Kreditausfälle häufen sich |
02.07.2023 17:29:00
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Krise am Immobilienmarkt: Goldman Sachs besorgt und gibt Elon Musk eine Mitschuld
• Ausbleibende Twitter-Mietzahlungen bringen Immobilieninvestmentunternehmen in Zahlungsverzug
• Goldman Sachs noch vergleichsweise gering betroffen
Der Anstieg der Zahlungsausfälle bei Gewerbeimmobilienkrediten hat die US-Bank Goldman Sachs im ersten Jahresviertel belastet, berichtet die "Financial Times".
"Immobilien betreffen uns"
Das Blatt beruft sich auf Daten der Federal Deposit Insurance Corporation und beziffert den Anstieg des Werts säumiger Gewerbeimmobilienkredite im ersten Quartal auf 840 Millionen US-Dollar - ein massives Plus von 612 Prozent.
Im gesamten US-Bankensektor seien die Zahlungsausfälle bei Gewerbeimmobilien im gleichen Zeitraum weniger deutlich gestiegen, notleidende Gewerbeimmobilienkredite hätten sich landesweit mit einem Plus von 30 Prozent gezeigt und wurden auf 12 Milliarden US-Dollar beziffert.
"Es steht außer Frage, dass der Immobilienmarkt, insbesondere Gewerbeimmobilien, unter Druck geraten ist", bestätigte David Solomon, CEO von Goldman Sachs, unlängst in der Sendung "Squawk on the Street" von CNBC. Zwar verfüge sein Finanzhaus verglichen mit anderen Kreditgebern über ein relativ kleines Kreditportfolio, aber über einen angemessenen Anteil an Immobilieninvestitionen. "Immobilien betreffen uns", so der Bankmanager.
Elon Musk als Teil des Problems
Schuld an dem deutlichen Anstieg bei Zahlungsausfällen im Gewerbeimmobilienkredit-Bereich soll auch der Milliardär Elon Musk sein, konkret die Zahlungsmoral seines Social Media-Konzerns Twitter. Seit November schon soll das Unternehmen keine fälligen Mietzahlungen für seine Büros mehr beglichen haben, was Twitter eine Klage von Columbia Property eingebracht hat - einem Immobilieninvestmentunternehmen, dem mehrere Büroräume von Twitter gehören. Angaben der FT zufolge soll Musk Mitarbeitern gegenüber kommuniziert haben, dass er nicht vorhabe, Mietzahlungen wieder aufzunehmen oder säumige Zahlungen zu begleichen. Dies wiederum soll Columbia Property im Februar in Zahlungsverzug gegenüber seinen Kreditgebern - darunter auch Goldman Sachs - gebracht haben. Das Finanzhaus gehört - ebenso wie die Citigroup und die Deutsche Bank - einer Gruppe von Banken an, die Columbia Property 1,7 Milliarden US-Dollar für sieben Bürogebäude in San Francisco und New York geliehen haben - zwei dieser Gebäude beherbergen Büros von Twitter.
Goldman Sachs noch vergleichsweise wenig betroffen
Starke Auswirkungen auf die Geschäftsentwicklung von Goldman Sachs dürfte das vergleichsweise überschaubare Engagement im Bereich notleidende Kredite voraussichtlich nicht haben. "Für Goldman spielt die Kreditvergabe keine so große Rolle", zitiert die FT Christopher Kotowski, Bankenanalyst bei Oppenheimer.
Anders sieht das bei Rivalen das Finanzhauses aus: Wells Fargo und die Bank of America sind deutlich stärker an gewerblichen Immobilienkrediten beteiligt. Dem FDIC-Bericht nach lagen die ausstehende Kredite, die durch Gewerbeimmobilien besichert waren, im ersten Quartal bei Wells Fargo bei 91 Milliarden US-Dollar und bei der Bank of America bei über 60 Milliarden US-Dollar.
Diese Entwicklung macht auch Goldman Sachs-Chef Solomon Sorgen: Auch wenn die Lage für sein Finanzhaushaus beherrschbar sei, 65 % der kommerziellen Kredite fielen unter das regionale und mittelgroße Bankensystem. Dies sei einfach etwas "das wir bewältigen müssen", so Solomon weiter. "Und für einige Marktteilnehmer wird es auf dem Weg wahrscheinlich einige Unebenheiten und Schmerzen geben" warnte der Bankmanager gegenüber CNBC.
Musk sieht Gewerbeimmobilienmarkt ebenfalls in Schwierigkeiten
Elon Musk war kürzlich zu einer ähnlichen Einschätzung gekommen wie Solomon. Seiner Ansicht nach seien die Immobilienpreise - insbesondere bei Gewerbeimmobilien - im Sinkflug begriffen. "Wir haben den Abwärtstrend zu Gewerbeimmobilien noch nicht wirklich erlebt. Das ist eher wie ein Amboss, nicht wie ein Schuh. Das, was wir bisher gesehen haben, ist noch nicht einmal wirklich passiert - es handelt sich nur um eine geringfügige Verschlechterung des Immobilienportfolios. Aber das wird meiner Meinung nach später in diesem Jahr noch eine sehr ernste Sache werden", so der Tesla-Chef in einem Interview . Auf Twitter bekräftigte er diese Einschätzung später mit den Worten: "Gewerbeimmobilienwerte schmelzen schnell ab. Häuserwerte als Nächstes".
Commercial real estate is melting down fast. Home values next.
- Elon Musk (@elonmusk) May 29, 2023
Der Grund für die ausbleibenden Mietzahlungen von Twitter dürfte aber nicht in einer erwarteten Preisschmelze am Gewerbeimmobilienmarkt liegen. Vielmehr dürfte der von Musk nach seiner Twitter-Übernahme ausgerufene radikale Sparkurs der Grund dafür sein, dass Twitter für seine Büros keine Miete mehr zahlt. Zuvor hatte der Unternehmer zahlreiche Mitarbeiter gekündigt und Teile der Serverinfrastruktur abgeschaltet oder zumindest zur Disposition gestellt.
Redaktion finanzen.at
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