milliarde Euro und Not leidenden Krediten von 48 Milliarden Euro würden staatliche Hilfen für die Banca Monte dei Paschi bedeuten, "gutes Geld dem schlechten hinterher zu werfen", sagte Michael Hewson von CMC Markets. Der gesamte italienische Bankensektor sei schwer angeschlagen.

   UniCredit verteuerten sich noch um 0,7 Prozent. Vorübergehend hatten sie schon gut 6 Prozent zugelegt, nachdem Goldman Sachs die Aktie von "Neutral" auf "Kaufen" erhöht hat. Allerdings warnten die Analysten vor großen Ansteckungsgefahren, sollte eine kleinere italienische Bank in Schieflage geraten.

   In der vierten Reihe des deutschen Aktienmarkts brachen KTG Agrar um 42 Prozent ein. Das Unternehmen hat nun einen Insolvenzantrag gestellt. Da die Tochtergesellschaften laut der Mitteilung nicht betroffen sind, legten KTG Energie stark zu. In Frankfurt hat sich der Kurs mehr als verdoppelt.

=== Index Schluss- Entwicklung Entwicklung Entwicklung stand absolut in % seit Jahresbeginn Euro-Stoxx-50 2.812,88 -49,33 -1,7% -13,9% Stoxx-50 2.783,03 -30,99 -1,1% -10,2% Stoxx-600 324,17 -5,61 -1,7% -11,4% XETRA-DAX 9.532,61 -176,48 -1,8% -11,3% FTSE-100 London 6.553,80 +31,54 +0,5% +5,0% CAC-40 Paris 4.163,42 -71,44 -1,7% -10,2% AEX Amsterdam 430,41 -4,71 -1,1% -2,6% ATHEX-20 Athen 1.385,67 -48,62 -3,4% -24,4% BEL-20 Bruessel 3.283,98 -53,75 -1,6% -11,3% BUX Budapest 26.425,87 +157,76 +0,6% +10,5% OMXH-25 Helsinki 3.163,11 -73,20 -2,3% -5,8% ISE NAT. 30 Istanbul 96.436,09 +463,54 +0,5% +7,9% OMXC-20 Kopenhagen 955,28 -13,70 -1,4% -5,8% PSI 20 Lissabon 4.492,98 -100,74 -2,2% -17,3% IBEX-35 Madrid 8.067,60 -188,30 -2,3% -15,5% FTSE-MIB Mailand 15.780,16 -232,15 -1,4% -26,3% RTS Moskau 925,23 -15,62 -1,7% +22,2% OBX Oslo 536,13 -10,79 -2,0% -0,5% PX-GLOB Prag 0,00 0,00 0,0% -13,5% OMXS-30 Stockholm 1.303,01 -22,53 -1,7% -9,9% WIG-20 Warschau 1.715,95 -8,55 -0,5% -7,7% ATX Wien 2.026,04 -56,65 -2,7% -15,5% SMI Zuerich 7.941,67 -115,04 -1,4% -9,9%

DEVISEN zuletzt +/- % Di, 8.08 Uhr Mo, 17.26 Uhr % YTD EUR/USD 1,1080 -0,41% 1,1126 1,1140 +2,0% EUR/JPY 112,5042 -0,81% 113,4210 114,22 -23,6% EUR/CHF 1,0819 +0,09% 1,0809 1,0828 -0,5% EUR/GBP 0,8506 +1,28% 0,8405 1,1955 +15,5% USD/JPY 101,58 -0,37% 101,95 102,53 -13,5% GBP/USD 1,3022 -1,60% 1,3234 1,3320 -11,7%

ROHÖL zuletzt VT-Settl. +/- % +/- USD % YTD WTI/Nymex 46,84 48,76 -4,4% -2,15 +11,8% Brent/ICE 48,08 50,1 -4,0% -2,02 +12,4%

METALLE zuletzt Vortag +/- % +/- USD % YTD Gold (Spot) 1.351,24 1.350,78 +0,0% +0,46 +27,4% Silber (Spot) 19,78 20,34 -2,8% -0,57 +43,1% Platin (Spot) 1.068,20 1.068,00 +0,0% +0,20 +19,8% Kupfer-Future 2,17 2,22 -2,0% -0,04 +1,0% === Kontakt zum Autor: herbert.rude@wsj.com

   DJG/hru/ros

   (END) Dow Jones Newswires

   July 05, 2016 12:05 ET (16:05 GMT)

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Aegon N.V. (ADRs) 4,96 9,25% Aegon N.V. (ADRs)
AstraZeneca PLC (spons. ADRs) 63,50 0,79% AstraZeneca PLC (spons. ADRs)
Aviva PLC 8 3-8 % Cum.Irred.Pref.Shs 1,32 -0,02% Aviva PLC 8 3-8 % Cum.Irred.Pref.Shs
Diageo plc 31,07 -1,08% Diageo plc
Prudential plc 7,65 -2,55% Prudential plc
thyssenkrupp AG 4,09 0,86% thyssenkrupp AG