12.06.2014 19:35:58

Allg. Zeitung Mainz: Fußball ist nicht alles / Kommentar zu Brasilien

Mainz (ots) - Der Satz des brasilianischen Pfarrers, evangelisch-lutherisch, wird dem Reporter immer im Gedächtnis bleiben: "Wir sitzen tief in der Sch...., aber wir haben Fußball und Samba." Das war vor einem Vierteljahrhundert, zu Zeiten, da die Inflation in Brasilien permanent derart eskalierte, dass in regelmäßigen Abständen jeweils drei Nullen an den Geldsummen gestrichen wurden und nur die Währungsbezeichnung zwischen "Cruzeiro" und "Cruzado" wechselte. Brasilien war und ist ein phantastisches Land mit phantastischen Möglichkeiten, unendlich weit über Fußball und Samba hinaus. Etwa ab dem Jahr 2000, einhergehend mit der Präsidentschaft des zuvor von der politischen Rechten als "Linksfaschist" verschrienen Lula, wurde die wirtschaftliche Situation spürbar besser. Mehr Erz, Soja und Fleisch konnten exportiert, beträchtliche Ölvorkommen nutzbar gemacht werden. Weil aber die Wurzel allen Übels nicht zu packen war, geht es mittlerweile wieder bergab mit Brasiliens Wirtschaft. Die Wurzel allen Übels ist: Korruption auf allen Ebenen und ein Bediensteten-Apparat in Politik und öffentlicher Verwaltung, der in vielen Teilen bis ins Groteske hinein ineffizient und überdimensioniert ist. Und nun ergibt sich die bizarre, vielleicht aber deshalb auch besonders erhellende Situation, dass ausgerechnet im von Korruption unsäglich heimgesuchten WM-Land Brasilien chronisch mafiöse Machenschaften der Fifa erneut im hellen Sonnenlicht stehen. Dass vor einem Vierteljahrhundert fast niemand in Brasilien gegen Missstände protestierte, wurde gerne mit der "Leidensfähigkeit" der Brasilianer erklärt. Wenn es mit der ein Ende hätte - es wäre vermutlich nicht schlecht. Denn Fußball und Samba sind nicht alles.

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Pressekontakt: Allgemeine Zeitung Mainz Florian Giezewski Regionalmanager Telefon: 06131/485817 desk-zentral@vrm.de

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