16.10.2018 18:16:00

Grasser-Prozess - Richterin verwundert über Geldvermehrung bei Yacht

Am 56. Verhandlungstag im Korruptionsprozess gegen Ex-Finanzminister Karl-Heinz Grasser und Ex-FPÖ-Generalsekretär Walter Meischberger sowie andere ging es wieder auf Hohe See. Beleuchtet wurde ein gemeinsamer Bootskauf von Meischberger und dem mitangeklagten Immobilienmakler Ernst Karl Plech in Ibiza, bei dem sich Meischberger sehr großzügig, aber auch kleinlich zeigte.

Denn während millionenschwere Vereinbarungen mit Plech nicht verschriftlicht wurden, war beim rund 300.000 Euro teuren 10-Meter Motorboot der Marke Pershing die Nutzung und die Abgeltung der Kosten bis ins Detail geregelt. Gleichzeitig wollte Meischberger nicht als Miteigentümer aufscheinen.

Eigenartig erschien Richterin Marion Hohenecker der Wertzuwachs der Yacht, die Meischberger zu Geld machen wollte, nachdem die Causa Buwog aufflog und er eine millionenschwere Steuerrückzahlung zu leisten hatte. Wie könne das Boot von Jänner 2005 bis Oktober 2009 an Wert gewinnen, wollte sie wissen, ohne dabei Aufklärung zu erhalten. Weiters wollte Hohenecker wissen, warum Meischberger, als er dringend Geld brauchte, sich mit der vergleichsweise günstigen Yacht aufhielt, während er Millionensummen über Plech investiert hatte, die er flüssig machen könnte.

Überraschend war heute auch die Gutgläubigkeit, die Meischberger seinem - nach eigenen Angaben väterlichen Freund - Plech gegenüber gebracht hat. Er habe Plech 2,5 Mio. Euro gegeben, damit dieser für ihn investiere. Dabei sei er von Plech gefragt werden, ob er einen Teil des Geldes auch zur Kreditbesicherung verwenden darf - und zwar für seine, Plechs eigene, Kredite. Dem habe er selbstverständlich zugestimmt, so Meischberger heute. Hohenecker daraufhin: "Unentgeltlich?". Antwort Meischberger: "Selbstverständlich".

In seinem Tagebuch schrieb Meischberger übrigens zum Verhalten von Plech, "Ernst zickt ein wenig". Meischbergers damaliger Anwalt Gerald Toifl sagte heute dazu, Plech habe wirklich "gezickt", denn er hätte für die Rückführung des Geldes an Meischberger, das in Immobilien investiert war, selber Geld aufnehmen müssen.

Laut Anklagevorwurf waren die 2,5 Mio. Euro allerdings nicht das Geld von Meischberger, sondern Plechs Anteil an der Buwog-Millionenprovision - was Plech, Meischberger und Grasser bestreiten.

(Schluss) stf/gru/cri

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