11.11.2016 15:35:45
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KONJUNKTUR IM BLICK/Deutsches Wachstum schwächt sich im 3. Quartal ab
Von Hans Bentzien
FRANKFURT (Dow Jones)--Das Wirtschaftswachstum in Deutschland dürfte sich im dritten Quartal 2016 abgeschwächt haben. Zwar hat die Produktion, und hier vor allem die am Bau, mal wieder einen Wachstumsbeitrag geliefert, doch dürften die Investitionen schwach geblieben sein. Zudem ist vom Außenhandel kein Wachstumsbeitrag zu erwarten.
Privater und staatlicher Konsum waren zwar weiterhin Konjunkturstützen, doch könnte ihr rechnerischer Wachstumsbeitrag zwischen Juli und September schwächer gewesen sein als zwischen April und Juni. Das Statistische Bundesamt wird die Daten zur Entwicklung des Bruttoinlandsprodukts (BIP) am Dienstag um 8.00 Uhr veröffentlichen.
Außerdem stehen in der nächsten Woche erste Stimmungsdaten aus den USA nach dem Wahlsieg des republikanischen Präsidentschaftskandidaten Donald Trump sowie diverse Reden von im Offenmarktausschuss stimmberechtigten Fed-Offiziellen an. Zudem geben Konjunkturdaten aus Großbritannien Gelegenheit, nach Auswirkungen des geplanten EU-Austritts Großbritanniens zu suchen.
Das Wirtschaftswachstum in Deutschland hat sich im zu Ende gehenden Jahr stetig abgeschwächt. Im ersten Quartal stieg das BIP um 0,7 Prozent, im zweiten um 0,4 Prozent und für das dritte sieht alles nach 0,2 bis 0,3 Prozent aus. Allerdings ist die Dynamik nicht ganz so schlecht, wie diese Zahlen suggerieren.
Produktion hat wieder einen Wachstumsbeitrag geliefert Um mit einem positiven Aspekt zu beginnen: Die Produktion dürfte im dritten Quartal wieder einen positiven Beitrag zum BIP-Anstieg geliefert haben. Sie stieg im dritten Quartal um 0,3 Prozent, nachdem sie im zweiten um 0,8 Prozent nachgegeben hatte. Dahinter steht allerdings vor allem die Bauwirtschaft, denn die Industrieproduktion im engere Sinne stagnierte auf Vorquartalsniveau.
Eine Konjunkturstütze dürfte aufgrund von Infrastrukturinvestitionen und wegen der Ausgaben für Flüchtlinge auch der Staat gewesen sein. Gleiches ist für den privaten Konsum vorauszusetzen, weil die Realeinkommen dank höherer Lohnabschlüsse und einer niedrigen Inflation hoch sind. Zwar stagnierten die Einzelhandelsumsätze lediglich, doch stehen sie für nicht mal die Hälfte des gesamten Konsums.
Investitionen weiterhin Schwachstelle des Aufschwungs Die Investitionen dürften dagegen erneut die Schwachstelle gewesen sein. Inlandsumsätze und -bestellungen der Investitionsgüterproduzenten deuten darauf hin, dass im Inland 1,6 Prozent weniger Investitionsgüter umgesetzt und 2,2 Prozent weniger bestellt wurden.
Auch vom Außenhandel ist kein Wachstumsbeitrag zu erwarten. Zwar nahmen die Exporte im dritten Quartal leicht zu, doch stiegen die Einfuhren deutlich stärker. Das ist konjunkturell gesehen eigentlich ein gutes Zeichen, bedeutet aber einen negativen Außenbeitrag.
Wie viel Wachstum ist angesichts dieser vermuteten Entwicklungen denkbar? Bankvolkswirte rechnen mit Raten zwischen 0,2 und 0,5 Prozent, die Konsensprognose beträgt 0,3 Prozent.
US-Daten und Fed-Offizielle nach der US-Wahlüberraschung In der ersten Woche nach dem überraschenden Wahlsieg des designierten US-Präsidenten Donald Trump stehen Vertreter der US-Notenbank und aktuelle Stimmungsdaten unter besonderer Beobachtung. Schließlich gehen die Meinungen darüber, ob die Fed ihre Zinsen in diesem Jahr erhöhen wird, nach Trumps Wahlsieg noch weiter auseinander als vorher.
Von den im FOMC stimmberechtigten Mitgliedern sprechen in der nächsten Woche Boston-Fed-Gouverneur Eric Rosengren am Dienstag (13.30 Uhr), der Chef der Fed von St. Louis, James Bullard, am Mittwoch (9.00 Uhr) und am Freitagnachmittag, sowie der Chef der New Yorker Fed, William Dudley, am Donnerstag (14.50 Uhr).
Zur Messung eines etwaigen Wahleffekts am besten geeignet ist in der nächsten Woche der Philly-Fed-Index, der am Donnerstag um 14.30 Uhr veröffentlicht wird. Zumindest ein beträchtlicher Teil der Umfrageergebnisse dürfte das Wahlergebnis bereits reflektieren.
ZEW-Index, britische Daten und EZB-Sitzungsprotokoll Die vom Zentrum für europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) erhobenen Konjunkturerwartungen institutioneller Investoren für Deutschland (Veröffentlichung Dienstag, 11.00 Uhr) dürften im November gestiegen sein, wenn auch nur schwach.
An britischen Daten stehen die Verbraucherpreise (Dienstag), die Arbeitsmarktdaten (Mittwoch) und die Einzelhandelsumsätze (Donnerstag) auf dem Plan. Alle Daten betreffen den Oktober und werden jeweils um 10.30 Uhr veröffentlicht.
Aufschluss über die Beratungen des Rats der Europäischen Zentralbank (EZB) am 20. Oktober gibt das Sitzungsprotokoll, das am Donnerstag um 13.30 Uhr veröffentlicht wird.
Kontakt zum Autor: hans.bentzien@dowjones.com
DJG/hab/bam
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November 11, 2016 09:04 ET (14:04 GMT)
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