24.02.2025 09:26:38

Endlich Wahltag

Kolumne

Am Sonntag ist es soweit, Wahltag, endlich möchte man sagen. Obwohl der Gewinner noch gar nicht fest-, geschweige denn die Koalition steht, hat das Handelsblatt einmal flugs einen eigenen "Koalitionsvertrag" formuliert. Nun ja, Euro am Sonntag klärt uns auf: "Wer regiert mit wem? EGAL!"

Bronze für Deutschland

Der Dax, der schon an der Schwelle zu 23.000 Punkten kratzte, büßt deutlich ein, die Pessimisten scheinen die Oberhand gewonnen zu haben. Dabei mag uns Optimisten eine Headline aus dem manager magazin den Rücken stärken: "Deutschland bleibt trotz Rezession drittgrößte Volkswirtschaft", wir haben also einen Platz auf dem Treppchen sicher. Verheddert mit Einnahmen und Ausgaben haben sich ausgerechnet die obersten Zentralbanker, die EZB macht fast 8 Mrd. Euro Schulden, die Zinsausgaben waren höher als die Zinseinnahmen, meldet Die Zeit und die Börsen-Zeitung legt nach: "Höchster EZB-Verlust aller Zeiten". Und zum Schluss, weil an dieser Stelle schon einmal erwähnt: Sie mögen mit Birkenstock-Schuhen auf leisen und gesunderhaltenden Sohlen durchs Leben streifen - auf Kunst laufen sie definitiv nicht. Birkenstock ist vielmehr mit seiner Klage vor dem Bundesgerichtshof aufgelaufen, die Ansprüche sind unbegründet, so der Richter, zitiert im Spiegel. Die Sandale bleibt eben doch nur ein Schuh.

Sieben oder Frieden

Die Zahl Sieben ist eine Primzahl mit hohem symbolischen Gehalt, man denke nur an die sieben Kardinaltugenden oder umgekehrt an die sieben Todsünden. In vielen Ländern ist die Sieben eine Glückszahl, in anderen das Gegenteil. Insgesamt ist sie uns ein Buch mit sieben Siegeln, während die Börse vergangenes Jahr durch die Magnificent Seven getrieben wurde. Den Finanzmagazinen ist sie aktuell ebenfalls wichtig: "Reich werden mit 7 Megatrends", verspricht uns Focus Money. Der Aktionär hält "7 Top-Aktien - jetzt kaufen" für uns bereit, eingebettet in einen "großen Dax-Check". In den Farben Blau und Gelb fragt Börse Online: "Waffenstillstand in der Ukraine?" und sucht: "Die Friedens-Profiteure". Immerhin sind nach Schätzungen der Weltbank, so erfahren wir, mehr als 400 Mrd. US-Dollar für den Wiederaufbau der Ukraine nötig, daran wollen nicht wenige Unternehmen teilhaben, zum Wohle auch der Aktionäre.

Hühner und…

Nun könnte man dem US-Regierungs-Triple Trump/Vance/Musk einiges unterstellen, aber kaum jemand dürfte auf die Idee kommen, ihnen vorzuhalten, dass sie "keine Eier" hätten, wie es eben so heißt. Und da kommt die Süddeutsche Zeitung ausgerechnet mit der Schlagzeile daher: "Die USA stecken in einer Eierkrise", und gibt den Rat: "Hinterhofhenne gesucht". Grund sind eben nicht eventuell herumeiernde Weicheier, sondern die Vogelgrippe, die den Produzenten, also den Hühnern, zu schaffen macht. In den Läden herrsche gähnende Leere vor wie in Havanna, in manchen Supermärkten werden Eier bereits rationiert und die Eierpreise schießen in die Höhe - und das in einem Land, in dem das Hühnerei geradezu zur Nationalspeise gehört. Und nicht jeder New Yorker dürfte sich im Hinterhof eine eigene Hühnerzucht anlegen können, ab dem zweiten Stockwerk schafft das Probleme. Nur eines ist sicher, das Henne-Ei-Problem liegt hier eindeutig bei der Henne.

…Schnecken

Wir bleiben im Tierreich, zumindest schleichend, denn es zeichnet sich ein Sieg für die Schnecke ab, ja, die nächste Schneckenplage geplagter Kleingärtner dürfte nur eine Frage der Zeit respektive des Frühlings sein. Gefördert wird die Schnecke, oder auch die Ameise und andere Plagegeister in Haus, Hof und Garten durch die neue EU-Regelung ChemBiozidDV, eine Biozid-Verordnung. Denn dieses bürokratische Edelwerk sieht nun beim Kauf eines adäquaten Schädlingsabwehrmittels das Beratungsgespräch mit einem Fachmann vor, der sein Fachwissen in einem Schneckenabwehrkursus von 14 Stunden wo auch immer erworben haben mag. Genauso muss es mit dem Holzschutzmittel für die Gartenbank gehandhabt werden. Auch da müssen wir laut EU, deren Beamte uns grundsätzlich für hilfs- und erklärungsbedürftig und im Geiste eher dürftig einschätzen, von einer Fachfrau oder Fachmann aufgeklärt werden, bevor aus dem verschlossenen Regal ein kostbares Produkt in unseren Einkaufswagen gereicht werden darf. "7,5 Minuten Beratungsgespräch für einen Ameisenköder", hat die Frankfurter Allgemeine Zeitung errechnet. Kostbar sind die Produkte auch deshalb, weil der einmalige Aufwand auf 94 Mio. Euro und der jährliche Folgeaufwand auf 20,44 Mio. Euro geschätzt wird, der Gesamtumsatz der Branche aber nur bei 236 Mio. Euro liegt. Wer zahlt’s? Der Verbraucher. Oder auch nicht. Wer freut sich dann? Die Schnecke.

Ulrich Kirstein ist Pressesprecher der Börse gettex. Der Betriebswirt und Kunsthistoriker schreibt über Literatur und Börse, interviewt alle 14 Tage in Börse am Donnerstag den Leiter Marktsteuerung und hat u.a. mit Christine Bortenlänger Börse für Dummies und Aktien für Dummies verfasst.

Ulrich Kirstein ist Pressesprecher der Börse gettex. Der Betriebswirt und Kunsthistoriker schreibt über Literatur und Börse, interviewt alle 14 Tage in Börse am Donnerstag den Leiter Marktsteuerung und hat u.a. mit Christine Bortenlänger Börse für Dummies und Aktien für Dummies verfasst.

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