Regulierer im Fokus 15.05.2023 22:47:00

Kunden schichten Einlagen um: Das sind die Gewinner und Verlierer der US-Bankenkrise

Kunden schichten Einlagen um: Das sind die Gewinner und Verlierer der US-Bankenkrise

• Liquiditätssorgen lassen US-Banken zusammenbrechen
• Fed empfiehlt strengere Regulierung
• Experte erwartet Umstrukturierung im US-Bankensektor

Die US-Notenbank Fed zieht im Kampf gegen eine ausufernde Inflation die geldpolitischen Zügel straff an. So wurde der Leitzins zuletzt im Mai 2023 um 25 Basispunkte auf eine Spanne von 5,00 bis 5,25 Prozent angehoben. Das ist der höchste Wert seit 16 Jahren und die zehnte Zinserhöhung der US-Notenbank in Folge. Anfang März 2022 hatte der Leitzins noch bei null Prozent gelegen.

Doch diese geldpolitische Straffung blieb nicht ohne negative Folgen. So gerieten infolge der stark angestiegenen Leitzinsen in Verbindung mit hausgemachten Problemen mehrere mittelgroße US-Banken - darunter die Silicon Valley Bank (SVB) und die First Republic Bank - in eine Krise, nachdem viele Kunden, die an der Zuverlässigkeit der betreffenden Banken zweifelten, panikartig große Geldbeträge abzogen. Diese Zweifel waren aufgekommen, weil das Management der Banken die Zins- und Liquiditätsrisiken nicht wirksam gemanagt hat. So wurden hohe Beträge in langlaufende und niedrigverzinste Anleihen investiert, die eigentlich zu den sichersten Investments zählen. Doch infolge der zuletzt sehr falkenhaften Geldpolitik der Fed verloren diese Papiere stark an Wert. Das ließ die Bilanzen der Banken aus dem Ruder laufen.

Retter im Aufwind

Wie das amerikanische Finanz-Magazin "Barron's" berichtet, hat Brian Graham, Partner und Mitgründer der Investmentfirma Klaros Group bereits klare Gewinner und Verlierer dieser Bankenkrise identifiziert. Die größten und direktesten Gewinner sind seiner Meinung nach jene drei Banken, welche die Scherben auflesen: So erwarb die First Citizens das, was von der SVB noch übrig blieb, die New York Community Bank kaufte die Überbleibsel von Signature und JPMorgan übernahm die First Republic. Der Aktienkurs aller drei Käufer profitierte von der Akquisition.

Kunden schichten Einlagen um

Daneben gibt es laut Brian Graham große Bewegungen bei den Kundeneinlagen. Zum einen sorgen die steigenden Zinsen dafür, dass Gelder von niedrigverzinsten Girokonten abgezogen werden und in Anlagen mit einer höheren Verzinsung investiert werden. Zum anderen habe der Schock über den Kollaps der SVB bewirkt, dass insbesondere Firmen und vermögende Kunden deren Einlagen die gesetzliche Versicherungsgrenze von 250 000 Dollar übersteigen nun verstärkt auf Sicherheit bedacht sind. Als sicherer erachten sie anscheinend Banken, die als "too big to fail" gelten, sowie Staatsanleihen und staatliche Geldmarktfonds.

Aufgrund dieses Strebens nach Sicherheit hätten im ersten Quartal 2023 von den 35 größten börsennotierten Banken lediglich JPMorgan und die U.S. Bancorp einen Zuwachs bei ihren zinslosen Einlagemöglichkeiten (wie z.B. Girokonten) verzeichnet. Die Verlierer dieser Entwicklung seien andererseits Regionalbanken, die nicht als "too big to fail" angesehen werden. Bei ihnen würden Kunden Einlagen abziehen, dieses verlorene Geld müssten sie sich nun zu höheren Kosten von anderen Quellen besorgen. Brian Graham betont jedoch, dass dies nur ein Problem der Profitabilität, aber nicht der Zahlungsfähigkeit sei.

Strengere Regulierung droht

Darüber hinaus geht Graham davon aus, dass sich der Bankensektor auf eine härtere Regulierung einstellen muss. So habe die US-Notenbank bereits empfohlen, die Grenze für eine strengere Regulierung statt wie bisher bei Assets in Höhe von 250 Milliarden Dollar künftig schon bei 100 Milliarden Dollar zu ziehen. Damit würde auf Regionalbanken ein deutlich herausfordernderes Regulierungsumfeld zukommen. Für die Großbanken, die schon seit Jahren streng reguliert werden, dürfte sich hingegen wahrscheinlich wenig ändern, so der Experte.

Wandel im US-Bankensektor

Eine Absenkung der Schwelle für eine strengere Regulierung würde nach Ansicht von Brian Graham zu einer weitreichenden Umstrukturierung der US-Bankenbranche führen. So geht er davon aus, dass sich einige der Regionalbanken zu größeren Einheiten zusammenschließen werden. Andere Regionalbanken dürften sich hingegen verkleinern, um weiterhin unter der Grenze zu bleiben, bei der sie strenger reguliert werden.

Redaktion finanzen.at

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