12.11.2022 14:35:39

Kritik an Plänen zur Krankenhausreform nimmt zu

FRANKFURT (Dow Jones)--Die Pläne von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) für weniger Krankenhausübernachtungen von Patienten sorgen bei Kliniken und Krankenkassen für Unmut. "Wir teilen den Befund, dass in Deutschland zu viele Leistungen vollstationär statt ambulant erbracht werden", sagte Stefanie Stoff-Ahnis, Vorstand beim GKV-Spitzenverband, der Düsseldorfer "Rheinischen Post". Sie sagte aber auch, die vorgelegten Vorschläge würden das Ziel einer stärkeren Ambulantisierung nicht erreichen, "im Gegenteil: Bisher vorgesehene Maßnahmen wie die erhebliche Erweiterung des Katalogs ambulant durchführbarer Operationen (AOP) werden konterkariert."

Stoff-Ahnis fügte hinzu: "Die neuen Regelungen zementieren die bisherigen Strukturen der stationären Versorgung statt einen notwendigen Strukturwandel einzuleiten. Ohne klar definiertes Leistungsspektrum für die neuen tagesstationären Behandlungen besteht die Gefahr, dass Patientinnen und Patienten zukünftig je nach Kalkül der Geschäftsführung über Nacht nach Hause geschickt werden", sagte sie. "Verbunden mit den eingeschränkten Prüfrechten des Medizinischen Dienstes kann hier die Versorgungsqualität leiden." Dem Grundsatz "ambulant vor stationär" werde man viel eher gerecht, wenn Patientinnen und Patienten gar nicht erst ins Krankenhaus auf Station geleitet würden, sondern stattdessen in bedarfsgerechten ambulanten Strukturen versorgt würden, sagte sie.

Auch bei den Krankenhäusern ist man unzufrieden. Gerald Gaß ist Vorstandsvorsitzender der Deutschen Krankenhausgesellschaft. Er sieht das Vorgehen des Ministeriums im Gesetzgebungsprozess kritisch: "Hinsichtlich der tagesklinischen Behandlung waren wir bei den Empfehlungen der Regierungskommission sehr positiv gestimmt", sagte er. "Jetzt aber ist sowohl das Verfahren als auch die Ausrichtung nicht mehr nachvollziehbar." Das Thema sei viel zu wichtig, als dass es übers Knie gebrochen werden sollte. "Mit dem kurzfristig eingebrachten Änderungsantrag, den man gar nicht bis zur Anhörung adäquat bewerten kann, soll sogar ein neues Vergütungsinstrument eingeführt werden", sagte Gaß: "Wir sind sehr dafür, dass die ambulanten Potenziale der Krankenhäuser genutzt werden. Aber wir sind auch für eine strukturierte Gesetzgebung, die klare und dann auch verlässliche Rahmenbedingungen schafft."

DJG/hru

(END) Dow Jones Newswires

November 12, 2022 08:36 ET (13:36 GMT)

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