Trotz Konsumflaute |
27.09.2022 16:05:00
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Just Eat Takeaway-Aktie mit Kurssprung: Lieferando-Mutter Just Eat Takeaway plant schnelle Rückkehr in Gewnnzone
Zuletzt notierten die Scheine noch fast sieben Prozent im Plus. Am längerfristigen Abwärtstrend ändert das allerdings nur wenig: Seit dem Jahreswechsel ist der Kurs um zwei Drittel abgesackt. Just Eat Takeaway ist damit aber nicht allein: Aktionäre des Berliner Konkurrenten Delivery Hero sowie des Londoner Lieferdienstes Deliveroo haben im selben Zeitraum jeweils etwa 60 Prozent verloren, der Kochboxenversender HelloFresh kommt auf einen Rückgang von rund 65 Prozent.
Der Vorstand von Just Eat Takeaway rechnet nun beim Bruttotransaktionswert (Gross Transaction Value; GTV) 2022 mit einem Wachstum im unteren einstelligen Prozentbereich. Zuvor hatte Konzernchef Jitse Groen sich noch ein Ziel im mittleren einstelligen Bereich gesetzt. Mit dem Bruttotransaktionswert misst Just Eat Takeaway jenen Betrag, den Kunden für alle zusammengerechneten Bestellungen bezahlen.
Das bereinigte operative Ergebnis (Ebitda) dürfte dabei schneller wieder schwarz ausfallen als gedacht: Bereits in der zweiten Jahreshälfte soll die Kennziffer im positiven Bereich liegen. Bislang rechneten die Manager noch damit, im laufenden Jahr eine operative Marge von minus 0,5 bis minus 0,7 Prozent gemessen am Bruttotransaktionswert zu erzielen. Die positivere Entwicklung sei auf "weitere Profitabilitätssteigerungen" zurückzuführen, hieß es.
Eine ähnliche Prognoseanpassung hatte zuletzt der Wettbewerber Delivery Hero veröffentlicht. Auch hier soll das Gesamtvolumen aller verkauften Waren (Gross Merchandise Value; GMV) im laufenden Jahr nun langsamer wachsen, dafür aber die operative Marge ein Stück weit weniger negativ ausfallen. Analysten hatten daraufhin gemutmaßt, dass Delivery Hero mit Blick auf die schwindende Konsumlust weniger Geld für Rabattaktionen und Werbung ausgibt und aus diesem Grund die Profitabilität steigt, während zugleich weniger bestellt wird.
Unter den Online-Lieferdiensten gilt der operative Gewinn als wichtige Kennziffer, denn in dem verlustträchtigen Geschäft schaffte es bislang nur Hellofresh, konstant schwarze Gewinnzahlen zu schreiben. Zwar konnte Just Eat Takeaway ebenfalls einige Jahre ein positives Betriebsergebnis vorweisen - 2021 rutschte der Konzern aufgrund von Investitionen und dem milliardenschweren Zukauf des US-Lieferdienstes Grubhub operativ in die roten Zahlen. Mittlerweile hat Groen auch schon wieder das Interesse an den Amerikanern verloren und sucht händeringend nach einer Lösung. Im Raum steht ein vollständiger oder teilweiser Verkauf. Branchenexperten rechneten zuletzt damit, dass Grubhub mittlerweile deutlich weniger wert ist als die 7,3 Milliarden Dollar, die Groen für den Zukauf auf den Tisch gelegt hatte. Anleger zeigten sich erfreut über den positiveren Ergebnisausblick: Die Just Eat Takeaway-Aktie steigt an der Euronext zeitweise um 9,11 Prozent auf 15,646 Euro an.
Gewinnausblick von Just Eat Takeway stützt Delivery Hero-Aktie
Positive Aussichten des Konkurrenten Just Eat Takeaway haben am Dienstag auch den Papieren von Delivery Hero Auftrieb gegeben. Die Anteile sprangen am frühen Nachmittag merklich an, nachdem der britische Wettbewerber seine Prognose veröffentlicht hatte. In der Spitze betrug das Plus bei Delivery Hero mehr als fünf Prozent. Zuletzt legte der Kurs noch um knapp zwei Prozent auf 38,06 Euro zu, womit die im MDAX der mittelgroßen Werte notierten Papiere noch immer deutlich höher als vor den Nachrichten standen.Aktien der Lieferando-Mutter Just Eat Takeaway notierten zuletzt in Amsterdam mit mehr als acht Prozent Kurszuwachs. Das Unternehmen rechnet infolge der Konsumflaute mit einem schwächeren Wachstum - aber auch mit einer schnelleren Rückkehr in die Gewinnzone. Bereits in der zweiten Jahreshälfte 2022 dürfte der Konzern seit langer Zeit wieder ein um Sondereffekte bereinigtes positives operatives Ergebnis auf die Beine stellen.
Der Experte Clement Genelot vom Analysehaus Bryan Garnier sagte, die Nachricht sei "offensichtlich eine positive Überraschung". Die Rückkehr in die Gewinnzone sei erst für die zweite Hälfte des Jahres 2023 erwartet worden. Um völlig beruhigt zu sein, müssten die Anleger aber auch stabile oder steigende Margen in den "historischen Gewinnpools" von Just Eat Takeaway in Großbritannien, den Niederlanden und Deutschland sehen.
Auch Delivery Hero hatte Mitte des vergangenen Monats wegen des schwachen Konsumumfelds weniger Wachstum in Aussicht gestellt, rechnet jedoch auch mit einer etwas weniger schwachen Marge. Den Aktien hatte dies indes nur kurz geholfen: Die Papiere haben seit dem August-Zwischenhoch bei 57,16 Euro rund ein Drittel eingebüßt - trotz der aktuellen Kursgewinne.
AMSTERDAM / FRANKFURT (dpa-AFX)
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