30.01.2017 17:57:40
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Dobrindt dankt Grube "für seinen Einsatz"
Von Stefan Lange
BERLIN (Dow Jones)--Nach dem überraschenden Rücktritt von Bahnchef Rüdiger Grube hat die Bundesregierung dem Manager ihren Dank ausgesprochen. "Rüdiger Grube hat die Bahn modernisiert", erklärte Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt am Montag. Grube habe "die Digitalisierung vorangebracht, für mehr Kundenorientierung und neue Mobilitätsangebote gesorgt".
Dobrindt lobte außerdem, dass Grube "die Pünktlichkeit der Züge verbessert und das Projekt Zukunft Bahn zur Chefsache gemacht" habe. "Die Zusammenarbeit mit Herrn Grube war über die Jahre von gegenseitigem Respekt geprägt", schrieb der CSU-Politiker dem ehemaligen DB-Vorstandsvorsitzenden Grube noch ins Zeugnis. Er "danke Herrn Grube für seinen Einsatz".
Zuvor hatte Dobrindt am Rande einer CSU-Vorstandssitzung in München erklärt, dass Grubes Rücktritt so nicht absehbar gewesen sei. Dobrindt sprach von einer unerwarteten Wendung. Es sei zuletzt immer wieder zu Diskussionen zwischen Vorstand und Aufsichtsrat gekommen, am Schluss habe es "wenig Einigungsbereitschaft auf beiden Seiten" gegeben.
Dobrindt hatte Grube in der Vergangenheit auch schon öffentlich kritisiert. Beispielsweise im April letzten Jahres, als er den Milliardenverlust des Unternehmens beklagte und erklärte, er wolle keinen weiteren Verlust sehen.
Mit sofortiger Wirkung Der Aufsichtsrat hatte zuvor nach Unternehmensangaben einstimmig der Bitte des Managers entsprochen, mit sofortiger Wirkung seine Bestellung zum Vorstandsvorsitzenden aufzuheben und seinen laufenden Vertrag durch eine Auflösungsvereinbarung zu beenden.
Das Gremium werde zeitnah über eine Nachfolge entscheiden, hieß es weiter. Gemäß Geschäftsordnung werde Finanzvorstand Richard Lutz kommissarisch den Vorstandsvorsitz übernehmen.
Union und SPD werden die Nachfolge des zurückgetretenen Bahnchefs Rüdiger Grube dabei unter sich ausmachen. "Natürlich wird in der Koalition über die Besetzung entschieden", sagte der designierte SPD-Vorsitzende Martin Schulz.
Schulz deutete an, dass er selbst mitentscheiden werde. Die Koordinierung der Koalitionsarbeit liege bei Vizekanzler Sigmar Gabriel (SPD), "und das in enger Abstimmung mit dem Vorsitzenden der Partei", sagte Schulz. Namen für einen Nachfolger nannte er nicht.
Bartol mahnt zur Geduld SPD-Fraktionsvize Sören Bartol mahnte bei der Suche nach einem Nachfolger für Grube zur Geduld. "Ich rate allen, jetzt einen kühlen Kopf zu bewahren und nichts zu überstürzen", erklärte er. "Wir müssen uns jetzt in Ruhe in der Koalition zusammensetzen und schauen, wer die Deutsche Bahn als Vorsitzender des Vorstands am besten in die Zukunft führen kann."
Es gebe niemanden, der sich sofort aufdränge, sagte Bartol. Der Nachfolger müsse jemand sein, "der Schienenverkehr zu bezahlbaren Preisen in Deutschland organisieren kann und dabei Pünktlichkeit und Zuverlässigkeit zum Markenzeichen der Deutschen Bahn macht."
Pofalla als Kronprinz? Laut einem Vorabbericht der Passauer Neuen Presse gibt es im Aufsichtsrat derweil "erhebliche Bedenken" gegen Ronald Pofalla als Nachfolger von Grube. Pofalla sei noch relativ neu im Unternehmen und habe als Seiteneinsteiger aus der Politik keine Erfahrung damit, als Manager einen großen Konzern zu führen, berichtete das Blatt unter Berufung auf Teilnehmerkreise.
Pofalla trat 2015 in die Deutsche Bahn AG ein und wird seitdem als Nachfolger von Grube gehandelt. Pofalla ist CDU-Politiker und bekleidete zahlreiche politische Spitzenämter. Vor seinem Einstieg in die Privatwirtschaft war er Chef des Kanzleramtes.
Kontakt zum Autor: stefan.lange@wsj.com
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