25.11.2010 17:08:40
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dpa-AFX Überblick: KONJUNKTUR vom 25.11.2010 - 17.00 Uhr
FRANKFURT - Im hoch verschuldeten Irland haben deutsche Banken nach Angaben der Bundesbank etwa 25 Milliarden Euro im Feuer. Die derzeit kursierenden Zahlen von 130 Milliarden bis 140 Milliarden Euro seien Bruttoangaben, stellte Bundesbank-Vizepräsident Franz-Christoph Zeitler am Donnerstag in Frankfurt klar. "Wenn wir das tatsächliche Irland-Risiko berücksichtigen, liegen wir bei etwa 25 Milliarden Euro." Zu der großen Diskrepanz erklärte Zeitler: Viele der Engagements steckten in Finanzierungs- und Zweckgesellschaften, die aus rechtlichen Gründen in Irland angesiedelt seien. Das sei ein "spezielles Irland-Phänomen". Insgesamt gehe er davon aus, "dass der europäische Rettungsschirm die Erwartungen voll erfüllen kann" - auch falls weitere Euro-Länder wie Portugal Hilfe anfordern sollten.
Bundesbank: Deutsches Bankensystem stabiler - aber Risiken vorhanden
FRANKFURT - Trotz bestehender Risiken zeigt sich das deutsche Bankensystems laut Bundesbank zuletzt robuster. "Die Stabilitätslage des deutschen Bankensystems hat sich verbessert, die Banken erhalten derzeit Rückenwind durch die gute konjunkturelle Entwicklung in Deutschland", sagte Bundesbankvorstand Andreas Dombret am Donnerstag bei der Vorstellung des diesjährigen Finanzstabilitätsberichts. Allerdings sei der Bankensektor immer noch verwundbar und strukturell geschwächt. "Deshalb gilt es, Überkapazitäten im deutschen Bankenmarkt abzubauen und, wo nötig, zukunftsfähige Geschäftsmodelle zu entwickeln."
Von der Leyen: Schnell zu Mindestlohn-Einigung kommen
WIESBADEN - Bundesarbeitsminister Ursula von der Leyen (CDU) hat Signale der Gesprächsbereitschaft des Koalitionspartners FDP im Streit über einen Zeitarbeit-Mindestlohn begrüßt. "Mir ist wichtig, dass wir schnell zu einer Einigung kommen", sagte sie am Donnerstag in Wiesbaden am Rande der Sozialministerkonferenz. Der stellvertretende FDP-Fraktionsvorsitzende Heinrich Kolb schränkte indes in Berlin ein: "Eine Zustimmung der FDP zu einem Mindestlohn für die Leiharbeit gibt es nicht." Von der Leyen nannte als Ziel, dass nicht von Mai 2011 ausländische Leiharbeitsfirmen die Lohnuntergrenze in Deutschland unterlaufen könnten. Dort würden tariflich teilweise nur 3 bis 4 Euro je Stunde gezahlt.
Notenbankchef: Rumänien droht keine Zahlungsunfähigkeit
BUKAREST - Rumäniens Notenbankchef Mugur Isarescu hat eine mögliche Zahlungsunfähigkeit seines Landes dementiert. Zuvor hatte der Direktor des Internationalen Währungsfonds (IWF), Dominique Strauss-Kahn, Rumänien zu den Ländern Europas gezählt hatte, denen die Zahlungsunfähigkeit bevorstehen könnte. Dies hatte für Aufsehen in den rumänischen Medien gesorgt.
Berlin und Paris für neuen Krisenmechanismus
BERLIN - Deutschland und Frankreich wollen die Arbeit an einem strengeren Krisenmechanismus für den Euro gemeinsam vorantreiben. Dies machten die beiden Außenminister Guido Westerwelle (FDP) und Michèle Alliot-Marie nach einem Treffen am Donnerstag deutlich. "Wir wollen einen Euro, der durch ein wetterfestes Regelwerk dauerhaft vor Turbulenzen geschützt ist", sagte Westerwelle. Beim nächsten EU-Gipfel am 16. und 17. Dezember sollen die Weichen für einen dauerhaften Krisenfonds gestellt werden.
Barclays-Ökonom Polleit: Hohe Risikoaufschläge nicht nur negativ
FRANKFURT - Die derzeit stark steigenden Risikoaufschläge für Staatsanleihen finanzschwacher Euro-Länder sind laut Barclays-Chefökonom Thorsten Polleit nicht nur negativ zu sehen. "Letztlich führen hohe Zinsen auch zu einer höheren Haushaltsdisziplin", sagte Polleit am Donnerstag der Finanz-Nachrichtenagentur dpa-AFX. "Wichtig ist jetzt, dass im Euroraum ein breiter Konsolidierungsprozess einsetzt. Hierzu leisten die hohen Kosten für Staatsschulden einen gewissen Beitrag."
IW-Chef Hüther fordert von Politik in Euro-Krise harte Haltung
FRANKFURT - Der Direktor des Instituts der deutschen Wirtschaft Köln, Michael Hüther, hat die Politik bei der Euro-Krise zu einer harten Haltung gegenüber den Märkten aufgerufen. "Wir müssen jetzt aufpassen, dass die Intonation der Finanzmärkte nicht die Handlungen der Politik im Detail bestimmt", sagte Hüther am Donnerstag der Finanz-Nachrichtenagentur dpa-AFX. "Die Märkte dürfen nicht den Takt und die Entscheidungen vorgeben." Die Politik müsse jetzt einen ruhigen Atem behalten. So habe etwa Portugal derzeit keinen akuten Refinanzierungsbedarf.
Experten: 2011 kein Ende des Jobwunders in Sicht
NÜRNBERG - Auch für das kommende Jahr zeichnet sich nach Experteneinschätzung kein Ende des deutschen Jobwunders ab. Der deutsche Arbeitsmarkt werde auch im kommenden Jahr vom kräftigen Wachstum der deutschen Wirtschaft profitieren, prognostizierten Volkswirte deutscher Großbanken am Donnerstag in einer Umfrage der Nachrichtenagentur dpa.
EU-Arbeitsmarkt: Jugendliche Verlierer der Krise
BRÜSSEL - Jugendliche und junge Leute sind auf dem Arbeitsmarkt der EU die Verlierer der Krise. Keine andere Gruppe wurde so hart wie die 15- bis 24-Jährigen von der Wirtschaftskrise getroffen, lautet das Ergebnis des "Berichts zur Beschäftigung in Europa 2010", den die EU-Kommission am Donnerstag in Brüssel präsentierte.
Startschuss für anonyme Bewerbungen
BERLIN - Ausländer, ältere Menschen und Mütter von Kleinkindern sollen bei der Bewerbung für einen Job nicht mehr vorzeitig aussortiert werden. Deshalb werden in Deutschland jetzt anonyme Bewerbungsverfahren getestet. Die Antidiskriminierungsstelle des Bundes (ADS) gab am Donnerstag in Berlin den Startschuss für ein einjähriges Pilotprojekt, an dem sich acht Arbeitgeber aus Wirtschaft und öffentlichem Dienst beteiligen. Bei dem anonymen Verfahren bekommen Personalchefs zunächst nur Informationen über die Qualifikation der Bewerber, aber nicht mehr über Alter, Geschlecht, Familienstand oder Herkunft.
'Welt': EU-Kommission diskutiert Verdopplung des Euro-SchirmsBERLIN - Angesichts der jüngsten Währungsturbulenzen um Irland, Portugal und Spanien gibt es in der EU laut einem Pressebericht Überlegungen, den Euro-Rettungsschirm deutlich aufzustocken. Wie die Tageszeitung "Die Welt" vorab am Freitag ohne genauere Quellenangaben meldete, schlug die EU-Kommission vor, den Schutzschirm in seiner Höhe zu verdoppeln. Deutschland als wirtschaftlich stärkstes Mitglied der Gemeinschaft lehne die Pläne dem Vernehmen nach zumindest vorerst ab. Nach dem offiziellen Hilfsersuchen Irlands wird seit Tagen darüber diskutiert, ob Portugal und Spanien die nächsten Länder sind, die EU-Hilfe benötigen. Da Spanien deutlich größer ist als Griechenland, Irland und auch Portugal, geht eine Reihe von Experten davon aus, dass der bestehende Schutzschirm nicht ausreicht, schreibt das Blatt.
Presse: Unions-Länder wollen Kompensation für Atomsteuer
FRANKFURT - Mehrere unionsregierte Bundesländer wollen nach Informationen der Frankfurter Rundschau (Donnerstagausgabe) der Einführung einer Brennelementesteuer nicht zustimmen. Kurz vor der Sitzung des Bundesrates zu den Atomgesetzen an diesem Freitag fordern sie vom Bund einen dreistelligen Millionenbetrag als Kompensation für befürchtete Einnahmeausfälle. Neben den SPD-regierten Ländern wollten auch das schwarz-grün-gelbe Saarland und das von einer CDU/FDP- Koalition regierte Schleswig-Holstein dafür votieren, den Vermittlungsausschuss anzurufen.
Rettungsfonds-Chef Regling: Kein Auseinanderbrechen der Eurozone
BERLIN - Trotz der sich verschärfenden Finanzkrise in der Eurozone rechnet der Chef des Euro-Rettungsschirmes (EFSF), Klaus Regling, nicht mit einem Auseinanderbrechen des Währungsraumes. "Dass der Euro scheitert, ist unvorstellbar", sagte er in einem Interview der "Bild"-Zeitung (Donnerstag). Die Gefahr liege bei Null, schließlich werde "kein Land freiwillig den Euro abgeben". Für schwächere Länder wäre das wirtschaftlich Selbstmord, ähnlich für die stärkeren Länder. "Und politisch wäre Europa ohne Euro nur die Hälfte wert", sagte Regling.
FDP über Mindestlohn für Zeitarbeit uneins
BERLIN Die FDP ist im regierungsinternen Streit mit der Union über einen Mindestlohn für Zeitarbeiter uneins. Fraktionsvize Heinrich Kolb zeigt sich kompromissbereit. Der arbeitsmarktpolitische Sprecher der Bundestagsfraktion, Johannes Vogel, weist dagegen die Pläne der Bundesarbeitsministerin Ursula von der Leyen (CDU) klar zurück. Von der Leyen will eine Mindestlohnregelung vor dem 1. Mai 2011, weil dann der Arbeitsmarkt für Arbeitnehmer aus 25 der 27 EU- Länder geöffnet wird.
Chinesisch-europäischer Wirtschaftsgipfel in Hamburg beginnt
HAMBURG - Rund 420 Wirtschaftsexperten aus aller Welt kommen heute zum "Hamburg Summit" in der Hansestadt zusammen. Zwei Tage lang werden Führungspersonen aus Wirtschaft, Politik und Wissenschaft über die Zukunft von China und Europa diskutieren. Schwerpunkte sollen die Weltwirtschaftskrise und ihre Folgen sein, der demografische Wandel, Währungsfragen und die Urbanisation. Zu den bekanntesten Rednern zählen der ehemalige Bundeskanzler Gerhard Schröder, Frankreichs Ex-Premierminister Jean-Pierre Raffarin und der Vizepräsident der europäischen Zentralbank, Vítor Constâncio. Am Rande des von der Handelskammer Hamburg organisierten Treffens rief die Gesellschaft für bedrohte Völker Unternehmer zu mehr Einsatz für die Menschenrechte in China auf.
Japan: Exportwachstum schwächt sich achten Monat in Folge ab
TOKIO - Das Exportwachstum Japans hat sich im Oktober erneut abgeschwächt. Zwar sind die Ausfuhren auf Jahressicht um robuste 7,8 Prozent gestiegen, wie aus Zahlen der Regierung vom Donnerstag hervorgeht. Volkswirte hatten aber mit einem Plus von 10,7 Prozent gerechnet. Zudem war das Wachstum den achten Monat in Folge rückläufig. Als Grund gilt der anhaltend starke Yen. Die Importe stiegen auf Jahressicht um 8,7 Prozent und damit ebenfalls schwächer als erwartet.
Frankreich: Verbrauchervertrauen hellt sich überraschend auf
PARIS - In Frankreich hat sich das Verbrauchervertrauen im November überraschend aufgehellt. Der Indikator sei von minus 34 Punkten im Vormonat auf minus 32 Zähler gestiegen, teilte die Statistikbehörde Insee am Donnerstag in Paris mit. Ökonomen hatten mit einer Stagnation gerechnet.
Italien: Unternehmensvertrauen hellt sich leicht auf
ROM - In Italien hat sich die Unternehmensstimmung im November leicht aufgehellt. Der Index sei von revidiert 101,1 Punkten im Vormonat auf 101,6 Punkte gestiegen, teilte das Forschungsinstitut ISAE am Donnerstag in Rom mit. Für den Vormonat waren ursprünglich 99,8 Punkte ausgewiesen worden./rob/jha/
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