14.08.2015 15:25:39

Börse Frankfurt-News: Anleger nehmen Kurs auf sichere Häfen (Anleihen)

FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - 14. August 2015. Die unvorhergesehenen Abwertungen des chinesischen Yuan stützen die Nachfrage nach Staatsanleihen kreditwürdiger Länder.

Nach Tagen höchster Aufregung im Zusammenhang mit der überraschenden dreistufigen Abwertung der chinesischen Währung kommen Anleger mit der Erholung des Yuan wieder etwas zur Ruhe. Viel Zeit zum Verschnaufen bleibt nach Ansicht der Helaba allerdings nicht. Nach Absegnung des dritten Hilfspakets seitens Griechenlands stehe nun die Zustimmung einiger nationaler Parlamente auf der Agenda. "Viele Abgeordnete vermissen wichtige Informationen, wobei es in erster Linie um die ungeklärte Rolle des IWF sowie die Ausstattung des Privatisierungsfonds geht", beschreiben die Analysten der Landesbank. Der Internationale Währungsfonds mache eine Teilnahme an der neuen Rettungsaktion von Schuldenerleichterungen für Athen abhängig.

Arthur Brunner sieht erste Anzeichen für ein Einlenken bei der CDU hinsichtlich einer wie auch immer gearteten Schuldenerleichterung. In einem SWR-Interview habe Eckhardt Rehberg, Haushaltsexperte der Unionsfraktion im Bundestag, eine Umschuldung nicht mehr kategorisch ausgeschlossen. "Das kann kein Zufall sein", meint der Händler der ICF Bank und erklärt den möglichen Umschwung mit dem Wunsch, den IWF weiterhin mit im Boot zu halten. Dieser verlange aber eine Tragfähigkeit der Verbindlichkeiten, die aus IWF-Sicht bei einer Staatsverschuldung von über 120 Prozent nicht gegeben sei. Zusammen mit den neuen Hilfsgeldern komme Griechenland auf eine Schuldenquote von etwa 200 Prozent.

Hiesige Staatsanleihen gefragt

"Die internationalen Rentenmärkte reagierten insbesondere auf die Interventionen Pekings mit kräftigen Kursgewinnen", beschreibt Sabine Tillmann von der Hellwig Wertpapierhandelsbank die zunehmende Risikoscheu an den Märkten. Die höhere Nachfrage nach als sicher geltende Bundesanleihen trieben den Euro-Bund-Future im Wochenverlauf zwischenzeitlich bis auf 155,37 Prozent. "Gleichzeitig sanken die Renditen zehnjähriger Bundesanleihen zeitweise auf 0,60 Prozent." Aktuell notiert das hiesige Rentenbarometer knapp über 155 Prozent.

Entspannung bei griechischen Bonds

"Mit der Beruhigung an den Märkten erholten sich die Anleihen der EU-Peripherie", beobachtet Tillmann. Der Renditeaufschlag zehnjähriger italienischer, spanischer und portugiesischer Bonds verringerte sich gegenüber vergleichbaren Bundesanleihen um vier, drei und zwei Basispunkte. "

Griechische Staatsanleihen verschiedener Laufzeiten waren ebenfalls gefragt, die Rendite zehnjähriger Bonds hat sich auf 9,45 Prozent verringert", ergänzt Brunner. Zudem profitierten Bankanleihen wie die der Piraeus-Gruppe (WKN A1ZE3K), die im Wochenverlauf von 39,5 auf 49 Prozent zulegte. "Eine echte Trendwende ist das nicht", urteilt Brunner. Mit den geplanten 25 Milliarden Euro für die Re-Kapitalisierung griechischer Banken bis Anfang Oktober wachse aber die Zuversicht.

Verkäufe auf kleinem Niveau

Den Handel mit Mittelstands-Anleihen beschreibt Brunner als sommerlich ruhig mit leichtem Abgabedruck. Anleger trennten sich dem Händler zufolge beispielsweise von einer 2020 fälligen Katjes-Anleihe (WKN A161F9) mit einem jährlichen Zins von 5,5 Prozent. Der Wert hat im Wochenverlauf von 106 auf 104,8 Prozent nachgegeben. Fundamentale Gründe erkennt Brunner nicht. "Die urlaubsbedingt fehlende Liquidität kann schon mal zu größeren Ausschläge führen."

China-Effekte für Automobilanleihen

Kursverluste gebe es zudem für eine VW-Hybridanleihe (WKN A1ZE21), die in den vergangenen fünf Handelstagen von 105,40 auf 104,71 Prozent nachgab. Automobilaktien hätten im Zuge der Yuan-Abwertung besonders gelitten. "Die Automobilindustrie wird die sinkende Kaufkraft in China zu spüren bekommen", begründet Brunner.

Fremdwährungsanleihen gesucht

Auf niedrigem Niveau stehen laut Gregor Daniel Anleihen in türkischer Lira (WKN A12TY2) und brasilianischem Real auf den Wunschlisten der Anleger. "Im Zuge der Herabsetzung der chinesischen Währung verloren Devisen der Schwellenländer an Boden", bemerkt der Händler der Walter Ludwig Wertpapierhandelsgesellschaft. Auch drückten Berichte über das Scheitern der Koalitionsverhandlungen in Ankara die türkische Lira zum US-Dollar und zum Euro.

HSH Nordbank-Bonds gefragt

Bei verhaltenen Umsätzen macht Daniel Abgabedruck bei zwei in US-Dollar notierten Bombardier-Produkten (WKNs A1G17D, A1ZFX9) aus. Enttäuschende Quartalszahlen und schwache Bestellungen hätten der Aktie des kanadischen Flugzeugbauers zugesetzt und die Bonds in Mitleidenschaft gezogen.

An einer Lufthansa-Hybridanleihe (WKN A161YP) mit einer Laufzeit bis 2075 und einem Kupon von 5,125 Prozent fänden Investoren hingegen auf schwachem Niveau nach wie vor Gefallen, wie Daniel meldet.

Ebenso kämen zwei HSH Nordbank-Werte (WKNs HSH2H1, HSH2H2) mit Fälligkeit im Februar 2017 gut an. Erstere, ausgestattet mit einem Kupon von 0,831 Prozent, konnte innerhalb der vergangenen Woche von 76,50 auf 78,47 Prozent hinzugewinnen. Der zweite Wert kletterte im gleichen Zeitraum von 76,50 auf 80,50 Prozent.

von Iris Merker, Deutsche Börse AG

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© 14. August 2015

(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)

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