21.01.2015 21:07:59
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Lausitzer Rundschau: Ängste im Einwanderungsland Warum Deutschland sich den aktuellen Problemen stellen muss
Cottbus (ots) - Es gibt Rassenhass in den USA, aber wohl niemand
käme dort auf die Idee, gegen die Einwanderung an sich zu
demonstrieren. Anders in Deutschland. Es ist das zweitgrößte
Einwanderungsland der Welt. Aber es versteht sich in weiten Teilen
noch monokulturell. Deutschland hat die Tatsachen viel zu lange
verdrängt. Besonders im Osten des Landes ist nun der Kulturschock
groß. Pegida, Legida und all die anderen Bewegungen sind, man kann es
nicht besser sagen als Wolfgang Thierse, "Ausdruck der Ängste, die
aus den dramatischen wirtschaftlichen, kulturellen und
gesellschaftlichen Veränderungen der Gegenwart resultieren".
Natürlich wird das alles wohlwollend unterstützt von Neonazis. Aber
das macht die Masse nicht aus, die sich nach Dresden nun in Leipzig
gezeigt hat. Der Migrationsbericht lieferte gestern die Fakten über
das Ausmaß der Zuwanderung. Legida die dazugehörende gefährliche
Stimmung. Aber es gibt auch die Gegenstimmung, wie die zahlreichen
Kundgebungen von Menschen zeigen, die die Zuwanderung als Gewinn
begreifen. Auf den Straßen hat sich eine gefährliche Polarisierung
entwickelt. Deutschland muss endlich anfangen, sich den Realitäten zu
stellen. Die Möglichkeit, die Mauern um das Land wieder hochzuziehen,
was sich viele wünschen, wird freilich nicht funktionieren. Dieses
Land ist so vernetzt wie kaum ein anderer Staat. Politisch mit der
EU, ökonomisch mit der ganzen Welt. Davon leben wir. Wenn wir das
aufgeben, können wir hier nur noch Steckrüben züchten. Was einzig
bleibt, ist der richtige Umgang mit der Zuwanderung. Es ist in den
vergangenen Jahren schon viel geschehen, von den Integrationsgipfeln
bis zur Islamkonferenz. Man ignoriert die Zuwanderung nicht mehr und
man tut auch nicht mehr so, als regele sich alles schon bestens von
allein. Dieser Ansatz muss entschlossen fortgeführt werden, auch in
der Debatte mit jenen, die - anders als die meisten
Legida-Demonstranten - tatsächlich im Alltag Probleme mit der
Zuwanderung haben. In der Praxis funktioniert die Integration nämlich
noch längst nicht überall. Und dann muss es neben dem grundgesetzlich
garantierten Asyl- und Flüchtlingsschutz auch eine bewusste und
gesteuerte Zuwanderung von Fachkräften geben. Vielleicht nach einem
Punktesystem oder nach anderen transparenten Kriterien. Deutschland
braucht mittelfristig diese Menschen sowieso, braucht sie aus
demografischen Gründen, braucht, was sie an Wissen und an neuer
Kultur mitbringen. Ein Regelwerk wäre das Eingeständnis, dass
Deutschland ein global vernetztes Einwanderungsland ist. Es wäre
gerade in dieser Phase ein wichtiges Zeichen.
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