14.07.2016 18:47:52
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MÄRKTE EUROPA/Börse steckt Zinsüberraschung überraschend gut weg
Von Benjamin Krieger
FRANKFURT (Dow Jones)--Der Donnerstag war ein Börsentag voller Überraschungen: Erst senkte die Bank of England die Zinsen überraschenderweise nicht, und dann ließ das die Aktienmärkte überraschend kalt. Zwar gingen Dax & Co unmittelbar nach der Zinsentscheidung in London kurz in die Knie. Die Kurse machten den "Knick" aber rasch wett und legten am Nachmittag wieder kräftig zu. Für den DAX ging es um 1,4 Prozent auf 10.068 Punkte nach oben und für den Euro-Stoxx-50 um 1,3 Prozent auf 2.963 Punkte. Der Londoner "Footsie" schloss dagegen leicht im Minus. Der Leitindex wurde vom auf breiter Währungsfront stark steigenden Pfund Sterling gebremst.
Am Londoner sogenannten Zinsswap-Markt, wo Investoren Zinserwartungen handeln, war eine Senkung des Leitzinses der Bank of England um 25 Basispunkte auf 0,25 Prozent laut Beobachtern mit einer Wahrscheinlichkeit von mehr als 70 Prozent eingepreist. Doch es kam anders, die Notenbank hat den Leitzins bei 0,50 Prozent belassen. Nur einer von neun Notenbankern votierte für eine Zinssenkung.
DAX kommt mit Verspätung unter die Räder Als diese Nachrichten gegen 13.00 Uhr MESZ über die Bildschirme der Aktienhändler liefen, drückten diese auf die "Sell"-Taste. Das Kuriose: Während die Terminkontrakte auf den DAX innerhalb von Sekunden um mehr als 100 Punkte einbrachen, brauchte der Kassa-DAX geschlagene 15 Minuten, um diesen Rücksetzer zu vollziehen. Grund für das "Nachlaufen" des DAX war, dass die Kurse der 30 DAX-Titel im Xetra-Kassahandel um 13.00 Uhr in eine Auktion gehen - und damit eine Berechnung des DAX erschweren.
Anschließend holten die Aktienkurse die Verluste aber rasch wieder auf. "Dann kommt die Zinssenkung eben im August", lautete der lapidare Kommentar eines Aktienhändlers zur ausgebliebenen Zinssenkung und der ebenso überraschenden Gelassenheit der Investoren an den Aktienmärkten. Gekauft wurden Aktien der britischen Banken, für die eine Zinssenkung die Geschäfte laut Händlern erschwert hätte. Barclays, Lloyds Banking und Royal Bank of Scotland legten zwischen 1,6 und 2,5 Prozent zu.
Die Bank of England sitze quasi zwischen den Stühlen, sagte der Händler. Einerseits würde sie mit einer Zinssenkung ein psychologisch wichtiges Signal aussenden, der britischen Wirtschaft in einer unsicheren Zeit rasch zur Seite zu stehen. Andererseits sei die Bank of England auch verpflichtet, "erst die Fakten zu analysieren und nicht vorschnell zu agieren". Und für eine Analyse der Auswirkungen des Brexit-Votums sei es wenige Wochen nach dem Referendum noch zu früh.
Pfund Sterling ist der große Profiteur Am Devisenmarkt war das Pfund Sterling der große Profiteur der ausgebliebenen Zinssenkung. Zum US-Dollar schoss das Pfund in der Spitze bis auf 1,3479 Dollar nach oben. Das ist der höchste Kurs des auch "Cable" genannten Währungspaares im Juli. Am frühen Abend hat der Kurs wieder auf 1,3347 Dollar nachgegeben, liegt damit aber noch immer mit rund 2 US-Cent im Plus. Auch zum Yen und Schweizer Franken, vor allem aber zum Yen hat das Pfund Sterling stark aufgewertet.
Am Londoner Bondmarkt gerieten britische Anleihen stark unter Druck, die Renditen stiegen vor allem bei Papieren mit kurzen Laufzeiten kräftig. Bill Street vom US-Vermögensverwalter State Street rechnet "schon bald" mit einer geldpolitischen Lockerung, spätestens auf der nächsten Sitzung der BoE am 4. August. Diese finde zeitgleich mit der Veröffentlichung des Inflationsberichts statt. Damit biete sich der Bank eine gute Gelegenheit, auf die Brexit-Entscheidung zu reagieren. Zudem werde die Notenbank voraussichtlich die Anleihekäufe erhöhen.
Kursverluste mussten die Preise für Gold und Silber hinnehmen. Vor allem Gold, das keinen Zins abwirft, gilt als attraktive Anlagealternative in Zeiten niedriger oder gar negativer Zinsen. Die Feinunze gab um 1,4 Prozent auf 1.329 Dollar nach. Die Feinunze Silber handelte 0,5 Prozent schwächer bei 20,25 Dollar.
Bayer legt beim Preis für Monsanto nach Bayer schlossen 0,6 Prozent fester. Im nachbörslichen Handel geriet der Kurs dann jedoch etwas unter Druck. Bayer teilte kurz nach Börsenschluss mit, den Kaufpreis für Monsanto von 122 auf 125 US-Dollar je Monsanto-Aktie zu erhöhen. Zuvor hatte die Agentur Bloomberg berichtet, Monsanto prüfe den Kauf der Agrarsparte von BASF. Damit könnte Monsanto die Übernahme von Bayer möglicherweise durchkreuzen. BASF waren mit einem Kursplus von 3,6 Prozent neben der Deutschen Bank größter Gewinner im DAX.
Aktien des Düngemittelproduzenten K+S verteuerten sich um 6,5 Prozent. Der US-Wettbewerber Mosaic schließt eine Mine mit einer Kapazität von 2,6 Millionen Tonnen in Kanada. Das könnte die Kali-Preise nach oben treiben.
Infineon will das US-Unternehmen Wolfspeed für 850 Millionen Dollar in bar übernehmen. Besitzer von Wolfspeed ist der US-Halbleiterausrüster Cree, der Wolfspeed ursprünglich an die Börse bringen wollte. Der Infineon-Kurs stieg um 2,4 Prozent. Die Übernahme soll sich vom ersten Tag an positiv auf die Marge und den Gewinn je Aktie auswirken, erklärte Infineon.
US-Gerichtsurteil lässt SolarWorld einbrechen Solarworld brachen um fast 10 Prozent ein. In einem schon lange währenden Rechtsstreit mit dem Siliziumlieferanten Hemlock Semiconductor hat das zuständige US-Gericht einem Antrag von Hemlock zum weiteren Verfahrensprozedere stattgegeben. In der Sache selbst sei damit jedoch noch kein Urteil gefällt, teilte Solarworld mit.
Papiere der Software AG stiegen um 6,9 Prozent. Der Software-Konzern hat die Prognosespanne für die Gewinnmarge in diesem Jahr erhöht. Der Kurs von Hella legte um 2,3 Prozent zu. Der Automobilzulieferer hat im vergangenen Geschäftsjahr die Konsensprognosen der Analysten leicht übertroffen. Für Fielmann ging es nach Vorlage der Zweitquartalszahlen um 2,6 Prozent nach unten. Sowohl Umsatz als auch Gewinn liegen leicht unter den Konsensprognosen von Analysten.
In Mailand verteuerten sich UniCredit um 6,6 Prozent. Die Citigroup hat die Aktie von "Neutral" auf "Kaufen" erhöht. Die Citigroup begründet die Hochstufung vor allem mit den raschen Beteiligungsverkäufe der FinecoBank und der Bank Pekao durch die Unicredit nach dem Amtsantritt des neuen CEO Jean-Pierre Mustier.
=== Index Schluss- Entwicklung Entwicklung Entwicklung stand absolut in % seit Jahresbeginn Euro-Stoxx-50 2.963,07 +36,93 +1,3% -9,3% Stoxx-50 2.868,12 +22,11 +0,8% -7,5% Stoxx-600 338,50 +2,67 +0,8% -7,5% XETRA-DAX 10.068,30 +137,59 +1,4% -6,3% FTSE-100 London 6.662,28 -8,12 -0,1% +6,7% CAC-40 Paris 4.385,52 +50,26 +1,2% -5,4% AEX Amsterdam 448,19 +3,74 +0,8% +1,4% ATHEX-20 Athen 1.530,13 +13,10 +0,9% -16,5% BEL-20 Bruessel 3.418,44 +28,12 +0,8% -7,6% BUX Budapest 27.163,42 -28,90 -0,1% +13,6% OMXH-25 Helsinki 3.342,24 +13,49 +0,4% -0,5% ISE NAT. 30 Istanbul 101.868,48 +1673,66 +1,7% +14,0% OMXC-20 Kopenhagen 973,91 -1,87 -0,2% -4,0% PSI 20 Lissabon 4.554,94 +30,01 +0,7% -13,7% IBEX-35 Madrid 8.552,30 +78,40 +0,9% -10,4% FTSE-MIB Mailand 16.817,03 +289,14 +1,7% -21,5% RTS Moskau 973,24 +20,87 +2,2% +28,6% OBX Oslo 557,23 +1,64 +0,3% +3,4% PX-GLOB Prag 1.097,60 +25,28 +2,4% -11,6% OMXS-30 Stockholm 1.364,92 +8,57 +0,6% -5,7% WIG-20 Warschau 1.745,34 +1,19 +0,1% -6,1% ATX Wien 2.211,66 +75,42 +3,5% -7,7% SMI Zuerich 8.174,02 +31,69 +0,4% -7,3%DEVISEN zuletzt +/- % Do, 8:27 Mi, 17.14 Uhr % YTD EUR/USD 1,1111 -0,04% 1,1116 1,1109 +2,3% EUR/JPY 117,1163 -0,25% 117,4046 115,77 -18,8% EUR/CHF 1,0894 -0,36% 1,0933 1,0929 +0,2% EUR/GBP 0,8325 -1,36% 0,8385 1,1897 +13,0% USD/JPY 105,41 -0,25% 105,68 104,20 -10,2% GBP/USD 1,3347 +0,67% 1,3258 1,3217 -9,5%
ROHÖL zuletzt VT-Settl. +/- % +/- USD % YTD WTI/Nymex 45,50 44,75 +1,7% 0,75 +8,6% Brent/ICE 47,04 46,26 +1,7% 0,78 +9,9%
METALLE zuletzt Vortag +/- % +/- USD % YTD Gold (Spot) 1.329,01 1.347,50 -1,4% -18,50 +25,3% Silber (Spot) 20,25 20,36 -0,5% -0,11 +46,5% Platin (Spot) 1.097,80 1.096,50 +0,1% +1,30 +23,1% Kupfer-Future 2,24 2,24 +0,2% +0,00 +4,2% === Kontakt zum Autor: benjamin.krieger@dowjones.com
DJG/bek/ros
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July 14, 2016 12:17 ET (16:17 GMT)
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