14.12.2015 20:17:39

Börse Frankfurt-News: Jahresendrallye noch nicht abgeschrieben (Wochenausblick)

FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - 14. Dezember 2015. Nach der kräftigen Korrektur an den Aktienmärkten stellen fundamental orientierte Analysten eine Erholung in der zweiten Dezemberhälfte in Aussicht. Charttechniker hingegen mahnen zur Vorsicht.

In dieser Woche ist es wohl endlich soweit. Die US-amerikanische Notenbank wird aller Voraussicht nach erstmals seit fast einem Jahrzehnt die Zinsen erhöhen. "Ob die US-Geldpolitik zu einer tektonischen Verschiebung an den Kapitalmärkten führt, die eine fundamentale Neubewertung des US-Dollar, der Währungen von Schwellenländern sowie der Renten- und Aktienmärkte zur Folge hat, ist fraglich", meint Claudia Windt von der Helaba. Ein Blick auf die Kapitalmärkte in der abgelaufenen Handelswoche belege, dass Marktteilnehmer sich aktuell mehr um die globale Konjunktur als um die Zinswende der Federal Reserve sorgten.

Von einer Jahresendrallye sind die Aktienmärkte aktuell jedenfalls weit entfernt. Der DAX verlor in der vergangenen Woche knapp 2 Prozent, seit Monatsbeginn steht ein Minus von 9,15 Prozent zu Buche. Für Windt überschätzen Anleger tendenziell die Sorgen hinsichtlich der Weltwirtschaft. Insbesondere der private Verbrauch stütze die Konjunktur in den USA, im Euroraum und in China. "Sobald das Weihnachtsgeschäft an Tempo gewinnt, wird auch die Zuversicht der Kapitalmarktakteure wieder steigen", ist die Analystin überzeugt.

Nur temporäre Schwäche

Für wirkliche Ernüchterung an den Aktienbörsen sieht auch Robert Halver keinen Anlass. "Ist die US-Zinswende vollzogen und wurde den Finanzmärkten von der Fed die entsprechende Beruhigungsrhetorik verabreicht, wird sich die unterbrochene Jahresendrallye fortsetzen und der DAX wieder Anlauf auf die Marke von 11.000 Punkten nehmen", prognostiziert der Analyst der Baader Bank.

Ähnlich beurteilt Chris-Oliver Schickentanz die Lage. Etwaige Rückschläge an den Aktienmärkten nach der Verkündung der lang erwarteten Anhebung der US-Zinsen wären für den Analysten der Commerzbank nur vorübergehender Natur und würden schnell von der traditionell positiven Phase für Aktien in der zweiten Dezemberhälfte abgelöst.

Statistik spielt DAX-Bullen in die Karten

Aus technischer Perspektive hat sich das Kräfteverhältnis am deutschen Aktienmarkt in den vergangenen zwei Wochen laut Franz-Georg Wenner deutlich zu Gunsten der Verkäufer verschoben. "Nach Gewinnmitnahmen von rund 1.000 Punkten seit Monatsbeginn steht der DAX zum Wochenauftakt an einer charttechnisch sehr kritischen Zone", erklärt der Betreiber von chartanalysen-online. Die kurzfristigen DAX-Aussichten würden durch die fehlende Nachfrage rund um den wichtigen Unterstützungsbereich bei 10.350 bis 10.600 Zähler markant eingetrübt. "Auf Basis rein charttechnischer Vorgaben verläuft die nächste bestätigte Haltemarke erst bei etwa 9.930 Punkten."

Allerdings sei der deutsche Bluechip-Index in den vergangenen Tagen ungewöhnlich schnell gefallen und aktuell überverkauft. Dies zeige der Abstand von mehr als 5 Prozent zur 21-Tage-Linie, was eine allmähliche Stabilisierung zunehmend wahrscheinlicher mache. "Nur in Crash-Phasen wie zuletzt im Oktober kann der Wert deutlich auf bis zu 13 Prozent ansteigen."

"Noch aber haben die Bullen zwei Trümpfe in der Hand." Der statistische Monatsverlauf zeige eine Schwächephase in der ersten Dezemberhälfte, die von einer Rallye in den letzten zwei Wochen des Jahres abgelöst wird. "Hier gilt es die Fed-Entscheidung am Mittwoch sowie den grossen Verfall am Freitag zu beachten." Zudem offenbare der Markt derzeit ein ähnliches Verhalten wie vor einem Jahr, als der DAX nach einer Rallye ebenfalls bis zur Monatsmitte korrigiert habe und anschliessend eine deutliche Erholung geliefert habe. "Gegenbewegungen bis an die 200-Tage-Linie bei 11.065 Punkten bzw. an den jüngsten Hochpunkt bei 11.400 Zählern stellen Ziele in einem sehr bullischen Szenario dar."

Rücksetzer möglich

Über dem DAX ziehen nach Auffassung von Christian Schmidt von der Helaba dunkle Wolken auf. "Nachdem das hiesige Aktienbarometer in den vergangenen Tagen unter den Kreuzungspunkt der "Speed-Resistance-Lines" gefallen ist, steht aktuell der Kampf um die 100-Tagelinie im Fokus." Diese zu beobachten sei sehr spannend, da sich auf dem Niveau der Durchschnittslinie auch die obere Begrenzung der Ichimoku-Wolke befinde, die als Unterstützung diene. "Folglich würde ein Rutsch unter 10.551 Punkte auf Schlusskursbasis weiteres Abwärtspotenzial mit den Zwischenzielen bei 10.195 und 9.879 Punkten eröffnen."

Kritische Unterstützung

Für Gregor Bauer haben die Notenbanken zum jüngsten Anstieg Ende November massgeblich beigetragen Von Oktober bis Mitte November 2015 habe der DAX vergeblich versucht, die 11.000 Punkte Marke zu knacken. Als dies dann Ende November gelang und gleichzeitig die 200-Tage-Linie nach oben durchbrochen worden sei, habe der DAX bis 11.430 Punkte zugelegt. "Allerdings basierte der Kaufdruck hauptsächlich auf der Erwartung, dass die EZB das Anleiheprogramm weiter verlängern und die Zinsen weiter senken würde", meint der unabhängige technische Analyst.

Als diese Erwartungen nicht erfüllt wurden, hätten Investoren ihre Aktien sofort wieder abgestossen. "Dabei wurde dann auch die Unterstützungszone um 10.700 DAX-Punkte nach unten durchbrochen." Mit der Schlussnotierung von 10.430 Zählern am Freitag habe der deutsche Aktienindex auf der massiven Unterstützungszone zwischen 10.310 und 10.120 Punkten aufgesetzt. "Bearish ist auch, dass sich die jeweiligen Hochpunkte der Kursbewegung im Jahr 2015 auf immer tieferen Preisniveaus bildeten." Werden neue Hochs von Investoren nicht gekauft, deutet das für Bauer auf eine eher pessimistische DAX-Entwicklung. Einstiegswilligen Anlegern rät Bauer, auf eine untere Umkehr zu warten. "Nach unten findet der DAX erst im Bereich um 9.600 Punkte wieder Halt.

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Wichtige Konjunktur- und Wirtschaftsdaten

Mittwoch, 16. Dezember

10.00 Uhr. Euroraum: Einkaufsmanagerindex für das verarbeitende Gewerbe Dezember. Der Stimmung der Unternehmen in den Euroländern scheint die Schwäche der Schwellenländer bislang wenig anhaben zu können. Insbesondere das verarbeitende Gewerbe wurde der DekaBank zufolge als besonders anfällig gesehen. Nachdem der Index im November den höchsten Stand seit über einem Jahr einem Jahr erreicht habe, erwarten die DekaBank-Analysten für Dezember allerdings eine Verschnaufpause, wenn auch auf ansehnlichem Niveau. Dies gelte auch für den Einkaufsmanagerindex der Dienstleister. Für eine spürbare Stimmungsverbesserung fehlten die Impulse.

20.00 Uhr. USA: Zinsentscheidung US Offenmarktausschuss der Federal Reserve. Nachdem die Anhebung der Fed Funds-Rate um 25 Basispunkte als nahezu gesetzt gilt, ist nach Meinung der HSBC der Ausblick der Notenbank von besonderem Interesse. Obwohl eine Reihe von Fed-Gouverneuren eine graduelle Erhöhung im Laufe des kommenden Jahres in Aussicht gestellt hätten, seien kräftigere Anhebungen nicht ganz ausgeschlossen. Die HSBC-Analysten rechnen allerdings lediglich mit zwei weiteren Erhöhungen um jeweils 25 Basispunkte für 2016 und begründen dies mit einer nach wie vor niedrigen Inflation und dem Ausbleiben eines Konjunkturbooms. Besonders im Verarbeitenden Gewerbe laufe es nicht rund, was der zuletzt auf 48,6 Punkte gefallene ISM-Index unterstreiche.

Alle relevanten Termine sowie die aktuellen Daten kurz nach ihrer Veröffentlichung

von Iris Merker, Deutsche Börse AG

© 14. Dezember 2015

(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)

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