"Sell in May" nicht sinnvoll |
13.05.2023 22:48:00
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Bank of America-Experte hält Sommer-Rally am US-Aktienmarkt für wahrscheinlich
• Sowohl technische Indikatoren als auch Saisonalitäten lassen Aufschwung erhoffen
• Suttmeier: Kaufe im Mai und verkaufe im Juli/August
Auch an der Börse herrscht in den Sommermonaten Ferienzeit und damit verbunden normalerweise auch ein Sommerloch. Das spiegelt sich auch in der Börsenweisheit "Sell in May and go away" wider. Doch so schlecht wie ihr Ruf sind die Sommermonate eigentlich gar nicht, sagt Analyst Stephen Suttmeier von der Bank of America. Er glaubt zwar, dass die Aktienkurse im Mai unter Druck geraten könnten, danach dürfte sich jedoch eine Sommer-Rally anschließen.
Historische Daten sprechen gegen Börsenweisheit
Wie "Fortune" berichtet, hat Suttmeier verschiedene Mehr-Monats-Zeiträume über mehrere Jahrzehnte hinweg analysiert und ermittelt, welche Renditen jeweils zu erwirtschaften waren. "Die Saisonabhängigkeit seit 1928 zeigt, dass [der Zeitraum] Mai bis Oktober die niedrigsten durchschnittlichen und mittleren Renditen aller Sechs-Monats-Zeiträume des Jahres aufweist", so der Experte laut dem Wirtschaftsmagazin. Was damit zunächst nach einer Bestätigung der bereits erwähnten Börsenweisheit aussieht, ist es bei einem genaueren Blick jedoch nicht. Denn wie Suttmeier weiter ausführt, sei der S&P 500 im überwiegenden Fall, nämlich in 65 Prozent der Jahre, in diesem Zeitraum gestiegen und habe eine durchschnittliche Rendite von 2,16 Prozent und eine mittlere Rendite von 3,11 Prozent erzielt. Sowohl die durchschnittliche als auch die mittlere Rendite sei für diesen Zeitraum also nicht negativ, weshalb die Strategie "Sell in May" nicht wirklich sinnvoll erscheine.
Der Mai selbst sei mit einer durchschnittlichen Rendite von -0,04 Prozent laut den Daten der Bank of America zwar einer der schwächsten Börsenmonate, jedoch seien auch im Mai die Kurse in 59 Prozent der betrachteten Jahre gestiegen. "Der Mai kann ein schwacher Monat für den [S&P 500] sein ... [aber] wenn Sie im Mai verkaufen und weggehen, könnten Sie eine Sommerrallye verpassen", so Suttmeier laut "Fortune". "Das saisonale Muster schlägt eigentlich vor, dass man im April verkauft und dann bei jeder Abwärtsschwankung im Mai zurückkauft, denn es gibt eine Tendenz, eine Sommer-Rally zu erhalten", führte der Analyst auch im Interview mit "CNBC" aus. Anleger sollten seiner Meinung nach also den eher schwachen Monat Mai für Käufe nutzen - und nicht, um in dieser Phase mit potenziell tieferen Kursen zu verkaufen. Außerdem sei Juni bis August der zweitbeste Drei-Monats-Zeitraum im Jahr, wenn man beispielsweise auf die dreimonatige Saisonalität schaue. Dann steige der S&P 500 laut den Bank of America-Daten im Durchschnitt um 3,15 Prozent. "Daher erhält man tendenziell eine Sommer-Rally", bekräftigte Suttmeier gegenüber dem US-Sender.
Statt "Sell in May and go away" sollte es laut Suttmeier daher eher "Buy in May and sell in July and August" heißen. Denn an den August schließe sich mit dem September der schwächste Börsenmonat des Jahres an und man komme in den Herbst, wo größere Korrekturen wahrscheinlicher seien. Auch bei der Betrachtung der Drei-Monats-Zeiträume habe sich laut Suttmeier gezeigt, dass der Zeitraum von August bis Oktober für die Aktienkurse am schlechtesten sei. Daher deute auch die dreimonatige Saisonalität "eher auf einen Verkauf im Juli/August als auf einen Verkauf im Mai hin. Dies bedeutet, dass der SPX dazu neigt, eine Sommer-Rally zu bekommen, und die Schwäche von Mai bis Oktober sich am hinteren Ende [des Zeitraums] abspielt", sagte er laut "Fortune".
Auch Stand der Amtszeit von Joe Biden lässt hoffen
Für steigende Aktienkurse im Sommer spreche dieses Jahr laut dem Experten auch die Theorie, dass sich die Börsenentwicklung grob am US-Präsidentschaftszyklus orientiere. Gemäß dieser Theorie erreichen die Aktienkurse im dritten Jahr der Amtszeit eines US-Präsidenten ihren Höhepunkt, bevor sie im vierten Amtsjahr vor den Wahlen wieder fallen. Da US-Präsident Joe Biden sein Amt im Januar 2021 angetreten hat, ist nun das dritte Jahr seiner Amtszeit in vollem Gange. Laut Stephen Suttmeier sei dabei in der Regel das erste Quartal an den Börsen am stärksten, die zweitbeste Performance gebe es dann aber im zweiten Jahresviertel, also von April bis Juni. "Dies deutet darauf hin, dass das Jahr drei auch eine Tendenz zu einer Sommer-Rally vor einem Rückgang im Herbst aufweist", sagte der Analyst gegenüber dem Wirtschaftsmagazin.
Technische Analyse lässt auf Kursrückgang im Mai vor Beginn der Rally schließen
Ein drittes Argument für eine bevorstehende Sommer-Rally kommt von der Charttechnik. Wie Stephen Suttmeier Ende April in einer Mitteilung an Kunden der Bank of America schrieb, die Business Insider vorliegt, würden technische Indikatoren darauf hinweisen, dass es im Mai noch zu einer Abwärtsbewegung komme, bevor sich eine Phase steigender Kurse anschließe. Das suggeriere unter anderem die erwartete Schwankungsbreite des S&P 500, die vom Volatilitätsindex VIX abgebildet wird. So habe das Verhältnis der erwarteten Volatilität des Aktienmarktes für drei Monate im Vergleich zur erwarteten Volatilität für 30 Tage unter einem Wert von 1,25 seinen Höhepunkt erreicht. "Spitzenwerte dieses Indikators unter der überkauften Schwelle von 1,25 haben im März, August und Dezember 2022 Probleme für den S&P 500 (SPX) bedeutet. Ein ähnliches Muster bildete sich Ende April im Vorfeld einer schwächeren Saisonalität im Mai, die tendenziell einer Sommer-Rally vorausgeht", schrieb Suttmeier laut Business Insider.
Wenn es zu einer Rally in den Sommermonaten kommt, erwartet der Analyst laut dem Nachrichtenportal, dass der S&P 500 bis auf 4.325 Punkte steigen könnte. Gegenüber dem aktuellen Schlusskurs von 4.124,08 Punkten entspräche dies in etwa einem Plus von 4,87 Prozent (Stand: Schlusskurs vom 12. Mai 2023). Der breite US-Index könnte damit seine Gewinne seit Jahresbeginn noch einmal deutlich ausbauen.
Redaktion finanzen.at
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