16.06.2023 09:55:40

Familienunternehmen fordern von Regierung Agenda für Wettbewerbsfähigkeit

BERLIN (Dow Jones)--Die Familienunternehmen in Deutschland fordern von der Bundesregierung wachstumsfördernde Maßnahmen, um auf die angespannte wirtschaftliche Lage zu reagieren. Nach Ansicht von Rainer Kirchdörfer, Vorstand der Stiftung Familienunternehmen und Politik, sind dazu keine Konjunkturpakete nötig, sondern eine Agenda für Wettbewerbsfähigkeit. Diese soll verhindern, dass Deutschland ökonomisch weiter an Boden verliert.

Konkret forderten die Familienunternehmen einen Regulierungsstopp, schnellere Visaverfahren für ausländische Fachkräfte und eine Unternehmenssteuerreform in mehreren Stufen. Für die ökologische Transformation müsse der Staat Genehmigungszeiten verkürzen. Wichtig seien jetzt Investitionsanreize.

"Die Bundesregierung hat den Ernst der Lage noch nicht erkannt", sagte Kirchdörfer anlässlich des Tags des deutschen Familienunternehmens 2023, bei dem mehr als 300 Gesellschafterinnen und Gesellschafter in Berlin zusammenkommen. Bisher fehlten Antworten, wie Deutschland die wirtschaftliche Schwäche überwindet.

Kirchdörfer machte deutlich, dass wirtschaftspolitische Verbesserungen ohne Geld und neue Schulden möglich seien. So seien Unternehmen wegen des deutschen Lieferkettengesetzes zusätzliche Kosten entstanden. Die EU plane mit der Lieferkettenrichtlinie weitere Verschärfungen, was dazu führen werde, dass weniger Handel mit Schwellen- und Entwicklungsländern stattfindet.

Kirchdörfer sagte, der französische Präsident Emmanuel Macron habe Recht, wenn er eine Regulierungspause in Europa fordert. Alle neuen administrativen Belastungen müssten unterbleiben. Viele Unternehmen sprächen inzwischen von einem "Bürokratie-Wahnsinn", der aus Brüssel komme.

Mit Blick auf die aktuellen Haushaltsverhandlungen der Bundesregierung sagte er, dass aus Sicht der Familienunternehmen die Diskussion um die Aufstellung eines verfassungsgemäßen Haushalts zu kurz greife. Die Einhaltung der Schuldenbremse sei richtig, sagte Kirchdörfer. Doch das reiche nicht. Es komme darauf an, Investitionen in die Infrastruktur nicht zu vernachlässigen. Der beste Weg dafür seien verbesserte Investitionsbedingungen.

"Nur wenn wir die Weichen für mehr Wachstum stellen, erhält der Staat die notwendigen Einnahmen, um zum Beispiel mehr für Bildung zu tun", sagte Kirchdörfer. Deutschland sei Höchststeuerland. Wenn ständig über höhere Steuern und Abgaben gesprochen werde, ermutige das nicht, sondern vertreibe die Unternehmen und mache es auch für die nachfolgende Generation weniger attraktiv, in Deutschland zu investieren.

Kontakt zur Autorin: andrea.thomas@wsj.com

DJG/aat/apo

(END) Dow Jones Newswires

June 16, 2023 03:56 ET (07:56 GMT)

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