"Momentane Gesamtlage" |
27.10.2023 17:54:00
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Covestro-Aktie sinkt: Covestro senkt Erwartungen und beendet Aktienrückkaufprogramm frühzeitig
"Der Ausblick für unsere Kernindustrien hat sich mit Ausnahme der Automobilindustrie für das Gesamtjahr weiter verschlechtert", sagte der neue Finanzchef Christian Baier. "Unsere Prognose haben wir demnach am unteren Ende der ausgegebenen Bandbreiten eingeengt." Covestro sieht das EBITDA im Gesamtjahr nun bei "einem Wert um 1,1 Milliarden Euro", nachdem die ursprüngliche Spanne von 1,1 bis 1,6 Milliarden Euro schon im Sommer auf 1,1 bis 1,35 Milliarden Euro verkürzt worden war. Damit lässt sich Covestro mit seiner jüngsten Ergebnisprognose für das laufende Geschäftsjahr Spielraum nach oben und nach unten. Die Formulierung, wonach der operative Gewinn (EBITDA) einen Wert "um 1,1 Milliarden Euro" erreichen werde, bedeutet nach den Worten von Finanzchef Christian Baier, dass eine Abweichung bis zu einem hohen einstelligen Prozentbereich möglich ist. Die Spanne liege damit zwischen 1 und 1,2 Milliarden Euro, sagte er der Nachrichtenagentur Dow Jones Newswires. Damit reichen die EBITDA-Erwartungen für das vierte Quartal von 50 bis 200 Millionen Euro.
Baier sieht aktuell die für Covestro wichtige Baubranche von der schwachen Konjunktur besonders in Mitleidenschaft gezogen und kurzfristig keine Anzeichen für eine Besserung. Hier hoffe man auf eine Belebung in Richtung der zweiten Hälfte des nächsten Jahres, sagte er. Der Free Cashflow wird mindestens ausgeglichen, aber maximal bei 200 statt wie bisher 500 Millionen Euro erwartet.
Covestro verbuchte im dritten Quartal ein EBITDA von 277 Millionen Euro - 8,3 Prozent weniger als im Vorjahr, aber im Rahmen der im Sommer ausgegebenen Prognose. Der Umsatz sank vor allem wegen niedrigerer Verkaufspreise um 22,7 Prozent auf 3,6 Milliarden Euro. Unter dem Strich stand ein Verlust von 31 Millionen Euro - im Vorjahr gab es noch ein kleines Plus von 12 Millionen Euro.
Analysten hatten nach einer von Vara Research zusammengestellten Konsensschätzung mit 3,73 Milliarden Euro Umsatz, 282 Millionen Euro EBITDA und einem Überschuss von 15 Millionen Euro gerechnet.
"Auch im dritten Quartal hat keine wesentliche Belebung der Konjunktur stattgefunden, die weltweite Nachfrage verharrt auf sehr schwachem Niveau", sagte Vorstandschef Markus Steilemann.
Angesichts der "momentanen Gesamtlage" entschied der Vorstand, das laufende, auf bis zu 500 Millionen Euro ausgelegte Aktienrückkaufprogramm vorzeitig zu beenden. Bis dato wurden Aktien im Volumen von 199 Millionen Euro zurückgekauft.
Der Kunststoffkonzern Covestro hat sein laufendes Aktienrückkaufprogramm vorzeitig beendet und verwies zur Begründung auf die "momentane Gesamtlage" und darauf, dass das Programm sowieso bald ausgelaufen wäre.
Das Aktienrückkaufprogramm sollte ein Volumen von bis zu 500 Millionen Euro erreichen und bis spätestens 28. Februar 2024 abgeschlossen werden.
Der Konzern hatte den Aktienrückkauf im Februar 2022 angekündigt, zur Jahresmitte 2022 angesichts der sich abzeichnenden Eintrübung aber unterbrochen und in diesem Jahr wieder aufgenommen.
Im Zeitraum vom 21. März 2022 bis einschließlich 29. Juni 2023 wurden insgesamt 4.687.991 Aktien erworben, dies entspricht 2,4 Prozent des Grundkapitals, wie Covestro mitteilte. Der durchschnittliche Kaufpreis lag bei 42,50 Euro pro Aktie. Der Konzern gab dafür somit knapp 200 Millionen Euro aus.
Covestro unter Druck - Übernahmefantasie leidet etwas
Covestro-Aktien sind am Freitagnachmittag nach Gewinnen von bis zu gut drei Prozent ins Minus gedreht. Zuletzt betrug Minus 3,41 Prozent. Damit kosteten die Aktien 47,00 Euro. Laut Händlern dämpfte ein Bericht des "Handelsblatts" die Hoffnung von Anlegern auf eine baldige Übernahme durch den arabischen Ölkonzern Abu Dhabi National Oil (Adnoc). Die Zeitung schrieb unter Berufung auf Insider, dass die Gespräche zwischen den Konzernen weiterhin am Anfang stünden und nur langsam voran kämen.
Bisher habe es erst einen direkten Kontakt zwischen beiden Unternehmen gegeben: ein Treffen zwischen Covestro-Chef Markus Steilemann und einem hochrangigen Adnoc-Manager Mitte Oktober unter Führung der beteiligten Investmentbanken Morgan Stanley und Perella Weinberg. Es sei aber ein "offener und freundlicher Austausch" gewesen, wie es das Blatt weiter schrieb.
Im Wesentlichen kommt das aber wenig überraschend. In den Präsentationen zu den Geschäftszahlen des dritten Quartals am Morgen hatte Covestro sich zu Adnoc nicht geäußert. Steilemann hatte gegenüber der Finanz-Nachrichtenagentur dpa-AFX aber betont, dass es keine Neuigkeiten gibt. Es würden weiterhin - wie im September mitgeteilt - ergebnisoffene Gespräche geführt.
Die Hoffnungen auf eine Übernahme sind seit ersten Spekulationen darüber im Juni wesentlicher Kurstreiber. In Medien war im Sommer die Rede davon, dass Adnoc informell 60 Euro je Aktie in Aussicht gestellt habe, womit Covestro mit 11,6 Milliarden Euro bewertet würde.
Covestro wollte die Spekulationen lange Zeit nicht kommentieren und teilte erst im September mit, mit Adnoc sprechen zu wollen - der Aktienkurs war daraufhin bis auf rund 54 Euro gestiegen, nachdem die Papiere Mitte Juni noch weniger als 40 Euro gekostet hatten. Seit der Mitteilung vom September herrscht wieder weitgehend Funkstille nach außen, ein wenig Übernahmefantasie entwich denn auch bereits aus dem Kurs.
FRANKFURT (Dow Jones / dpa-AFX)
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