02.09.2013 18:14:58

Allg. Zeitung Mainz: Lebensmüde / Kommentar zu Pensionen und Renten

Mainz (ots) - Wer immer sich drei Wochen vor einer Wahl mit den Beamten anlegt, muss entweder politisch lebensmüde sein oder nichts mehr zu verlieren haben. Zumindest Letzteres trifft auf Peer Steinbrück zu. Nur so ist sein Vorstoß beim Thema Renten und Pensionen zu erklären. Die Staatsdiener verstehen bei denen, die über ihre Privilegien auch nur reden, keinen Spaß. Dabei hat Steinbrück, wenn er dies tatsächlich so verstanden wissen wollte, schlicht und einfach recht: Deutschland kann sich seine Beamten schon lange nicht mehr leisten. Das ist keine gehässige Feststellung, sondern durch Zahlen gedeckte Realität. Der Barwert der Pensionsverpflichtungen ist so hoch wie die Gesamtverschuldung aller öffentlichen Haushalte - Tendenz stark steigend. Bis 2040 rollt eine Pensionierungswelle, die vor allem die Länder dazu zwingen wird, jeden fünften oder sogar vierten Euro für Ruhestandsbezüge aufzubringen. Und nach Erkenntnissen des Statistischen Bundesamtes ist die durchschnittliche Pension eines Beamten mehr als doppelt so hoch wie die mittlere Rente. Die von Angela Merkel und anderen bemühten niedrigen Besoldungsgruppen sind darin eingerechnet. Sie drücken den Schnitt nur bedingt, denn etwa 80 Prozent der Beamten haben studiert und sind entsprechend bezahlt. Dies sei ihnen gegönnt. Die Frage, wer sie in Zukunft bezahlen soll, muss trotzdem erlaubt sein. Die Antwort auf sie gehört zu den vielen unterdrückten Wahrheiten dieses Staates. Und ob es sozialverträglich ist, dass es gleichzeitig der Durchschnittsrentner schon in fünfzehn Jahren schwer haben wird, ohne zusätzliche private oder betriebliche Vorsorge noch die statistische Armutsgrenze zu knacken, muss jeder selbst wissen.

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