11.11.2016 09:30:39
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Börse Frankfurt-News: Alptraum Trump? Wie geht es weiter? (Grüner Fisher)
FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - 11. November 2016. Grüner analysiert die Reaktionen der Börsen auf die US-Wahl - weshalb niedrige Erwartungen keine schlechte Ausgangslage sind.
In einem bis zuletzt spannenden Wahlkampfrennen kann sich Donald Trump letztendlich knapp gegen Hillary Clinton durchsetzen und wird ins Weiße Haus einziehen. Der Wahlzirkus ist zu Ende! Trump triumphiert, im demokratischen Lager herrscht ungläubige Bestürzung. Viele Anleger nehmen dieses Wahlergebnis im ersten Impuls mit großer Sorge zur Kenntnis. Von "Brexit 2.0" und großen Verwerfungen für die Kapitalmärkte ist die Rede.
Märkte reagieren hektisch
Wilde Sprünge kennzeichnen den Handelstag nach der Wahl. Der befürchtete große Knall bleibt jedoch aus. Die Devise lautet: Keine Panik. Märkte bewegen sich vor allem, um Diskrepanzen zwischen Erwartungen und Realität auszugleichen. Trumps Kampagnen-Inhalte haben Anleger zwar teilweise das Fürchten gelehrt, allerdings kommen Wahlkampagnen nun mal selten in der Realität an. Sobald Trump weniger tut, als alle befürchten, werden die Märkte Erleichterung erfahren. Ein Präsident der Kategorie "nicht so schlimm wie befürchtet" kann im Börsenjahr 2017 zum positiven Faktor werden.
Wird Donald Trump zum Diplomat?
Der US-Wahlkampf hat sich besonders in der heißen Endphase zu einer wahren Schlammschlacht entwickelt. Beide Kandidaten haben die Massen polarisiert. Unabhängig von der Parteizugehörigkeit ist allerdings das Phänomen zu beachten, dass der Wahlkämpfer sofort eine diplomatischere Haltung einnimmt, sobald er tatsächlich gewählt wird. Viele Befürchtungen im Zusammenhang mit der Person Donald Trump können sich deshalb als unbegründet herausstellen. Erste Indizien: Bereits in seiner ersten Antrittsrede schlägt Trump tatsächlich gemäßigte Töne an und hat lobende Worte für seine Rivalin Clinton übrig - Worte, die der "Wahlkämpfer Trump" nie geäußert hätte. Doch die Welt bleibt - vor allem in Deutschland - skeptisch.
Politisches Patt voraus
Da die Republikaner auch im Kongress eine starke Rolle spielen, erscheint es auf den ersten Blick nicht nachvollziehbar, von einem fortgeführten politischen Patt zu sprechen. Allerdings ist im Fall Donald Trump eine besondere Art des sogenannten "Gridlocks" zu beobachten: Eine innerparteiliche Pattsituation. Ein nicht unerheblicher Teil der republikanischen Kongressabgeordneten hat bereits im Vorfeld signalisiert, die Vorhaben Trumps mehrheitlich nicht zu unterstützen. Der ohnehin schon dünne Vorsprung der Republikaner steht somit auf äußerst wackligen Beinen. Trump wird viele Kompromisse eingehen müssen.
Für Anleger bleibt festzuhalten, dass die Bedeutung dieser Präsidentschaft für die übergeordnete Marktentwicklung nicht überschätzt werden sollte. Politische Treiber sind nicht der einzige Einflussfaktor für die Nachfrage nach Aktien. Zudem stellen die USA nur 25 Prozent des weltweiten BIPs - Maßnahmen der US-Regierung wirken sich nicht unmittelbar auf die gesamte Weltwirtschaft aus. Wichtig ist zudem, dass der Handlungsspielraum des US-Präsidenten in der öffentlichen Wahrnehmung deutlich überschätzt wird. Die Macht des Präsidenten Trump ist durch die Verfassung limitiert. Wie sämtliche US-Präsidenten vor ihm wird er sich im Laufe seiner Legislaturperiode in die politische Mitte bewegen, weil jeder US-Präsident nach seiner Wahl auch ein ganz persönliches neues Ziel verfolgt: Seine Wiederwahl.
Fazit
Der große Zirkus ist erst einmal vorüber, allerdings sollten Sie in der nächsten Zeit über volatile Märkte nicht überrascht sein. Die Skepsis gegenüber dem neuen Präsidenten ist extrem hoch. Für die Märkte gilt jedoch: Eine niedrige Erwartungshaltung ist nicht die schlechteste Grundvoraussetzung für eine nachhaltig positive Entwicklung.
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Über den Autor
Thomas Grüner ist Gründer und Chief Investment Officer von der Vermögensverwaltung Grüner Fisher Investments. Sein Partner Ken Fisher ist seit über 30 Jahren "Forbes"-Kolumnist und warnte im März 2000 rechtzeitig vor dem Platzen der New-Economy-Blase. Ken Fisher zählt zu den 400 reichsten US-Amerikanern und belegt auf der aktuellen "Forbes"-Rangliste Platz 211. Fisher Investments verwaltet momentan mehr als 65 Milliarden US-Dollar.
Dieser Artikel gibt die Meinung des Autors wieder, nicht die der Redaktion von boerse-frankfurt.de. Sein Inhalt ist die alleinige Verantwortung des Autors.
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