23.02.2015 12:36:00
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Kulturbetriebe befürchten Jobabbau wegen Mehrwertsteuer
"Kultur wird in Österreich bald nicht mehr leistbar sein. Es geht nicht, dass Österreich als Kulturland so teuer wird, dass es ein Luxusgut wird", formulierte es Franz Lechner, Sprecher für die Kartenbüros, drastisch. Die Mehrwertsteuer-Erhöhung wäre eine "Abzocke" der Endverbraucher und dies wäre "asozial". Die Österreicher würden nicht nur bei den Theaterkarten sparen, auch die Buffetbetreiber und Taxis würden darunter leiden, so Lechner. Er rechnet damit, dass bis zu einem Drittel der 1.229 Mitarbeiter in Kartenbüros ihren Job verlieren könnten.
"Die Idee zur Erhöhung ist ein Problem, denn wir leben vom dem Geld, das für die Freizeit übrig bleibt", stellte der Schauspieler Gerald Pichowetz fest. Die Theaterbetreiber würden bereits jetzt von der öffentlichen Hand subventioniert. Die Mehreinnahmen durch die höhere Steuer stünden dann - nötigen - höheren Subventionen gegenüber. "Mehr Publikum wird's nicht. Der Umsatz kann nicht gesteigert werden", so Pichowetz weiter.
Auch die Kinos wehren sich: Eine Steuererhöhung könne von diesen "unmöglich" abgefangen werden, so Branchensprecher Christian Dörfler, denn die Betreiber hätten "viel Geld in die Digitalisierung gesteckt". Kinos agieren in einem umkämpften Marktumfeld, verwies er weiters auf das Internet. Hauptzielgruppe der Kinos seien die 14- bis 25-Jährigen - "nicht gerade eine einkommensstarke Zielgruppe", so Dörfler. Die geplante Lohnsteuersenkung würde somit durch Taschengeld der Jungen finanziert, gibt er zu bedenken.
In den Kinos läuft nun bereits seit eineinhalb Monaten ein Spot gegen die angedachte MWSt.-Erhöhung. Auf der dazugehörigen Homepage www.wehrt-euch.at kann man selbst gegen eine Erhöhung "unterschreiben". 7.500 Personen taten dies laut Dörfler bereits. Er geht davon aus, dass durch eine Erhöhung zehn Prozent der 3.000 Kinobeschäftigten entlassen würden.
Heimo Medwed, Obmann des Fachverbandes der Kino-, Kultur- und Vergnügungsbetriebe sowie Branchensprecher der Schausteller hält eine Mehrwertsteuer-Erhöhung für "unehrlich und verlogen": Die eine Hand gebe etwas in die Tasche, die andere hole es wieder hinaus. Als Folge einer Steuererhöhung müssten viele Schausteller ihren Beruf aufgeben: "Volksfeste und Märkte blieben auf der Strecke", verwies er auch auf die wirtschaftlichen Auswirkungen auf den ländlichen Raum. Von den 3.000 Mitarbeitern bei Schaustellern müsste seiner Schätzung nach rund die Hälfte freigesetzt werden.
Medwed wehrte sich auch vehement gegen die diskutierte Registrierkassenpflicht für alle. Für die Betreiber von Schaukeln, Kettenkarussells oder Schießbuden sei dies "nicht zu bewältigen" und unpraktikabel.
(Schluss) jul/has
WEB http://wko.at

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