Zahlungen vereinfachen 11.08.2020 23:36:00

Börsengang möglich: Wie das Fintech-Startup Marqeta Kunden wie Square und JPMorgan bedient

Börsengang möglich: Wie das Fintech-Startup Marqeta Kunden wie Square und JPMorgan bedient

• Marqeta bietet Unternehmenskunden mehr Kontrolle über Transaktionen
• Umsatz vier Jahre in Folge verdoppelt
• Börsengang eventuell bereits 2021

Marqeta will Zahlungen vereinfachen

Marqeta wurde 2010 von Jason Gardner gegründet, da es ihm ein Anliegen war, Zahlungen zu vereinfachen. Das bisher noch nicht börsennotierte Unternehmen bietet nach eigener Angabe die weltweit erste moderne Kartenausgabeplattform mit offener API an. So stellt Marqeta virtuelle Kreditkarten bereit, die Unternehmenskunden jeweils an ihre Privatkunden oder Mitarbeiter verteilen können. Dadurch können Unternehmen mehr Kontrolle über Transaktionsgenehmigungen erhalten. Marqeta macht seinen Umsatz auf ähnliche Art und Weise wie die Kreditkartenanbieter MasterCard und Visa: Der Zahlungsdienstleister erhält je Transaktion einen prozentualen Anteil, zusätzlich verdient er an Softwaregebühren mit. In seiner Arbeit stehe er dabei vor allem für Schnelligkeit, Flexibilität und Skalierbarkeit.

Kunden aus den Bereichen Transport und Finanzen

Zu den Kunden des Unternehmens zählen unter anderem der Personentransportdienstleister Uber, das Zahlungsunternehmen Square, der Lebensmittelzusteller Instacart, das Finanztechnologieunternehmen Brex sowie der Take-out-Lieferservice DoorDash.

Für DoorDash und Instacart gibt Marqeta etwa virtuelle Karten für Lieferboten aus, mit denen diese Lebensmittel- oder Take-out-Bestellungen bezahlen können. Instacart nutzt Marqeta außerdem, um seine Lebensmittellieferanten daran zu hindern, ihre eigenen persönlichen Artikel zu einer Kundenbestellung hinzuzufügen, indem der von der Karte abzubuchende Geldbetrag begrenzt wird. Square benutzt Marqetas Technologie unterdessen auch für eine virtuelle und physische Kreditkarte. Außerdem bietet Square Businesskunden eine Plastik-Kreditkarte an, die im Januar 2019 vorgestellt wurde und die ebenfalls auf Marqetas API zugreift. Erst kürzlich kündigten JPMorgan und Marqeta eine Partnerschaft an, um virtuelle Kreditkarten für Kunden der US-Großbank bereitzustellen.

Umsatz in vier Jahren in Folge verdoppelt

Der Umsatz des Unternehmens überstieg 2019 bereits 300 Millionen US-Dollar, was einer Verdopplung des Vorjahreswerts entspricht. Somit konnte das Unternehmen vier Jahre in Folge ein hundertprozentiges Wachstum verzeichnen. Noch Anfang des Jahres rechnete CEO Jason Gardner nicht damit, dass das Unternehmen seine Einnahmen erneut verdoppeln könne. Die Corona-Pandemie könnte die Nachfrage nach den Diensten des Unternehmens aber erneut gesteigert haben. Marqeta zählt zu den Gewinnern der Krise, da Verbraucher vermehrt digitale Dienste nutzen und mithilfe von Lieferservices den Einkauf vor Ort umgehen können. Trotzdem sei Marqeta nach wie vor nicht profitabel, wie Forbes berichtet. Das Nettovermögen des Dienstleisters habe Ende Mai bereits 400 Millionen US-Dollar überschritten.

Marqeta-Börsengang steht offenbar bevor

Im Mai hatte Marqeta 150 Millionen US-Dollar von einem unbekannten Investor erhalten und damit seine Bewertung in wenigen Monaten auf 4,3 Milliarden US-Dollar verdoppeln können. Das Unternehmen möchte sich zur Identität des Investors nicht äußern, laut Forbes könnte es sich dabei aber um Capital Group handeln. Auch die Investmentgesellschaft wollte dazu keine Angaben machen. Weitere Geldgeber sind laut der Finanz-Datenbank PitchBook unter anderem Goldman Sachs, Visa Ventures und PayPal-Mitgründer Max Levchin.

Das Zahlungs-Startup plant außerdem angeblich, mit einer Bewertung von bis zu 8 Milliarden US-Dollar an die Börse zu gehen. Wie Reuters Anfang Juli berichtete, will das Unternehmen hierzu Investmentbanker in Beraterfunktionen einstellen. Gerüchten zufolge soll der Börsengang bereits in der ersten Hälfte des Jahres 2021 erfolgen. Ein Sprecher des Unternehmens wollte dies aber ebenfalls nicht kommentieren. Nach dem letzten offiziellen Stand plane das Unternehmen zwar einen Börsengang, habe aber noch keinen genauen Zeitplan erstellt.

Zwar haben sich Börsenindizes wieder von ihren durch die Corona-Krise bedingten Tiefständen im März erholt, für die meisten börsennotierten Unternehmen ist eine Erholung aber noch in weiter Ferne. Einige Finanztechnologieunternehmen florieren aber mittlerweile wieder, wie Forbes berichtete. Mit dem Börsengang könne Marqeta versuchen, diese Erfolge ebenfalls zu erreichen.

Rückzieher nach Commerzbank-Investment?

2015 war CommerzVentures, die Risikokapital-Tochter der Commerzbank, Teil einer 25 Millionen US-Dollar schweren Series-C-Runde zugunsten von Marqeta, durch die der Zahlungsdienstleister Gesamtinvestitionen von 46 Millionen US-Dollar verbuchen konnte. 2017 nahm die Commerzbank-Sparte an einer Series-D-Runde teil, die ebenfalls 25 Millionen US-Dollar wert war. Finanz-Szene.de vermutet, dass die Commerzbank-Investments in Marqeta einem hohen einstelligen oder einem niedrigen zweistelligen Millionenbetrag entsprechen. 2016 hat die Commerzbank in ihrer Bilanz noch Anteile von 5,2 Prozent an Marqeta geführt. Seit 2017 wird Marqeta aber nicht mehr in den Anteilen der Aktiengesellschaft genannt.
2018 konnte das Startup in einer weiteren Finanzierungsrunde 45 Millionen US-Dollar erhalten, 2019 dann 260 Millionen US-Dollar. Weder in diesen beiden, noch in der jüngsten, 150 Millionen US-Dollar schweren Runde war die Commerzbank beteiligt. Durch diese Verwässerung vermutet Finanz-Szene.de, dass die Commerzbank - trotz fehlender Angaben in ihrer Geschäftsbilanz - noch immer etwa 4 Prozent an Marqeta hält, wobei Anteile partiell über Secondaries veräußert worden sein könnten. CommerzVentures nannte zuletzt Anfang Juli Marqeta als eine der Firmen, deren Wachstumsfinanzierung man zum Teil übernommen und dabei "Millionenbeträge investiert" habe. Auch im Portfolio auf der CommerzVentures-Homepage wird Marqeta aktuell noch genannt.

Redaktion finanzen.at

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