26.11.2013 23:01:57
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Badische Neueste Nachrichten: Rivalitäten
Karlsruhe (ots) - Es ist, ein wenig, wie in einer guten Ehe. Wenn
der Ehemann in seinem Eifer jeden Euro gleich zweimal ausgeben will,
holt die Ehefrau ihn auf den Boden der Tatsachen zurück, weil zuerst
die Miete, das Essen und die Raten für das Reihenhaus bezahlt werden
müssen - umgekehrt ist es genau dieses Temperament, das sie an ihm
bewundert, weil es ihrem Leben etwas von seiner Routine nimmt und es
dadurch aufregender wird. Bei vielen Paaren macht ja erst diese
Unterschiedlichkeit den Reiz aus - hier Angela Merkel, der
Kopfmensch, und dort Sigmar Gabriel, der Bauchpolitiker. Jede
Koalition ist nur so gut wie das Verhältnis ihrer Protagonisten. Sie
müssen sich nicht duzen, sie müssen sich nicht groß mögen und auch
nicht immer einer Meinung sein - aber sie sollten sich respektieren
und einander vertrauen können. Die Kanzlerin, der SPD-Vorsitzende und
CSU-Chef Horst Seehofer kennen sich lange genug, um zu wissen, was
sie sich wechselseitig zumuten können. Anders als Guido Westerwelle,
der auch viele seiner künftigen Koalitionspartner vor vier Jahren mit
seiner rechthaberischen, lauten Art verprellt hat, hat Gabriel
deshalb nach der Methode Merkel verhandelt: ruhig, unaufgeregt, sich
selbst zurücknehmend - zumindest nach außen hin. Natürlich verfolgt
der frühere Umweltminister auch eigene Ziele, er will schließlich
selbst noch Kanzler werden. Dazu aber muss er nicht nur beweisen,
dass Sozialdemokraten sich nicht vor der Verantwortung drücken. Er
musste auch, so paradox das klingt, seinen Frieden mit der
Amtsinhaberin machen, die bei der nächsten Bundestagswahl nicht mehr
seine Koalitionspartnerin, sondern seine Kontrahentin sein wird.
Nachdem Gabriel vor drei Jahren Journalisten einen Teil seiner
SMS-Korrespondenz mit ihr gezeigt hatte, war das bis dahin gute
Verhältnis der beiden empfindlich gestört: Aus Wut über die
Indiskretion ignorier- te die Kanzlerin ihn monatelang. Mittlerweile
reden sie zwar wieder ausgesucht freundlich mit- und übereinander,
ein Schuss Misstrauen aber ist bei der CDU-Chefin stets dabei. Aus
ihrer Sicht hat Gabriel noch eine Bringschuld. Vier Jahre nach dem
Ende der letzten Großen Koalition steht nun auch ihre ganz
persönliche Arbeitsbeziehung vor einer neuen Bewährungsprobe. Gelingt
es Gabriel, Loyalität und Ehrgeiz in Balance zu halten? Hat sie die
Courage, ihm gelegentlich seine Grenzen aufzuzeigen? Es ist ein
Experiment mit ungewissem Ausgang. Je näher die nächste Wahl rückt,
umso größer werden die Fliehkräfte sein, nicht nur in der SPD ganz
allgemein, sondern auch bei Gabriel selbst. Irgendwann wird sie ihn
nicht mehr auf den Boden der Tatsachen holen können, weil er nur noch
auf eigene Rechnung arbeitet.
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Pressekontakt: Badische Neueste Nachrichten Klaus Gaßner Telefon: +49 (0721) 789-0 redaktion.leitung@bnn.de
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