Millionenkredit |
25.09.2019 15:45:00
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Condor kann weiterfliegen - Management sucht neue Eigentümer
Bund und Land Hessen hatten am Dienstagabend angekündigt, der Fluggesellschaft mit einem Kredit in Höhe von insgesamt 380 Millionen Euro zur Seite zu springen - Tausende Urlauber und Beschäftigte können damit vorerst aufatmen.
Jetzt gehe es darum, ob und mit wem man in intensivere Verhandlungen einsteige, sagte Teckentrup am Dienstagabend. "Bei einem solchen gesunden Unternehmen würde es mich wundern, wenn es nicht eine Reihe von Interessenten gäbe." Nach seiner Darstellung beginnen die Gespräche nicht bei Null. Schließlich habe Thomas Cook seine Airlines bereits im Februar zum Verkauf gestellt. "Wir hatten in der Zeit schon intensive Kontakte."
Um sich von der insolventen Mutter zu lösen, stellte Condor wie angekündigt einen Schutzschirmantrag. Der Antrag, bei dem es sich um eine Besonderheit des deutschen Insolvenzrechts handelt, ging nach Angaben des Amtsgerichts Frankfurt am Mittwoch ein. Damit will Condor verhindern, dass Geld aus dem staatlichen Brückenkredit an den insolventen britischen Mutterkonzern abfließt.
Beim Schutzschirmverfahren wird kein Insolvenzverwalter eingesetzt, sondern lediglich ein Sachwalter bestellt. Dieser hat dem Gericht zufolge die Aufgabe, die Geschäftsführung zu überwachen.
Die Lufthansa, die im Mai ein unverbindliches Gebot für Condor abgegeben hatte, wollte sich nicht dazu äußern, ob sie einen weiteren Anlauf unternimmt. Allerdings hat sie ihre Offerte offiziell nie zurückgezogen.
Interesse an einem Einstieg bekundete der Nürnberger Unternehmer und Investor Hans-Rudolf Wöhrl. "Condor braucht schnell einen neuen Eigentümer, der die Firma selbstständig weiterführt", sagte Wöhrl auf Anfrage. Zuvor hatte der Bayerische Rundfunk über das Interesse Wöhrls berichtet.
Condor sei ein grundsätzlich gesundes Unternehmen und schon deshalb wohl nicht in einem Ein-Euro-Deal zu haben, sagte Wöhrl. "Daher würden wir den Kaufpreis mit anderen Investoren (gemeinsam) aufbringen." Der Unternehmer, der sich in der Vergangenheit mehrfach im Airline-Geschäft engagierte, hatte zuletzt im Poker um die insolvente Fluggesellschaft Air Berlin den Kürzeren gezogen.
Der weltgrößte Reisekonzern TUI hofft indes, dass das Überangebot an Flügen im Zuge der Thomas-Cook-Pleite schrumpft. "Es muss irgendwann eine Marktbereinigung stattfinden. Nach dem Ausscheiden von Air Berlin ist das nicht passiert", sagte Tui-Chef Fritz Joussen der Finanz-Nachrichtenagentur dpa-AFX. Zu einer Übernahme des deutschen Ferienfliegers sagte er: "Wir haben kein Interesse an Condor angemeldet."
Mit dem angekündigten Staatskredit sind die knapp 5000 Arbeitsplätze bei Condor aus Sicht der Gewerkschaft Verdi vorerst gesichert. "Mit diesem Überbrückungskredit kann das Unternehmen in den nächsten Monaten weiterarbeiten", teilte Bundesvorstandsmitglied Christine Behle am Mittwoch mit. Mit Condor sind derzeit 240 000 Reisende aus Deutschland an ihren Urlaubsorten.
Hessens Ministerpräsident Volker Bouffier (CDU) äußerte sich zuversichtlich zur Zukunft des Ferienfliegers. Condor sei in den vergangenen Jahren profitabel gewesen und nun durch die finanziellen Schwierigkeiten des britischen Mutterkonzerns Thomas Cook in die Turbulenzen geraten, sagte der Regierungschef in Wiesbaden.
Der sogenannten Rettungshilfe muss die EU-Kommission allerdings noch zustimmen. Die EU-Kommission steht nach Angaben eines Sprechers in einem "engen und konstruktiven Kontakt" mit den deutschen Behörden. Nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur ist Deutschland dabei, eine vollständige Anmeldung vorzubereiten. Sobald dies bei der Kommission eingegangen ist, könne die Kommission innerhalb weniger Wochen eine Entscheidung treffen.
Mit dem Massedarlehen bekommt der Ferienflieger auch finanziellen Spielraum, um sich möglicherweise von der britischen Muttergesellschaft zu lösen. Die Vereinigung Cockpit und die Flugbegleitergewerkschaft Ufo begrüßten die staatliche Unterstützung. Angesichts der bevorstehenden Herbstferien wäre ein Ausscheiden Condors aus dem Markt für die Tourismusbranche ein großes Problem.
BERLIN/FRANKFURT (dpa-AFX)
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