31.05.2019 21:03:41
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Börsen-Zeitung: Ein guter Puffer / Kommentar zur Verunsicherung auf den Märkten wegen Handelskrieg, Brexit und Golfkonflikt von Kai Johannsen
Und was für ein guter Puffer die sicheren Staatsanleihen in den vergangenen 14 Tagen waren, vor allem die Bundesanleihen und die US-Staatsanleihen. Denn es gab eine enorme Flucht in die sicheren Häfen mit den zehnjährigen Bundrenditen auf Rekordtief. Das von Mateos y Lago dargestellte Kapitalmarktszenario war auf einen Horizont von mehreren Wochen bzw. einigen Monaten ausgelegt. So schnell kann es gehen. Und alle drei Faktoren werden die Märkte weiter in Aufruhr versetzen und die Flucht in Sicherheit noch befeuern.
Am Freitag kam es zur nächsten Eskalationsstufe im US-Handelsstreit. Die USA erheben Strafzölle von 5% auf Importe aus Mexiko. Diese sollen bis Oktober jeden Monat um 5 Prozentpunkte auf dann 25% angehoben werden. Selbstredend, dass diese extreme Maßnahme Mexikos Wirtschaft erheblich zusetzen wird. Aber auch die USA werden dabei Schaden nehmen. Da viele Konsumgüter der USA in Mexiko hergestellt werden, wirken diese Zölle auf die US-Haushalte wie eine zusätzliche Verbrauchsteuer, d.h., sie belasten den Konsumenten, der dann weniger ausgeben kann. Das wiederum belastet die US-Konjunktur.
In Sachen Brexit kam von der Bank of England nur einen Tag vorher
da war in vielen europäischen Ländern Christi Himmelfahrt - die
Warnung, dass selbst ein sanfter Brexit das Wachstum der britischen
Wirtschaft dämpfen wird. Dave Ramsden, stellvertretender Chef der
britischen Zentralbank, hält es selbst bei einem reibungslosen Brexit
für unwahrscheinlich, dass die Unsicherheit der Unternehmen
ausgeräumt wird. Das dürfte seiner Ansicht nach die
Investitionstätigkeit deckeln. Ihm ist durchaus recht zu geben. In
der Phase dieser erhöhten Brexit-Unsicherheit werden Firmen keine
erhöhte Investitionslust verspüren. Sie wollen ja gerade Sicherheit.
So wird allein diese Verlängerungsphase und die in dieser Zeit nicht
erfolgten Investitionen auf die Wirtschaft durchschlagen. Fragt sich
nur, in welchem Ausmaß.
Und auch in der Golfregion herrschte zum Wochenschluss keine Ruhe. Auch wenn zu konstatieren war, dass dieser Krisenherd am Freitag nicht gerade die Schlagzeilen beherrschte. Die Spannungen in der Region hatten sich zuletzt verschärft, und zwar nachdem das Iran-Atomabkommen seitens der USA gekündigt und neue Sanktionen verhängt worden waren. Zudem hatten die USA weitere Truppen in die Golfregion verlegt. Nun warf der Iran Saudi-Arabien vor, die Länder der Region gegen den Iran aufbringen zu wollen.
Diese drei Brandherde werden nicht über Nacht und auch nicht in den nächsten Wochen verschwinden. Sie werden in der Reihenfolge Handelsstreit, Brexit-Unsicherheit und Golfregion die Marktakteure in Atem halten. Die Verunsicherung bleibt, die hohe Nachfrage nach Sicherheit auch. Das führt zu Kursgewinnen bei US-Staatsanleihen und Bundesanleihen. Die zehnjährige US-Rendite ist auf dem tiefsten Stand seit Mitte September 2017. Die zehnjährige Bundrendite erreichte mit minus 0,213% am Freitag Rekordtief. Zur Erinnerung: Das bisherige Rekordtief von minus 0,204% bei den Bunds wurde am 6. Juli 2016 erreicht, also in den Tagen der Nachwirren des Brexit-Votums. Trumps Wirtschafts- bzw. Handelspolitik trug von 2017 bis heute zu den Renditerückgängen bei. Brexit und Trump sorgten nun für die Renditerekorde. Und sie werden es weiter tun.
(Börsen-Zeitung, 01.06.2019)
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