14.10.2022 19:01:38

Lindner kritisiert 'rote Linie' der Grünen-Chefin

WASHINGTON (dpa-AFX) - Im Koalitionsstreit über die Atomkraft hat FDP-Chef Christian Lindner die Grünen-Vorsitzende Ricarda Lang kritisiert, weil sie die Beschaffung neuer Brennstäbe zur "roten Linie" erklärt hat. Er erwarte von allen Beteiligten, dass sie keine roten Linien zeichneten, "sondern den Horizont erweitern", sagte der Bundesfinanzminister am Freitag in Washington dem Fernsehsender Welt.

"Ich kann für mich nur sagen: Wenn es darum geht, Schaden von unserem Land abzuwenden, die ruinös hohen Energiepreise zu reduzieren, Blackouts zu verhindern - dann gibt es für mich keine roten Linien", betonte Lindner. "Hier geht es nicht um Parteipolitik." Er fügte hinzu: "Ich bin über meinen finanzpolitischen Schatten schon Milliarden Mal gesprungen, wenn ich sehe, was wir an schuldenfinanzierter Hilfe oder an auch Ertüchtigung der Bundeswehr machen."

Um den Umgang mit den deutschen Atomkraftwerken, die eigentlich zum Ende des Jahres abgeschaltet werden sollten, ist in der Ampel-Koalition ein heftiger Streit entbrannt. Während die FDP auf einen längeren Weiterbetrieb dringt, lehnen dies insbesondere die Grünen ab - deren Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck will lediglich einen Reservebetrieb für zwei der drei verbliebenen Atomkraftwerke bis ins Frühjahr ermöglichen. "Neue Brennstäbe sind die rote Linie", sagte Grünen-Parteichefin Lang dem Magazin "Spiegel". "Wenn wir jetzt neue Brennstäbe kauften, würde das langfristige Investitionen in die Atomkraft bedeuten. Das ist nicht der Weg in die Zukunft."

Lindner versicherte, dass die Ampel sich um eine Lösung des Streits bemüht: "Wir sind im Austausch. Die Abstimmung zwischen den Ressorts der Bundesregierung läuft." Seine Ausgangsposition sei bekannt. "Wir dürfen in dieser Zeit nicht zu wählerisch sein. Wir haben sichere Kernkraftwerke, die klimaneutral günstigen Strom produzieren." Die Möglichkeit wolle er gerne erhalten, "mindestens als eine Rückversicherung, wenn im europäischen Umfeld die Energieversorgung und -produktion weiter unsicher bleibt"./sku/DP/nas

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