12.01.2015 21:22:58
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Börsen-Zeitung: Tokioter Schuldenrätsel, Kommentar zu Japan von Martin Fritz
Aber der Zwischenerfolg kann nicht davon ablenken, dass die höheren Einnahmen das Verschuldungstempo allenfalls abbremsen. 2015 werden fast zwei Fünftel des Haushalts - umgerechnet 260 Mrd. Euro - über Kredite finanziert. Um die Lücke ohne Berücksichtigung des Schuldendienstes bis 2020 zu schließen, müsste die Neuverschuldung um 100 Mrd. Euro sinken. Das ist nicht zu schaffen. Selbst wenn die Wirtschaft wieder wächst, dürfte die Schuldenquote von derzeit 240% der Wertschöpfung noch lange weiter zulegen. Wegen des damit steigenden Insolvenzrisikos müssten die Anleihezinsen eigentlich zulegen. Doch Japan hat die niedrigsten Zinsen der Welt. Das straft die klassische Schuldentheorie Lügen.
Zwei Erklärungsansätze bieten sich für das Schuldenrätsel an: Erstens gibt es keine externen Gläubiger, weil sich fast alle Anleihen in japanischer Hand befinden. Über ein Fünftel der Papiere liegt zudem bei der Notenbank. Zweitens stehen den hohen Staatsschulden noch höhere Ersparnisse von Bürgern und Firmen gegenüber. Der Ökonom Franz Waldenberger vergleicht Japan mit einem sehr liquiden Unternehmen, das sich den Staat als Tochterfirma mit einer Eigenkapitaldecke von null leistet. Die Staatsverschuldung wäre dann nur ein Reflex der hohen Privatersparnisse. Selbst bei fallenden Spar- und Investitionsquoten kann dieser Zustand noch länger fortdauern. Wer auf eine Staatspleite Japans spekuliert, braucht also Geduld.
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