08.01.2014 21:25:00
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Badische Zeitung: Aufruhr wegen der Ausfuhr / Die jüngsten Exporterfolge befeuern die Kritik am deutschen Wirtschaftsmodell - zu Unrecht Kommentar von Ronny Gert Bürckholdt
Freiburg (ots) - Während die halbe Eurozone Wirtschaftswachstum
ersehnt, brummt der deutsche Export. Die Bundesrepublik fährt enorme
Überschüsse im Außenhandel ein. Jene Kritiker werden sich bestätigt
sehen, die in der deutschen Exportstärke den wahren Grund für die
andauernde Krise der Eurozone ausgemacht haben. Aber sie haben
Unrecht. Die Krise Eurolands hat viele Gründe. Einer liegt
tatsächlich darin, dass einige Volkswirtschaften sehr
wettbewerbsfähig sind, andere nicht. Die schwachen Staaten führten
lange viel mehr Waren ein als aus. Sie finanzierten das auf Pump.
Viele der Güter kamen aus Deutschland - Autos, Maschinen,
Chemikalien. Das ging so lange gut, bis die Zweifel wuchsen, ob die
Schulden beglichen werden können. Seit Ausbruch der Eurokrise hat
sich aber einiges getan. Es stimmt zwar, dass der deutsche
Außenhandel weiter große Überschüsse erzielt. Aber die stammen
überwiegend aus dem Handel mit Nicht-Euroländern. Ganz anders sieht
es im Handel innerhalb der Eurozone aus. Zwischen Anfang Januar und
Ende November 2013 lag der deutschen Außenhandelsüberschuss bei einer
mickrigen Milliarde Euro. Das entspricht 0,27 Prozent des
Handelsvolumens. Es kann also nicht die Rede davon sein, dass
Deutschland mit zu Dumpingpreisen produzierten Waren Europas Märkte
flutet und sich so auf Kosten anderer Eurostaaten bereichert. Diese
Daten des Statistischen Bundesamtes sollte man vorsichtig
interpretieren. Die Statistiker werten hier ein koreanisches
Smartphone, das in Rotterdam verzollt wird und von dort aus nach
Deutschland kommt, als Import aus einem Eurostaat. Schaut man sich
andere Zahlenreihen mit realitätsnaher Methodik an, die den gleichen
Fall als einen Import aus einem Nicht-Euroland werten, ändert sich
aber nichts am Trend. In fünf Jahren hat sich dieser Lesart zufolge
der Überschuss in die Euroländer halbiert. Das liegt zum Teil daran,
dass die Krisenländer notgedrungen ihre Importe drosselten.
Erfreulicherweise haben aber auch die Exporte aus Griechenland,
Portugal, Spanien angezogen, weil die Länder wettbewerbsfähiger
geworden sind. Dass die deutschen Unternehmen im globalen Handel
dennoch stark bleiben, sollte im Interesse aller Euroländer liegen.
Denn ein deutsches Auto, das etwa nach China ausgeführt wird, ist in
Wahrheit ein internationales Gemeinschaftswerk, weil viele
Vorleistungen ausländischer Zulieferer drinstecken. Man schwächte
auch sie, würde man den deutschen Exportmotor künstlich drosseln.
Wenn dennoch der US-Finanzminister erneut die deutsche Exportstärke
als Problem für die Weltwirtschaft geißelt, sollte er seinen Blick
mal auf die Eurozone als Ganze weiten. Sie macht weder große
Überschüsse noch Defizite im Außenhandel. Die Eurozone stabilisiert
in dieser Hinsicht die globale Ökonomie - anders als es die USA mit
ihren großen Außenhandelsdefiziten tun.
OTS: Badische Zeitung newsroom: http://www.presseportal.de/pm/59333 newsroom via RSS: http://www.presseportal.de/rss/pm_59333.rss2
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