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07.03.2023 17:50:00
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Henkel-Aktie gibt nach: Henkel hält Dividende nach Zielerreichung stabil
Im laufenden Jahr setzt sich der Düsseldorfer Konsumgüterhersteller moderate Ziele für Umsatz und Gewinn angesichts hoher Inputkosten, realen Kaufkraftschwunds bei seinen Kunden sowie des Auslaufens der Corona-Sonderkonjunktur für bestimmte Produkte. Das Wachstum dürfte sich dabei im Vergleich zum Vorjahr abschwächen, wie das Unternehmen am Dienstag in Düsseldorf mitteilte. Organisch dürfte der Umsatz um ein bis drei Prozent zulegen. Dabei ausgeklammert sind Währungseffekte sowie Portfolioveränderungen. Die bereinigte Umsatzrendite sieht Henkel angesichts weiter hohen Kosten bei zehn bis zwölf Prozent. Angesichts der unsicheren Lage geht das Unternehmen beim bereinigten Ergebnis je Vorzugsaktie von einer recht breiten Bandbreite von minus zehn bis plus zehn Prozent aus, was im Mittel ein Ergebnis auf Vorjahresniveau bedeuten könnte.
Im Gesamtjahr betrug der Konzernumsatz 22,4 Milliarden Euro nach 20,066 Milliarden, organisch ein Plus von 8,8 Prozent.
Der bereinigte operative Gewinn vor Zinsen und Steuern (bereinigtes EBIT) sank auf 2,319 Milliarden Euro von 2,686 Milliarden, die entsprechende Marge verschlechterte sich auf 10,4 Prozent von 13,4 Prozent.
Der bereinigte Gewinn je Vorzugsaktie ging zurück auf 3,90 Euro von 4,56 Euro im Vorjahr, währungsbereinigt betrug das Minus 17,8 Prozent.
Zuletzt hatte Henkel auf Konzernebene ein organisches Umsatzwachstum von 7 bis 8 Prozent angepeilt, einen bereinigten Gewinn je Vorzugsaktie 15 bis 25 Prozent unter Vorjahr sowie eine bereinigte EBIT-Marge von 10,0 bis 11,0 Prozent.
Henkel nennt detailliertere Phase-2-Einsparziele bei Consumer
Henkel nennt nun detailliertere Einsparziele für die zweite Phase der Restrukturierung des neuen Großsegments Consumer Brands, die die Lieferketten betrifft.
Die zweite Phase, die 2023 beginnt, soll laut Investorenpräsentation ab 2026 zu Nettoeinsparungen von etwa 150 Millionen Euro jährlich führen. Dafür rechnet der Konzern mit Einmalaufwendungen von 250 Millionen Euro sowie Investitionen. Die Prognose 2023 berücksichtige bereits entsprechend einen Teil der Restrukturierungsaufwendungen.
In dieser Phase sollen Henkels weltweit 45 Produktionsstätten, 140 Warenlager und die Zusammenarbeit mit 470 externen Auftragsfertigern in den Konsumentengeschäften auf Effizienz geprüft und neu aufgestellt werden. Dabei sollen Netzwerke der Lohnhersteller sowie Beschaffungskosten und Logistikprozesse optimiert werden. Überwiegend bis Ende 2025 sollen die sich daraus ergebenden Maßnahmen in der gesamtem Produktion und Logistik umgesetzt sein.
Für die erste Phase - das Zusammenlegen von Laundry & Home Care und Beauty Care und die Optimierung der Organisationsstruktur - hat der Konzern die Einsparziele bestätigt. Insgesamt sind 2.000 Stellen weltweit in der ersten Phase der Maßnahmen betroffen, davon seien laut Präsentation bis Jahresende 2022 etwa 1.000 Stellen abgebaut worden.
Die beiden Bereiche zusammen haben knapp 20.000 Mitarbeiter in 60 Ländern, etwa 15 Prozent davon in Deutschland an verschiedenen Standorten. Ab 2024 sollen bei den Phase-1-Maßnahmen jährliche Einsparungen von 250 Millionen Euro erreicht werden. Davon wurden den Angaben zufolge 2022 etwas 60 Millionen realisiert. Die Einmalaufwendungen dafür sieht der Konzern weiter bei 350 Millionen Euro, davon seien 2022 etwa 290 Millionen angefallen.
Phase 1 und Phase 2 sollen mittelfristig jährlich zusammen brutto 500 Millionen Euro einsparen, der Nettoeinspareffekt soll 400 Millionen Euro betragen.
Auch bei der Portfolio-Optimierung des Konsumentengeschäfts macht der Konzern nach eigenen Angaben Fortschritte. Von Aktivitäten mit einem Umsatz von bis zu 1 Milliarde Euro, das auf Veräußerung, Aufgabe oder Verbleib im Konzern geprüft wird, seien im vergangenen Jahr Geschäfte mit einem Umsatz von rund 400 Millionen Euro geprüft worden.
Davon seien Geschäftsfelder mit 200 Millionen Euro Umsatz verkauft worden, der Rest fiel in die Kategorie Aufgabe oder Verbleib im Konzern, Henkel äußerte sich im einzelnen nicht dazu. Das heißt, dass Konsumenten-Geschäfte mit einem Umsatz von bis zu 600 Millionen Euro weiterhin auf dem Prüfstand stehen. Bei der Entscheidung hat nach früheren Angaben die erwartete Margenentwicklung Priorität vor der Umsatzentwicklung.
Das neue Segment Consumer Brands ist seit Anfang 2023 etabliert. Henkel hat nun nur noch zwei Geschäftssegmente anstatt drei - Consumer Brands und Adhesive Technologies.
Ausblick lässt Henkel-Aktie sinken
Eine enttäuschende Geschäftsentwicklung in den Konsum-Sparten und eine wenig aussagekräftige Ergebnisprognose für 2023 haben am Dienstag die Aktien von Henkel belastet. Im XETRA-Handel büßte die Henkel-Aktie letztlich 2,72 Prozent auf einen Schlusskurs von 67,32 Euro ein. Tags zuvor hatten sie allerdings noch bei 69,54 Euro zeitweise den höchsten Stand seit zwölf Monaten erreicht.
"Erneut hat die Consumer-Sparte enttäuscht", schrieb Analyst Bruno Monteyne von Bernstein in seiner ersten Reaktion. Zwar sei der Konsumgüter- und Klebstoffkonzern aus eigener Kraft heraus im vierten Quartal besser als erwartet gewachsen. "Doch der Grund dafür ist einzig und allein auf die Klebstoffsparte zurückzuführen", merkte er an. Der Kosmetikbereich (Beauty Care) und auch der Bereich Wasch- und Reinigungsmittel (Laundry & Home Care) hätten indes die Erwartungen deutlich verfehlt. Analyst Guillaume Delmas von der UBS sieht das genauso und verwies außerdem auch auf den deutlichen Volumenrückgang im Quartalsvergleich in allen drei Sparten.
Beide Experten bemängelten zudem, dass der von Henkel avisierte Ausblick auf ein Jahresergebnis je Aktie von plus bis minus 10 Prozent sehr weit sei, was die Anleger kaum zufriedenstellen dürfte. Die Prognose biete "ein breites Spektrum an Möglichkeiten", überschrieb Delmas seine Schnelleinschätzung zu Henkel.
Andere Experten kommentieren den Ausblick ein wenig wohlwollender. Celine Pannuti von JPMorgan hält ihn auf vergleichbarer Basis sogar insgesamt für recht ermutigend. Für Analyst Jörg Frey vom Analysehaus Warburg Research fiel er durchwachsen aus. "Alles in allem dürften weder die Zahlen noch der Ausblick gut genug sein, um zu einer positiven Neubewertung der Aktie zu gelangen", resümierte Frey.
Thomas Maul, Analyst bei der DZ Bank, kommt zu einer ähnlichen Einschätzung: "Erst wenn sich eine weitere Aufhellung des konjunkturellen Umfelds abzeichnet und erste Erfolge aus der Zusammenlegung der Bereiche Beauty Care und Laundry & Home Care sichtbar werden, rechnen wir mit einem Abbau der hohen Bewertungsabschläge gegenüber der globalen Vergleichsgruppe."/ck/nas/stk
FRANKFURT / Düsseldorf (Dow Jones/dpa-AFX)
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