08.07.2013 19:14:58
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DER STANDARD-KOMMENTAR "Eine Chance für die Kleinen" von Michael Völker
Wien (ots) - Werner Faymann? Michael Spindelegger? Heinz-Christian Strache? Eva Glawischnig? Die Gründe, sich von einer Partei und der Politik abzuwenden, sind vielfältig. Mancher Bürger, manche Bürgerin fühlt sich vom personellen Angebot nicht angesprochen, hat den Polit-Sprech satt, kann mit der hohlen Inszenierung nichts anfangen, empfindet Politiker als Selbstdarsteller, Karrieristen oder Opportunisten. Tatsächlich ist der Beruf in Verruf geraten. Die Protagonisten sind daran nicht unbeteiligt. Es gibt auch inhaltliche Gründe, sich von den Parteien abzuwenden: der Proporz und die Packelei, seit Jahrzehnten schon, die Korruption, das Geben und das Nehmen. Die Grünen haben insofern ein Alleinstellungsmerkmal, als sie von Korruptionsvorwürfen unbefleckt geblieben sind. Es gibt aber auch ganz pragmatische Gründe, sich abzuwenden: weil die politische Ausrichtung nicht passt, weil einem die Themensetzung gegen den Strich geht, weil man gesellschaftspolitisch woanders zu Hause ist, weil die eigenen Lebensumstände andere Antworten bedingen würden. Es ist diese Gemengelage aus Unzufriedenheit mit dem politischen Personal und dem lückenhaften inhaltlichen Angebot der Parteien, die zur Politikverdrossenheit beiträgt. Manche fühlen sich einfach nicht angesprochen, andere fühlen sich regelrecht angewidert. Gibt es Alternativen? Ernst zu nehmende Alternativen? Wer die Welt retten möchte, braucht oftmals selbst Hilfe. Manche Parteiengründung ist eine Einpersonenbeschäftigungstherapie, manches Parteiprogramm ein Hilfeschrei. Die Politik war immer auch ein Betätigungsfeld für Obskuranten, falsche Propheten, für Verwirrte, Verschwörungstheoretiker und hyperaktive Zwangsneurotiker. Sie melden sich fast täglich in den Zeitungsreaktionen. Und es gibt diejenigen, die nicht nur nörgeln wollen, die es wenigstens probiert haben wollen. Die etwas beitragen wollen und auch das Potenzial dazu haben. Diejenigen, die sich einem klassischen Parteiapparat nicht andienen, die sich kreativ verwirklichen wollen. Die gehen zu einer Kleinpartei. Oder sie gründen selbst eine. Was oder wen man als konstruktiv, als verwirrt oder sogar als Gefahr empfindet, hängt von der eigenen Weltanschauung und von der politischen Prägung ab. Um Christen, Kommunisten oder Monarchisten zu unterstützen, braucht es ein entsprechendes Vorleben und die entsprechende Vorliebe - oder das Gegenteil davon: die totale Unvoreingenommenheit. Es gibt auch die Neos oder eine neue Partei namens Der Wandel, beiden ist eine gewisse Ernsthaftigkeit nicht abzusprechen, dort engagieren sich Leute, die etwas bewegen wollen. Sie wollen sich einbringen, und das ist gut so. Die Demokratie verträgt das, die politische Landschaft braucht das. Diese Woche beginnt die Frist zu laufen, in der die kleinen Parteien Unterstützungserklärungen sammeln können. 2600 sind für eine Kandidatur notwendig. Das sollte eine Überlegung wert sein. Auch wenn man am Wahltag sein Kreuzerl vielleicht woanders, vielleicht wieder dort macht, wo man es mit Bauchweh immer schon gemacht hat. Es wäre eine Bereicherung, wenn sich ein paar Parteien mehr auf dem Wahlzettel befinden würden. Wer sich bewusst mit Alternativen auseinandergesetzt hat, bereichert nicht nur das politische System, sondern erweitert auch das eigene Bewusstsein.
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