Neue Vorsicht 16.05.2022 23:04:00

Darum hält sich Warren Buffett mit Äußerungen zu politischen Themen inzwischen zurück

Darum hält sich Warren Buffett mit Äußerungen zu politischen Themen inzwischen zurück

• Anders als in vorherigen Jahren übt sich Buffet bei politischen Themen nun in Vorsicht
• Buffetts Grund: Schutz des Unternehmens
• Berkshires Versicherungssparte: "Keine Antwort für einen Atomkrieg"


Warren Buffett äußert sich häufig über zahlreiche ökonomische Themen, die die internationalen Kapitalmärkte bewegen. Seine Investmentweisheiten sind - ebenso wie seine Denkanstöße für eine gute Lebensführung - legendär und haben Millionen von Anlegern beeinflusst. Auch vor der wachsenden ökonomischen Ungleichheit in den USA und der Gefahr eines globalen Atomkrieges warnte er oftmals. In letzter Zeit hält sich Buffett allerdings bei Äußerungen zu politisch aufgeladenen Themen zurück. Das "Orakel von Omaha" begründete kürzlich seine Vorsicht.

Berkshire Hathaways Generalversammlung - Ein Tag geballt mit Buffett-Weisheiten

Nachdem die letzten beiden Generalversammlungen pandemiebedingt virtuell stattfinden mussten, konnte Berkshire Hathaway Ende April seine Aktionäre wieder zum sogenannten "Woodstock für Kapitalisten" einladen. Die zahlreichen Unternehmen, die zu Buffetts Investmentholding Berkshire gehören, präsentierten allerlei Waren, viele Events wie ein Volkslauf boten das Rahmenprogramm - aber natürlich stand das Q&A mit den beiden Investmentlegenden Warren Buffett und Charlie Munger im Zentrum des Interesses.

Dabei verkündete Buffet unter anderem den kräftigen Zukauf von Apple-Aktien und ein Arbitragegeschäft bezüglich der Übernahme von Activision Blizzard durch Microsoft, bei dem Berkshire auf das Gelingen von Microsofts Kaufplänen spekuliert. Ebenfalls begründete der 91-jährige Starinvestor seine Ablehnung von Kryptowährungen wie Bitcoin, Ether und Co. Doch Buffett äußerte kein Wort zum Ukraine-Konflikt. Auch hinsichtlich der erneut aufgeflammten Bedrohung der Nutzung von Atomwaffen hielt er sich bedeckt.

Von den Zuschauern wurde interessiert verfolgt, wie Buffett seine Zurückhaltung bei politischen aufgeladenen Themen rechtfertigt. Welche Gründe führt Buffett an?

Buffett will Berkshire-Unternehmen durch seine eigenen Meinungen nicht schaden

Buffett will durch seine Schweigsamkeit zu geopolitischen Themen die Unternehmen von Berkshire schützen: "Ich möchte nichts sagen, was im Wesentlichen Berkshire zugeschrieben wird, und jemand anderen die Konsequenzen dessen tragen lassen, worüber ich spreche", zitiert "Yahoo Finance" Buffetts Aussagen im Rahmen der Aktionärsversammlung. Er führte weiter aus: "Ich vertraue meiner Staatsbürgerschaft nicht blind, wenn ich den Job als CEO von Berkshire annehme. Aber ich habe auch gelernt, dass man viel mehr Menschen nachhaltig wütend machen kann, als man vorübergehend glücklich machen kann, indem man über irgendein Thema spricht. Und bei bestimmten Themen werden sie es an unseren Unternehmen auslassen."

"Am besten die Klappe halten"

Buffett, laut "Forbes" mit einem Vermögen von ungefähr 118 Milliarden US-Dollar derzeit der fünfreichste Mann der Welt, ist bekannt für seinen ausgleichenden Charakter. Er hat ein großes Interesse an Harmonie innerhalb der Berkshire Hathaway-"Familie", die einzelnen Unternehmen haben auch deshalb jeweils ihr eigenes Management. Im Gegensatz zu anderen Milliardären wie Peter Thiel oder Elon Musk fällt Buffett zudem nicht durch Provokationen oder Prahlereien auf - zuletzt war Buffett sogar voll des Lobes für seine Milliardärskollegen Musk und Jeff Bezos.

Es ist eben dieses Harmonieinteresse, das die Investorenlegende vorsichtig agieren lässt: "Warum um alles in der Welt will ich die Leute in diesem anderen Raum verletzen, die alle möglichen Dinge für Berkshire tun? Warum will ich euch weh tun? Weil ich etwas sage, dem 20 Prozent des Landes sofort widersprechen werden. Und manchmal sind sie so verärgert über uns, dass sie versuchen, Kampagnen gegen unsere Unternehmen zu führen." Buffetts Fazit lautet dementsprechend: "Das Beste, was man tun kann, ist im Grunde genommen die Klappe zu halten und nicht einen Haufen Leute mit Konsequenzen konfrontiert zu sehen, die sie zuvor überhaupt nicht verursacht haben".

Berkshires Versicherungssparte wäre durch potenzielle Atomattacken direkt betroffen

Jedoch könnte die heute noch eher geopolitisch gefärbte Debatte um den potenziellen Gebrauch von Atomwaffen durch Putins Russland auch direkte wirtschaftliche Dimensionen für Berkshire annehmen. Die Versicherungssparte von Berkshire gehört nämlich zusammengenommen zu den größten Versicherungsunternehmen der Welt, besonders im Bereich der Rückversicherungen hat sich Buffetts Investmentvehikel in den vergangenen Jahrzehnten einen beachtlichen Marktanteil erarbeitet. Zuletzt kaufte Buffett das US-Versicherungsunternehmen Alleghany für 11,6 Milliarden US-Dollar auf.

Folglich könnten mögliche Atomattacken auch Berkshire direkt betreffen. Buffett habe aber keine direkte Antwort auf diese Gefahr: "Es wird mehr Unfälle im Zusammenhang mit atomaren [Waffen] geben - wir sind mehrmals nahe gekommen", warnt Buffett auf der Jahresversammlung von Berkshire. Aber: "Wir können nichts dagegen tun."

Der Vorsitzende von Berkshires Versicherungszweig, Ajit Jain, stimmt seinem CEO zu: "Wenn es um eine nukleare Sache geht, kapituliere ich … es ist sehr schwierig für uns abzuschätzen, wie schlimm das sein kann", zitiert "Yahoo Finance" Buffetts Vertrauten Jain. "Sehr viele verschiedene Expositionslinien werden davon betroffen sein." Aus diesem Grund gebe es in der Versicherungsbranche eine juristische Unsicherheit darüber, wie mögliche Schäden durch Atomangriffe versichert werden können. Jain betont zwar, dass Berkshire in allen Verträgen versuche, potenzielle Atomattacken als versicherte Gefahr auszuschließen. Jedoch vermutet Jain: "Sollte so etwas aber passieren, bin ich dennoch ziemlich sicher, dass die Aufsichtsbehörden und die Gerichte es der Versicherung entgegenhalten werden, und wir werden am Ende zahlen müssen."

Buffett ergänzt mit schwarzem Humor: "Jedoch wird es dann wohl keine Regulatoren oder irgendjemanden sonst mehr geben."

Redaktion finanzen.at

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Bildquelle: Adam Jeffery/CNB/CNBCU/Photo Bank via Getty Images,Paul Morigi/Getty Images for Fortune/Time Inc,Daniel Zuchnik/WireImage,Michael Buckner/Getty Images

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