30.11.2016 18:57:46

Basler Ausschuss erzielt vorläufigen Kompromiss zu Basel 3

   Von Julia-Ambra Verlaine

   BRÜSSEL/BERLIN (Dow Jones)--Der Basler Ausschuss für Bankenaufsicht hat sich nach einem zweitägigen Verhandlungen im chilenischen Santiago auf einen vorläufigen Kompromiss zur Regelung der Kapitalanforderungen der weltgrößten Banken geeinigt. "Die Konturen einer Einigung sind nun klar", sagte Stefan Ingves, Chairman des Basler Ausschusses. Final geklärt ist die unter dem Begriff Basel 3 bekannte Eigenkapitalrichtlinie allerdings nicht. Bundesbank-Präsident Jens Weidmann sagte in einer Rede in Berlin, dass nicht über alle strittigen Punkte eine Einigung erzielt wurde.

   Der Ausschuss steht unter Zeitdruck, insbesondere da Banken ihre Geschäftsmodelle an das Niedrigzinsumfeld anpassen und regulatorische Sicherheit einfordern. Meinungsverschiedenheiten bestehen vor allem zwischen den USA und Europa, deren Bankenlandschaften kulturelle und strukturelle Unterschiede aufweisen.

   Die größte Knackpunkt ist die Frage, wie Banken das Risiko ihrer Aktiva bewerten und wie viel Kapital sie dementsprechend vorhalten müssen. Viele europäische Banken nutzen interne Modelle. Die US-Regulierer argumentieren, dass dies den Banken erlaube, ihren Kapitalbedarf zu niedrig anzusetzen.

   Die US-Vertreter am Verhandlungstisch plädieren für die Abschaffung der internen Modelle und verfolgen einen allgemeingültigen Ansatz. Sie sagen, die EU-Banken könnten das System umgehen und ihre Kapitalanforderungen künstlich reduzieren.

   Unterdessen setzen sich die Europäer dafür ein, ihre eigenen Berechnungen zu nutzen. Verbände und Lobbygruppen in ganz Europa warnen vor signifikant höheren Kapitalanforderungen, durch die die Fähigkeit der Banken zur Kreditvergabe eingeschränkt wäre.

   Laut Ingves erlaubt die in den letzten Tagen erzielte vorläufige Vereinbarung die Verwendung interner Modelle mit bestimmten Einschränkungen. "Das überarbeitete Regelwerk wird die Nutzung interner Modelle größtenteils beibehalten, enthält aber Sicherheitsvorkehrungen", sagte er. Diese begrenzen die Möglichkeiten der Banken, von den Standardrechenmodellen abzuweichen. "Es ist wichtig zu erwähnen, dass kein einzelnes Land oder Region alles bekommt was es will", sagte Ingves.

   Das in Santiago erzielte Abkommen muss von Zentralbankern und Chefs der Bankenaufsichtsbehörden abgesegnet werden. Diese treffen sich im Januar. Die finalen Vorschriften werden kurz darauf veröffentlicht und müssen dann von den nationalen Regierungen umgesetzt werden.

   Für Weidmann ist das letzte Wort noch nicht gesprochen. "Während der Verhandlungen des Baseler Ausschusses in den vergangenen Tagen in Santiago de Chile haben sich die unterschiedlichen Positionen zwar weiter angenähert und es konnten viele offene Fragen geklärt werden, eine Einigung wurde jedoch nicht erzielt", sagte er.

   (Mitarbeit: Hans Bentzien)

   Kontakt zum Autor: unternehmen.de@dowjones.com

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   November 30, 2016 12:27 ET (17:27 GMT)

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