24.08.2016 12:49:00

conwert im Plan mit Immo-Umbau - Kein Adler-Takeover-Offert erwartet

Der börsennotierte Wohnimmobilienkonzern conwert kommt gut voran mit dem geplanten Portfolio-Umbau und den Senkungen von Kosten und Kreditzinsen. Mit einem Übernahmeversuch durch die deutsche Adler Real Estate, die bald mehr als ein Viertel an dem österreichischen Unternehmen hält, rechnet das conwert-Management nicht.

Ein Übernahmeangebot durch die Hamburger Immofirma hält conwert-CEO Wolfgang Beck für "eher unwahrscheinlich", wie er am Mittwoch vor Journalisten sagte. Dazu verwies er auf die im Vergleich zu conwert signifikant kleinere Bilanzsumme von Adler und die relativ hohe Verschuldung der Hamburger.

Adler wird zwar demnächst seinen Anteil an conwert über eine Kaufoption von 22,4 auf über 28 Prozent erhöhen können - rechnerisch auf 28,7 Prozent -, doch wird sich der Anteil wegen der bevorstehenden Wandlung einer conwert-Wandelanleihe um rund ein Prozent reduzieren auf rund 27 Prozent, so Beck. Die Stimmrechte seien aber bei einer HV ohnedies auf 26 Prozent beschränkt. Und da die Hauptversammlungen von conwert gut besucht seien, sei "Adler noch immer weit weg von einer einfachen Mehrheit - das heißt, es hat sich für uns nichts geändert". Die Kooperation zwischen dem Geschäftsführenden Direktorium und den Verwaltungsräten funktioniere "sehr gut": "Wir behandeln Adler wie jeden Investor." Vier bis 2019 gewählte Räte seien unabhängig, sagte Beck, Dirk Hoffmann als abhängiges Mitglied sei von Adler gestellt.

Den Anteil von nicht zum Kerngeschäft zählenden Immos habe man von einem Drittel auf unter ein Viertel gesenkt, so Beck. Im ersten Halbjahr habe man 142 Mio. Euro aus Verkäufen im Nicht-Kernbestand verbucht. Die Veräußerungspipeline sei weiter gut gefüllt, sodass man die Guidance für Veräußerungen von 300 bis 350 Mio. im Non-Core erreichen könne.

Andererseits habe man bis Juni für 90 Mio. Euro zugekauft, also reinvestiert. Die Hälfte entfällt wertmäßig auf Duisburg, wo 1.029 Wohnungen mit 60.000 m2 vermietbarer Fläche erworben wurden, der Rest auf Dortmund/Essen, Leipzig, Magdeburg. Außerhalb der großen und teuren Hotspots wie Berlin, Frankfurt oder München sieht man genug Raum für attraktive Akquisitionen, erst recht bei den aktuell niedrigen Zinsen. Speziell im Segment von 50-Mio.-Deals sei man besser dran als große Player wie Vonovia oder Deutsche Wohnen, die nur über Megadeals wachsen könnten. Preise vom 30-fachen einer Nettokaltmiete müsse man sich aber schon sehr gut überlegen; angesichts geringer Cashflüsse könnte man höchstens auf Preisanstiege spekulieren. Die letzten Zukäufe erfolgten soweit bekannt zum Multiplikator 14,5- bis 16,5. Im Fokus seien Standorte in Deutschland und Österreich mit positivem Haushaltswachstum.

Das Kostensenkungs-Programm verlaufe planmäßig. Der Personalstand sei bis Juni um 50 gesunken, 25 weitere sollen folgen, damit man Ende 2016 bei 350 Mitarbeitern steht. Die Hausverwaltungsstruktur habe man vereinfacht, die Kosten insgesamt sollen sichtbar ab dem 4. Quartal um 20 Prozent (8 Mio.) sinken.

Über Fortschritte bei den Finanzierungen im ersten Halbjahr berichtete CFO Thomas Doll. So habe man den Verschuldungsgrad (Loan-to-Value, LTV) von 49,2 auf 44,6 Prozent senken können, die Assets seien also nur noch in diesem Ausmaß verschuldet. Mittelfristiges LTV-Ziel bleiben 50 Prozent, vorübergehend sei ein Anstieg auf bis zu 55 Prozent möglich. Zugleich habe man den Zinssatz von 3,9 auf 2,3 Prozent reduziert, Ziel sind zwei Prozent. Die Laufzeit aller Kredite (samt Bonds) wurde im Schnitt schon auf 8,48 Jahre. Die Niedrigzinsen nütze man zum Umschulden, aktuell könne man bei hypothekarischen Absicherungen für 1,5 bis 1,6 Prozent p.a. auf 10 Jahre fix abschließen, das forciere man weiter. Die Eigenkapitalquote, die zuletzt von 43,7 auf 47,1 Prozent erhöht wurde, soll durch die vorzeitige Wandlung eines Convertible Bond bis Ende September um 80 Mio. Euro auf voraussichtlich 49,8 Prozent steigen, so Doll.

Heuer hat conwert das bisher beste Halbjahresergebnis seiner Firmengeschichte erzielt. Getragen wurde diese Entwicklung u.a. von Wertsteigerungen des Immobilienportfolios. Das Ergebnis im operativen Geschäft (FFO I) erhöhte sich gegenüber dem Vorjahr um 52,6 Prozent auf 39,3 Mio. Euro.

Das Konzernergebnis nach Ertragsteuern (Nettoergebnis) verdreifachte conwert auf den Höchstwert von 74,9 Mio. Euro. 2015 war conwert dank Wohnungsverkäufen und Sparkurs unterm Strich in die schwarzen Zahlen zurückgekehrt. Die Umsatzerlöse stiegen bis Juni um 26,0 Prozent auf 264,3 Mio. Euro.

Auch fürs Gesamtjahr zeigt man sich optimistisch. conwert rechnet mit einem Rekordjahr und erhöht das Ziel für den FFO I (vor Verkaufsergebnis und Einmaleffekten) auf über 75 (bisher 70) Mio. Euro. Wie heuer will man auch 2017 (für das Jahr 2016) 60 Prozent des FFO I als Dividende ausschütten, sagte CEO Beck. Für 2015 waren 0,35 Euro je Aktie (61 Prozent des FFO I) ausgeschüttet worden, in Summe 32,6 Mio. Euro.

Die Vermietungserlöse sanken verkaufsbedingt um 5,7 Prozent auf 107,1 Mio. Euro. Das Aufwertungsergebnis im Immo-Portfolio betrug diesmal 95,5 (3,0) Mio. Euro, wodurch das EBIT auf 146,0 (61,5) Mio. Euro kletterte. Abzüglich einem (weiter negativen) Finanzergebnis von -43,6 (-32,3) Mio. Euro ergab sich ein EBT von 102,5 (29,2) Mio. Euro sowie ein Nachsteuerergebnis von 74,9 (24,5) Mio. Euro.

(Schluss) sp/ggr

ISIN AT0000697750 WEB http://www.conwert.at

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