05.06.2009 17:36:00
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KORREKTUR: FOKUS: Bei der HRE braucht der Staat einen langen Atem
Von Rüdiger Schoß und William Launder Dow Jones NEWSWIRES FRANKFURT (Dow Jones)--Obwohl die Restrukturierung der Hypo Real Estate Holding AG (HRE) bereits in vollem Gang ist, halten es Experten für unwahrscheinlich, dass es dem neuen Eigentümer Bund wie erhofft gelingen wird, den Immobilienfinanzierer innerhalb von drei Jahren auf eigene Füße zu stellen. Analysten rechnen vielmehr damit, dass die Aufräumarbeiten in der Bilanz und der Verkauf von nicht zum Kerngeschäft gehörenden Teilen eher länger dauern werden.
Mit der Genehmigung zur Kapitalerhöhung auf der Hauptversammlung des in München beheimateten Immobilienfinanzierers hat der Bund Anfang der Woche die notwendige "Gestaltungsfreiheit" bei der Hypo Real Estate bekommen. Mit dem jetzt begonnenen Umbau hofft der Bund, die Bank in zwei oder drei Jahren wieder "allein lebensfähig" zu bekommen. Langfristig solle das Institut danach wieder in private Hände gehen, sagte Hannes Rehm, Sprecher des Leitungsausschusses des SoFFin, auf der Hauptversammlung der Hypo Real Estate am Dienstag.
Eine derartig schnelle Erholung unabhängig von der weiteren Entwicklung des Finanzmarktes klinge "sehr optimistisch", sagte Analyst Konrad Becker von Merck Finck. Das Institut, das in diesem und im kommenden Jahr noch mit einem Vorsteuerverlust rechnet, müsse erst erfolgreich restrukturiert werden. Arbeite es dann rentabel, müsse die Hypo Real Estate anschließend eine gewisse "Erfolgsbilanz" vorlegen, um Investoren von der Qualität des Hauses zu überzeugen. "Das braucht eine Weile", sagte Becker: "Wenn die Investoren nur dem (hinter der Bank stehenden) Bund trauen, ist die Bank nicht reif für den Kapitalmarkt".
Die Hypo Real Estate ist mit ihrem Schicksal keineswegs allein. Rund um den Globus prüfen zahlreiche Banken die Ausgliederung von Geschäftsteilen und suchen händeringend nach Käufern für risikobelastete Papiere. Bei der Hypo Real Estate sieht der Restrukturierungsplan des neuen Vorstands einen deutlichen Schrumpfkurs vor. Überwiegend bei der Depfa Bank Plc liegende Papiere im Wert von 210 Mrd EUR sollen "marktschonend und werterhaltend" abgewickelt werden - sprich, verkauft oder, wenn die Marktpreise zu schlecht sind, bis zur Endfälligkeit gehalten werden. Die Verkaufsliste sieht eine Halbierung der Bankbilanz vor: Das weiterhin zum Kerngeschäft gerechnete Portfolio umfasst dem gegenüber nur noch rund 135 Mrd EUR.
Kerngeschäft der "Neuen Hypo Real Estate", für die noch ein unverbrauchter Name gesucht wird, soll die kundenfokussierte Immobilien- und Staatsfinanzierung sein. Das Neugeschäft soll kurzfristig, die Projektfinanzierung für die Öffentliche Hand dauerhaft zurückgefahren werden. "Die Infrastrukturfinanzierung passt nicht mehr zu unserem Refinanzierungsansatz, das Capital Markets und Asset Management-Geschäft birgt zu hohe Risiken", hatte Vorstandsvorsitzender Axel Wieandt in dieser Woche den Aktionären erklärt.
Mit einem Fokus auf die Industrieländer will sich die HRE zukünftig aber vor allem über Pfandbriefe refinanzieren und damit deutlich weniger Risiken als bislang eingehen. Der Konzern war in die Schieflage geraten, weil die übernommene Tochter Depfa zur Refinanzierung langfristiger Kredite jeweils kurzfristige Verbindlichkeiten einging.
Eine wichtige Voraussetzung für die Erholung der Bank ist die Erholung des Gesamtmarktes. Wichtig sei vor allem die weitere Entwicklung des Pfandbriefmarkts, sagte ein Analyst in Frankfurt. Auch Banken-Analystin Simone Brehmer von Fitch Ratings verweist ebenfalls auf die Abhängigkeit des Konzerns von der Marktentwicklung. Sollte keine andere Lösung wie eine Ausgliederung gelingen, werde es anderenfalls schwer werden, Papiere vor der Endfälligkeit loszuwerden und so weitere Verluste zu vermeiden. Vorstandsvorsitzender Axel Wieandt erteilte einer Ausgliederung toxischer Papiere in eine Bad Bank bereits vorsorglich eine Absage. Dies würde nur zu einem "sehr geringen" Bilanzeffekt führen.
Bei einem Verkauf am Markt dagegen hängt zudem viel davon ab, ob die Bank den richtigen Zeitpunkt für einen Verkauf trifft. Viele von der Bank gehaltenen Immobilien und Staatsanleihen aus Irland oder Spanien haben in den vergangenen Monaten deutlich an Wert verloren - diese Papiere zu einem attraktiven Preis abzustoßen, könne schwierig werden, urteilt Analyst Becker. Analyst Guido Hoymann vom Bankhaus Metzler hält es erst für möglich, wenn die Anleger wieder an Länder wie Italien oder Spanien glaubten und in deren Staatspapiere investierten.
Das Ziel der Regierung, die Hypotheken- und Pfandbriefbank verschlankt wieder an den Markt zu bringen, wird durch die Vielzahl gleichzeitig angebotener Geldinstitute nicht leichter. So mussten sich WestLB gegenüber der EU-Kommission verpflichten, ihre Ertragsperle Westdeutsche Immobilienbank zu verkaufen. Die Commerzbank muss sich in den kommenden fünf Jahren zudem von der Eurohypo trennen. Als vierte Bank stehe seit einem Jahr die Düsseldorfer Hypothekenbank zum Verkauf, sagte Fitch-Analystin Simone Brehmer. Das zeige, wie schwierig ein Verkauf gegenwärtig sei.
Unklar ist, ob die Regierung beim Verkauf der HRE auf einen Gewinn hoffen kann. Ein Sprecher des Finanzministeriums wollte keine Stellungnahme dazu abgeben, ob sich der Bund einen Gewinn erhoffe. Da es gegenwärtig jedoch an Käufern mangele, müsse sich der Markt deutlich erholen, wenn der Staat mit einem blauen Auge davon kommen wolle, sagte ein Analyst, der namentlich nicht genannt werden wollte.
Völlig ausgeschlossen ist das aber nicht. Analyst Hoymann rechnet zwar nicht mit einem großen Veräußerungsgewinn. Warte der Bund aber drei oder vier Jahre, so könne er unter Umständen seinen Einsatz und eine "kleine Verzinsung" herausholen. Die HRE habe 2004 bei der Abspaltung von der HypoVereinsbank selbst bewiesen, wie überraschend schnell sich die Nachfrage nach vermeintlich schlechten Papieren erholen könne.
Um die geplante Restrukturierung vollständig umsetzen zu können, will der Bund den Konzern vollständig übernehmen. Auf der ordentlichen Hauptversammlung am 13. August werden die Aktionäre darüber entscheiden. Da der Staat bereits 90% der Anteile hält, gilt die Zustimmung zur geplanten Zwangsabfindung der Altaktionäre aber als sicher.
Webseite: http://www.hyporealestate.de -Von Rüdiger Schoß, Dow Jones Newswires, +49 (0)69 29725 117, ruediger.schoss@dowjones.com DJG/rso/kgb/cbr Besuchen Sie auch unsere Webseite http://www.dowjones.de (END) Dow Jones Newswires
June 05, 2009 11:02 ET (15:02 GMT)
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