15.06.2016 10:08:55

MÄRKTE ASIEN/Schanghai trotzt MSCI-Enttäuschung mit kräftigem Plus

   Von Chao Deng

   TOKIO / SCHANGHAI (Dow Jones)--Nach den teils derben Verlusten der Vortage aus Vorsicht vor den globalen Unwägbarkeiten bei einem möglichen EU-Austritt Großbritanniens ist es am Mittwoch an den ostasiatischen Börsen zu einer ersten moderaten Gegenbewegung gekommen. Vereinzelt war von Schnäppchenkäufen die Rede. Stärker aufwärts ging es aber nur in Schanghai, und das obwohl sich der Indexbetreiber MSCI erneut dagegen entschieden hat, chinesische A-Aktien in seine viel beachteten Schwellenländer-Indizes aufzunehmen.

   Die Akteure in Schanghai verfuhren offenbar nach dem Motto "Aufgeschoben ist nicht aufgehoben" und setzten ihre Hoffnung nun auf die von MSCI selbst ins Spiel gebrachte Möglichkeit einer außerordentlichen Aufnahme noch vor der nächsten Überprüfung im Juni 2017.

   Übergeordnet bestimme weiter die Furcht vor dem am 23. Juni in Großbritannien stattfindenden EU-Referendum das Geschehen, hieß es. Der Schanghai-Composite-Index gewann 1,6 Prozent auf 2.887 Punkte, in Hongkong ging es um 0,3 Prozent aufwärts. In Tokio legte der Nikkei-Index nach vier Verlusttagen zuvor um 0,4 Prozent zu auf 15.920 Punkte, und in Südkorea schloss das Marktbarometer knapp im Minus.

   Die chinesische Festlandbörse in Shenzhen legte unterdessen stärker zu, und auch der Index Chinext, der die Entwicklung chinesischer Startup-Unternehmen abbildet, stieg stärker als der Index in Schanghai. Analyst Zhang Gang von Central China Securities erklärte das mit spekulativen Käufen von Fonds aus Erleichterung über die MSCI-Entscheidung. Hätte MSCI nämlich chinesische Aktien aufgenommen, hätten darunter womöglich kleinere Aktien gelitten, so die Überlegung. An den MSCI-Schwellenländerindizes richten sich passiv gemanagte Aktienfonds mit einem Volumen von geschätzten 1,5 Billionen Dollar aus.

   In Sydney gaben die Kurse dagegen den fünften Tag in Folge nach, diesmal um 1,1 Prozent. Rohstoffaktien litten hier unter gesunkenen Öl- und Rohstoffpreisen. Virgin Australia verloren 11,9 Prozent, nachdem die zweitgrößte Fluglinie des Landes eine Kapitalerhöhung angekündigt hatte. Für die Nummer eins, Qantas, ging es um 0,4 Prozent nach oben.

Anleger warten auf die Notenbanken Die Blicke der Marktteilnehmer richten sich nun auf die Entscheidungen der US-Notenbank am Abend (MESZ) und der japanischen Notenbank am Donnerstag. In den USA gilt eine Zinserhöhung im Juni als vom Tisch, so dass dort vor allem die begleitenden Aussagen von Notenbankchefin Janet Yellen im Fokus stehen. Mit Blick auf die japanische Notenbank halten sich zwar Spekulationen, dass es hier zu weiteren Lockerungen kommen könnte, allerdings rechnen die Akteure mehrheitlich damit, dass die Zentralbank ihr Pulver trocken halten und zunächst das Referendum in Großbritannien abwarten wird.

   Sollten die Briten nämlich für einen Ausstieg stimmen, wird befürchtet, dass der Yen als sicherer Hafen starken Zulauf erfahren und weiter steigen wird. Das würde die Wettbewerbssituation japanischer Unternehmen verschlechtern, was die Notenbanker des Landes nicht gerne sähen.

   Der Yen kam von seinen jüngsten Hochs etwas zurück. Der Dollar stieg auf 106,23 Yen, verglichen mit Tagestiefs am Dienstag unter 105,80. Die leichte Dollarerholung stützte zusätzlich die Stimmung für japanische Aktien etwas.

Wieder Rekordtief bei den Anleiherenditen Weiter gesucht waren Anleihen. Die Zehnjahresrendite japanischer Festverzinslicher markierte bereits den dritten Tag in Folge ein Rekordtief, diesmal mit -0,190 Prozent. Hier spiegelte sich die Suche der Anleger nach Sicherheit wider, die auch global die Anleiherenditen zuletzt in den Keller geschickt hat. In Australien sank die Zehnjahresrendite auf das Allzeittief von 2,03 Prozent.

   Bei den Ölpreisen ging es weiter abwärts. Neben den jüngsten Konjunktursorgen drückten hier Daten des American Petroleum Institute (API) auf die Stimmung. Sie zeigen einen Anstieg der US-Ölvorräte in der vergangenen Woche um 1,2 Millionen Barrel. Rohstoffanalyst Barnabas Gan von OCBC sieht vor allem die schnellere Produktion der Opec-Staaten als Ursache für die höheren Vorräte. Dies dürfte sich noch verschärfen, wenn Nigeria und Libyen wieder normale Produktionsniveaus erreichen sollten. Brentöl kostete 49,33 Dollar, 1,0 Prozent weniger als zum US-Settlement. US-Öl der Sorte WTI verlor gleich stark auf 48,02 Dollar.

Viele Erklärungen für ausgebliebene MSCI-Enttäuschung Für die auf den ersten Blick unerwartete Reaktion des Aktienmarkts in Schanghai auf die MSCI-Enttäuschung kursierten mehrere Erklärungen. Die Aufnahme der A-Aktien werde kommen, "ob das heute, morgen oder im nächsten Jahr ist - es ist nur eine Frage der Zeit", kommentierte Investmentberater William Yuen von Invesco. "Wir glauben nicht, dass die Öffnung des Finanzmarktes und die Liberalisierung des Kapitalmarktes nur mit der Aufnahme in die MSCI-Indizes zu tun haben. Dahinter steht ein viel größerer Plan, nämlich eine natürliche Internationalisierungsentwicklung Chinas."

   An anderer Stelle hieß es, der Markt sei sehr neutral in die MSCI-Entscheidung gegangen, es habe also vorher keine größeren spekulativen Käufe gegeben. Daher sei im Nachklapp auch kein größerer Ausverkauf zu beobachten, meinte John Lau, Handelsexperte bei BOC International.

   Wieder andere Akteure verwiesen auf mögliche weitere Maßnahmen, die den Zugang zu chinesischen Aktien erleichtern könnten. Sollte China weitere Wege für internationalen Investoren zum A-Aktien-Markt öffnen, darunter eine Handelsverbindung Shenzhen und Hongkong, wäre das "sehr willkommen", hatte Remy Briand, Chef des globalen Research bei MSCI gesagt und weiter: "Eine Ausweitung auf Shenzhen wäre definitiv positiv". Die Kritik daran, wie Anleger in Festlandchina Aktien handeln können, gilt als das zu lösende Hauptproblem, bevor chinesische Aktien in die MSCI-Indizes aufgenommen werden können. Eine Börsenverbindung zwischen Hongkong und Schanghai gibt es bereits.

   Im Markt habe es daneben aber auch Spekulationen gegeben, dass die chinesische Regierung womöglich ihre Hand im Spiel gehabt und den Markt gestützt habe, hieß es.

Index (Börse) zuletzt +/- % % YTD Ende S&P/ASX 200 (Sydney) 5.147,10 -1,08% -2,81% 08:00 Nikkei-225 (Tokio) 15.919,58 +0,38% -16,36% 08:00 Kospi (Seoul) 1.968,83 -0,16% +0,38% 08:00 Schanghai-Comp. (Schanghai) 2.887,21 +1,58% -18,42% 09:00 Hang-Seng-Index (Hongkong) 20.443,06 +0,27% -6,71% 10:00 Taiex (Taiwan) 8.606,37 +0,35% +3,22% 07:30 Straits-Times (Singapur) 2.763,00 -0,19% -4,15% 11:00 KLCI (Malaysia) 1.625,23 -0,05% -3,98% 11:00 BSE (Mumbai) 26.497,41 +0,39% +1,45% 12:00

DEVISEN zuletzt +/- % 00:00 Di, 9:13 % YTD EUR/USD 1,1214 +0,1% 1,1205 1,1260 +3,3% EUR/JPY 119,22 +0,3% 118,82 119,00 -6,5% USD/JPY 106,33 +0,3% 106,01 105,70 -9,4% USD/KRW 1174,80 -0,1% 1175,55 1175,75 -0,1% USD/CNY 6,5940 -0,0% 6,5965 6,5895 +1,5% USD/CNH 6,6077 -0,1% 6,6135 6,5983 +0,6% USD/HKD 7,7603 -0,0% 7,7612 7,7615 +0,1% AUD/USD 0,7374 +0,4% 0,7346 0,7376 +1,2%

ROHOEL zuletzt VT-Settl. +/- % +/- USD % YTD WTI/Nymex 48,00 48,49 -1,0% -0,49 +16,1% Brent/ICE 49,33 49,83 -1,0% -0,50 +17,2%

METALLE zuletzt Vortag +/- % +/- USD % YTD Gold (Spot) 1.285,55 1.289,55 -0,3% -4,01 +21,2% Silber (Spot) 17,44 17,50 -0,3% -0,06 +26,2% Platin (Spot) 983,13 975,50 +0,8% +7,63 +10,3% Kupfer-Future 2,06 2,04 +1,1% +0,02 -4,1% Kontakt zum Autor: maerkte.de@dowjones.com

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   June 15, 2016 03:38 ET (07:38 GMT)

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