Studie |
26.06.2023 17:12:00
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EcoAustria sieht negativen Effekt auf BIP durch Arbeitszeitverkürzung
Bei einer Arbeitszeitverkürzung ohne Lohnausgleich würde das Bruttoinlandsprodukt (BIP) im ersten Jahr je nach Modellannahmen zwischen 4,7 und 6,5 Prozent geringer ausfallen als in der Prognose ohne Verkürzung. Mit vollem Lohnausgleich liege der prognostizierte Rückstand zwischen 6,8 und 9,6 Prozent.
EcoAustria rechnete jeweils mehrere Szenarien durch. Hierbei wird unter anderem unterschieden, ob Menschen die bereits davor mehr als 40 Stunden gearbeitet haben, dies weiterhin tun oder trotzdem reduzieren. Im ersteren Fall liege der reale Rückgang der geleisteten Arbeitsstunden über alle Erwerbstätigen bei 7,8 Prozent, im letzteren Fall bei 10,3 Prozent. Die wissenschaftliche Literatur dazu würde eher den ersteren Fall nahelegen, sagte EcoAustria-Direktorin Monika Köppl-Turyna im APA-Gespräch.
Für jene Beschäftigte die davor zwischen 32 und 40 Stunden gearbeitet haben, wird eine Reduktion auf 32 Stunden angenommen. Für die Modellierung der Arbeitszeiten vor der fiktiven Reduktion wird die Arbeitskräfteerhebung der Statistik Austria für das Jahr 2019 herangezogen.
Die Modelle unterscheiden sich auch darin, ob von einem geringen (Zeitreduktion um 1 % führt zu Outputverlust von nur 0,92 %) oder keinem Produktivitätsgewinn durch die niedrigere Arbeitszeit ausgegangen wird. Dies entspreche den Erkenntnissen aus der wissenschaftlichen Literatur, so die EcoAustria-Chefin.
Besonders bei stark exportorientierten Unternehmen würde eine Arbeitszeitverkürzung zu einem Verlust der Wettbewerbsfähigkeit führen, da sie in direkter Konkurrenz zu anderen Unternehmen stünden, die nicht von der Reduktion betroffen wären, so Köppl-Turyna. Bei Unternehmen, die eher für den inländischen Markt produzieren oder Dienstleistungen anbieten, würde eine Arbeitszeitreduktion vor allem zu starken Preiserhöhungen führen, um die höheren Kosten auszugleichen.
Jüngst hatte auch das Wirtschaftsforschungsinstituts Wifo für die Arbeiterkammer (AK) den Effekt einer Arbeitszeitreduzierung untersucht und dabei auf den ersten Blick eine deutlich geringer BIP-Abschwächung festgestellt. Die Vergleichbarkeit der beiden Studien ist aber schwierig. Das Wifo hatte eine wesentlich geringere Arbeitszeitverkürzung um 3,5 Prozent untersucht und dabei je nach Szenario BIP-Rückgänge von 0,8 Prozent bei vollem Lohnausgleich und 0,9 Prozent ohne Lohnausgleich errechnet. Köppl-Turyna von EcoAustria sieht zudem in den unterschiedlichen Annahmen zur Produktivität einen großen Unterschied zur WIFO-Studie von vor eineinhalb Wochen.
spo/tsk
WEB https://news.wko.at/presse

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